Wie ein Dummkopf Liebe, Frieden und Glück fand
Yoga, Buddhismus, Spiritualität, Humor
Nils Horn, Hamburg 2022
Geschichten geben uns Kraft und Optimismus. Sie erheben uns über das Grau des Alltags. Die meisten Geschichten sind frei nacherzählt aus dem Buch Tibetische Weisheitsgeschichten von Surya Das. Zum Schluss gibt es einige lustige Geschichten aus meinem derzeitigen Leben. Mögen alle Leser und Leserinnen das Glück, die Liebe und den Frieden in ihrem Leben finden.
Wo finden wir Frieden, Liebe und Glück
Der Friedenstifter
Der Dalai Lama und die Ameise
Auch ein dummer Mönch kann das Glück finden
Wie ein Dummkopf zur Erleuchtung kam
Erleuchtung durch einen Pups
Die beste spirituelle Praxis
Der Meister der Gedankenarbeit
Der Mantra-Mann
Der glückliche Pilger Ben
Der alte Zen-Meister trifft eine junge Frau
Aufnahmeprüfung im Himmel für Buddhisten
Erleuchtung ist ganz einfach
Die alte Frau bekommt ein Geschenk
Meister Chandra beweist die Reinkarnation
Der Buddha, die Blume und das Glück
Wie meditiert man richtig?
Acht Dämonen, die bei der Meditation auftauchen können
Guter Guru und schlechter Guru
Der alte Meister sucht sich eine Frau
Beziehungen als Wachstumsweg
Der Yogi Milarepa
Der traurige Erleuchtete
Der Dalai Lama hilft einem armen Mann
Traumata auflösen
Der Gott der Weisheit
Muss ein spiritueller Mensch ein Vegetarier sein?
Gutes und schlechtes Karma
Wie gewinnt man innere Kraft und Selbstdisziplin?
Chöd, das Durchschneiden des Egos
Acht Buddhisten streiten über die Zufluchtnahme
Die Essenz aller spirituellen Wege
Ich brauche nichts
Der heilige Narr
Der blinde Kunala
Wie überzeugt man einen Skeptiker?
Der Naga-Buddha oder das Spiel der Energie
Das Leid einer ehemaligen Prostituierten
Helfen Gebete?
Die zehn Dämonen auf dem spirituellen Weg
Im Einklang mit der Natur leben
Die Reine Land Sicht
Wie man in seinem Leben glücklich wird
Eine Zukunftsvision. Wie erhalte ich ein gutes Karma?
Aus einem Asketen wird ein Beziehungsmensch
Wie ich meinen spirituellen Weg fand
Meine Erleuchtungserfahrungen
Was ist spirituelle Energie?
Die wichtigsten Techniken der Erleuchtung
Nils der Psychotherapeut
Lebe erleuchtet
Gedanken beim Spazierengehen
Die Einheit aller Religionen und der individuelle Weg
Der alte Meister wird 70 Jahre alt
Der Uhu und das Ego

Wo finden wir Frieden, Liebe und Glück
Es war einmal ein kleiner Yogi, der war auf der Suche nach dem großen Glück. Er wünschte sich ein Leben voller Frieden, Liebe und Harmonie. Doch leider war die Welt um ihn herum sehr unharmonisch. Es gab Hunger, Leid und Krieg auf der Welt. Auch in seiner persönlichen Umgebung war das Leben ein beständiges Chaos. Menschen starben. Menschen wurde krank. Menschen litten am Leben.
Das begann bereits in der Schule. Alle strebten danach gute Leistungen zu erbringen. Wer viel leistete, wurde belohnt. Er würde später einen guten Beruf und ein gutes Leben haben. Das war das große Versprechen. Doch viele Menschen scheiterten an dem ständigen Leistungsdruck. Viele waren einsam. Viele hatten Ängste und Depressionen. Viele waren psychisch und körperlich krank.
Wissenschaftlich ist erwiesen, dass die meisten Menschen in den westlichen Gesellschaften im Laufe ihres Lebens immer unglücklicher werden. So kommen glücklich auf die Welt und verlassen sie unglücklich. 50 Prozent der Sechsjährigen gehen noch „sehr gerne“ in die Schule, 13-Jährige tun dies nur noch zu 16 Prozent. Wir sehen hier einen gravierenden Glücksverlust, der sich später im Leben noch fortsetzt. Wir leben in einer kranken und krankmachenden Gesellschaft. Wenn wir in einer kranken Gesellschaft leben, dann müssen wir gegen den Strom schwimmen, wenn wir glücklich sein wollen. Statt das Glück im Außen sollten wir das Glück im Inneren suchen. Wir sollten meditieren, an unseren Gedanken arbeiten und gut für uns sorgen. In einer materiellen Welt sollten wir spirituell leben. Das ist das Geheimnis des Glücks.
Wir sollten uns gesund ernähren, Schadstoffe vermeiden, Sport treiben, meditieren und positiv denken. Dadurch kann man auf eine einfache Weise sein allgemeines Glücksniveau um bis zu 40 % anheben. Man kann durch eine gesunde Lebensweise im Durchschnitt 14 Jahre länger leben. Wir müssen es nur konsequent umsetzen. Wir sollten uns mit den Erkenntnissen der Glücksforschung befassen und sie in unseren Alltag integrieren. Wir sollten einen klaren Entschluss fassen, einen guten Plan machen und den Plan mindestens vier Wochen mit großer Disziplin durchführen, bis sich unser Unterbewusstsein daran gewöhnt hat. Dann geht es leichter.
Das größte Glück winkt uns auf dem spirituellen Weg durch das Ziel der Erleuchtung. Je mehr wir investieren, desto schneller erreichen wir unser Ziel. Den Weg finden wir in den Yoga-Schriften und in den Lehren Buddhas. Es genügt nicht einen Deko-Buddha in der Wohnung aufzustellen. Wir sollten selbst ein Buddha werden. Buddha lehrte: „Sei dir selbst eine Insel.“ Das ist eine gute Lehre für die heutige Zeit. Wir sollten in uns selbst Sicherheit, Liebe und Glück finden. Dann gelingt unser Leben auch in einer schwierigen äußeren Welt.
Der Friedenstifter
Zwischen zwei Dörfern in Tibet herrschte Krieg. Ein alter Lama beschloss Frieden zwischen den Menschen zu stiften. Er wanderte zu den abgelegenen Dörfern und setze sich auf den schmalen Gebirgspfad, durch den die beiden Dörfer verbunden waren. Wenn die Männer der Dörfer gegeneinander Krieg führen wollten, mussten sie an ihm vorbeireiten. Der alte Lama zündete ein kleines Feuer an und begann mitten auf dem Weg zu meditieren.
Nach kurzer Zeit sprach es sich in den beiden Dörfern herum, dass der Weg von einem verrückten alten Mann blockiert wurde. Männer beider Dörfer wurden losgeschickt, um den alten Lama vom Gebirgspfad zu vertreiben. Sie bewaffneten sich mit Schwertern und Gewehren und ritten wütend auf ihren Pferden los. Beim Lagerfeuer des alten Lamas trafen sich die beiden Gruppen der Krieger. Der Lama bat sie sich erst einmal zu ihm zu setzen und ihm gründlich den Grund des Krieges zu erklären. So saßen alle um das Lagerfeuer herum und diskutierten. Sie konnten sich über den tieferen Grund des Krieges nicht einigen. Die Fehde zwischen den Dörfern dauerte schon viele Jahrhunderte an. Viele Männer war in dieser Zeit gestorben. Viele Frauen und Kinder waren unglücklich geworden. Aber die Ursache des Krieges war in Vergessenheit geraten. Der Hass zwischen den Dörfern jedoch war bestehen geblieben.
Der alte Lama versuchte zwischen den Kriegern zu vermitteln. Durch seine friedliche Ausstrahlung wurden sie im Laufe der Zeit immer ruhiger. Zum Schluss tranken sie alle gemeinsam Chang (tibetisches Bier) und vertrugen sich wieder. Sie beschlossen statt sich zu bekämpfen jedes Jahr ein gemeinsames Fest zu feiern. Dort konnten sie sich dann im Bogenschießen und im Liedsingen messen, ohne sich gegenseitig töten zu müssen. Der alte Lama stellte fest, dass erleuchtete Energie ansteckend ist und reiste zufrieden weiter zum nächsten unfriedlichen Dorf. (Frei nacherzählt aus Tibetische Weisheitsgeschichten)
Der Dalai Lama und die Ameise

Der Dalai Lama besuchte eine große Friedenskonferenz in Frankreich. Alle redeten über die umfassende Liebe und den Weltfrieden. Wie konnte in dieser schweren Zeit, wo sich die Atommächte gegenseitig mit der totalen Vernichtung bedrohen, Frieden auf der Welt geschaffen werden? Da erblickte der Dalai Lama zu seinen Füßen eine klitzekleine Ameise. Sie hatte sich im großen Saal verlaufen und drohte von den Füßen der Gäste zertrampelt zu werden. Der Dalai Lama beugte sich liebevoll zu der Ameise herunter. Er hob sie zärtlich mit seinen Händen auf und trug sie nach draußen ins Freie. Dort segnete er sie. Glücklich krabbelte die Ameise davon. Sie war gerettet. So geht Weltfrieden. Wir beginnen dort, wo wir gerade sind. Wir helfen dem Wesen, dem wir gerade helfen können. Und wir verbinden diese Hilfe mit einem Mantra, mit dem wir allen Wesen Glück wünschen. Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben.
Ich habe heute auch schon eine gute Tat getan. Ich habe eine kleine Spinne in meinem Wohnzimmer entdeckt. Hilflos saß sie auf dem Fußboden und wusste nicht, wie sie diesem für sie lebensfeindlichen Raum entkommen konnte. Ich ergriff sie vorsichtig mit einem Taschentuch, um sie bei der Rettungsaktion nicht zu zerdrücken. Dann trug ich sie nach draußen in die grüne Natur, wo sie ihren Lebensweg auf ihre Art fortsetzen konnte. Ich segnete sie mit einem Mantra. Dadurch wurde mir heute die Einheit der Natur bewusst und eine kleine Spinne brachte mich in die Liebe und ins Glück.
Auch ein dummer Mönch kann das Glück finden
Es waren einmal zwei Brüder. Sie lebten zur Zeit Buddhas in Indien. Als sie eines schönen Tages auf Buddha trafen, waren sie sofort begeistert und traten dem Mönchsorden bei. Soweit so gut. Nur waren die Brüder sehr unterschiedlich. Der eine war sehr klug und war bei den Mitmönchen sehr anerkannt. Der andere Bruder war sehr dumm. Er konnte weder lesen noch schreiben. Wenn jemand ihm etwas sagte, dann vergaß er es sofort. Die vielen klugen Lehrreden Buddhas waren ihm ein Rätsel. Er konnte den Sinn dahinter nicht verstehen. Er wirkte wie fehl am Platz im Orden. Die Mönche konnten nicht wirklich etwas mit ihm anfangen.
So saß er eines Tages traurig auf seinem Platz im Orangenhain, als Buddha vorbeikam. Buddha hatte Mitleid mit dem Dümmsten seiner Mönche. Er überlegte, wie er ihn spirituell voranbringen konnte. Buddha gab dem dummen Mönch eine einfache Aufgabe. Er ließ ihn jeden Tag von morgens bis abends den Platz fegen und die Schuhe der Mönche putzen. Dabei sollte der Mönch das Mantra sagen: „Entferne den Staub. Entferne den Schmutz.“ Dieses Mantra konnte der Mönch sich gerade noch merken.
Also begann er tagaus tagein den Platz mit einem Besen zu fegen und die Schuhe der Mönche zu putzen. Das praktizierte er neun Monate lang. Dann begann er über sein Mantra nachzudenken. Er fragte sich, ob Buddha mit dem Mantra den äußeren Staub meinte oder die inneren Unreinheit in seinem Geist. Er kam zu dem Ergebnis, dass die innere Reinheit wichtiger ist als die äußere Reinheit. Also konzentrierte er sich vor allem auf die innere Reinheit. Wenn ihm Gedanken der Anhaftung an weltliche Dinge kamen, dann setzte er sein Mantra gegen diese Gedanken ein. Wenn er mit seinem Leben unzufrieden war und Dinge ablehnte, die in sein Leben traten, dann sprach er sein Mantra und sein Geist wurde klar.
Insbesondere hatte er schon nach kurzer Zeit keine Lust mehr den Fußboden zu fegen und die Drecksarbeit für die anderen Mönche zu erledigen. Alle lernten die heiligen Worte Buddhas, meditierten und lustwandelten. Und der dumme Mönch musste immer nur den Fußboden fegen. Der Mönch wurde im Laufe der Zeit immer unzufriedener mit seiner Situation. Das war eine große Herausforderung für seinen Geist.
Eines Tages kam Buddha wieder vorbei und bestätigte den Mönch: „Der Staub ist das Anhaften an den weltlichen Genüssen. Ein Weiser macht seinen Geist frei von der Anhaftung an die Welt. Der Schmutz ist die Wut, die Ablehnung, die im Geist eines Unweisen oft aufsteigt. Ein Weiser nimmt die Dinge so an, wie sie sind. Ein Weiser konzentriert sich auf das erleuchtete Sein und die Liebe zu seinen Mitwesen. Ein Weiser konzentriert sich darauf ein Buddha zu sein und sich wie ein Buddha zu verhalten.“
Bei diesen Worten Buddhas wurde der Geist des dummen Mönches plötzlich frei. Er erwachte für eine kurze Zeit in das reine Sein im Hier und Jetzt. Er hatte den Sinn seines Mantras verstanden. Er praktizierte seinen einfachen Weg noch einige Jahre, bis seine Erleuchtung stabil war. Dann beauftragte ihn Buddha in die Welt hinauszugehen und allen Menschen spirituell zu helfen, die genauso dumm waren wie der Mönch. Diese Menschen konnte er mit seinen einfachen Worten erreichen und ins Licht führen. Aus der Klarheit seines Erleuchtungsbewusstseins konnte er genau erkennen, was die Menschen jeweils brauchten, um spirituell voran zu kommen.
Diese Geschichte stammt aus dem Buch „Tibetische Weisheitsgeschichten“. Eine ähnliche Geschichte erhielt ich vor vielen Jahren von meinem Meister Mantak Chia. Die Geschichte handelt von einer westlichen Frau, die nach Tibet reiste, um dort eine Nonne zu werden. Der oberste Lama des Klosters erkannte, wie verspannt der Geist der Nonne war. Er gab ihr deshalb die Aufgabe die Wege des Klosters zu fegen. Das tat sie drei Jahre jeden Tag. Dadurch erdete sie sich immer mehr und wurde immer ruhiger. Aber leider hatte sie nach drei Jahren keine Lust mehr immer nur den Fußboden zu fegen. Sie verließ das Kloster und ging zu einem anderen buddhistischen Kloster. Aber auch dort bekam sie die Aufgabe den Fußboden zu fegen. An den höheren Belehrungen durfte sie nicht teilnehmen.
Bereits nach einem Jahr hatte sie die Nase voll und gab ihr Leben als Nonne auf. Sie reiste zurück in den Westen, wo sie auf Meister Mantak Chia traf. Er erkannte, dass sie durch ihre vier Jahre als Nonne innerlich bereits sehr gereinigt war. Er zeigt ihr eine einfache Technik, mit der die Kundalini-Energie aktiviert werden konnte. Diese Technik nennt sich den kleinen Energiekreislauf. Mit dieser Technik gelangte die ehemalige Nonne dann sehr schnell zum inneren Frieden, ins Glück und zur Erleuchtung.
Wie ein Dummkopf zur Erleuchtung kam
Es war einmal ein armer, einfältiger Kuhhirte. Er war so dumm, dass er nichts anderes tun konnte als Kühe zu hüten. Und selbst das überforderte ihn manchmal. Das ganze Dorf ging regelmäßig zu einem erleuchteten Meister, um spirituelle Weisheit zu erlangen. Aber der arme Kuhhirte durfte nicht mitkommen. Die Menschen meinten, dass er zu dumm sei selbst eine einfache Weisheit zu begreifen. Deshalb nannten sie ihn Dummkopf. Dabei waren die Dorfbewohner selbst auch ziemlich dumm. Sie verstanden zwar die Worte des Lama, aber sie waren nicht weise genug, um sie auch konsequent zu praktizieren. So blieben sie ihr Leben lang unerleuchtet, obwohl sie einen wundervollen Lama hatten.
Der Lama merkte, dass sie seine höheren Weisheiten nicht umsetzten konnten. Deshalb gab er ihnen ein einfaches Mantra, damit sie wenigstens halbwegs auf dem spirituellen Weg blieben. Durch das Mantra konnten sie sich mit den Buddhas und Bodhisattvas verbinden. So würden sie Leben für Leben ein kleines Stück auf dem spirituellen Weg ins Licht geführt werden. Die Menschen waren sehr stolz auf ihr Mantra. Sie erklärten dem Dummkopf, dass das Mantra geheim sei und sie es ihm deshalb nicht verraten dürften. Da wurde der Dummkopf sehr traurig. Er würde ewig dumm und unerleuchtet bleiben.
Eines Tages packte er seine Sachen und schlich sich aus dem Dorf. Heimlich machte er sich auf den Weg zu dem Lama. Erst wollten die Schüler ihn nicht in das prachtvolle Haus des Lamas hineinlassen. Aber der Dummkopf war sehr stark und drängte sich gewaltsam durch die Tür. Er wollte sich nicht auch noch von den Schülern des Meisters von seinem Glück abhalten lassen, wo er doch schon den langen Weg hin zum Wohnsitz des Meisters gegangen war.
Der Meister saß im großen Saal prunkvoll auf einem Thron. Um ihn herum knieten die Menschen, um seinen Segen zu bekommen. Der Dummkopf kannte sich mit den zeremoniellen Vorschriften nicht aus. Er ging direkt zum Thron und wollte dem Meister zur Begrüßung die Hand schütteln. Der Meister schrie ihn an: „Dummkopf, was soll das?“ Dabei schlug er mit seiner Gebetskette, um den aufdringlichen Kuhhirten abzuwehren.
Der bedankte sich bei dem Lama, weil er dachte, er hätte jetzt auch ein heiliges Mantra erhalten. Zufrieden wanderte er zurück in sein Dorf und hütete weiterhin die Kühe. Immer wenn jetzt ein unweiser Gedanke in ihm aufstieg, dann dachte sein Mantra „Dummkopf, was soll das“ und schlug sich dabei mit der Hand auf den Kopf. Das praktizierte er so lange und konsequent, dass seine dummen Gedanken eines Tages zur Ruhe kamen. Er versank in eine glückselige Meditation. Seine spirituelle Energie erwachte und in ihm entwickelten sich Heilkräfte. Das bemerkten seine Mitmenschen. Wenn sie eine Krankheit plagte, kamen sie zu ihm. Und er heilte sie mit seinem Mantra. Wenn er sein Mantra dachte und dabei leicht gegen ihren Körper klopfte, übertrug sich seine spirituelle Energie auf sie. Das führte oft zur Heilung. So wurde er langsam immer berühmter.
Auch erleuchtete Menschen können alt und krank werden. Als der Lama älter wurde, erkrankte er schwer und drohte zu sterben. Voller Panik riefen seine Schüler den berühmten Heil-Yogi. Der kam auch sofort angereist, rief immer wieder zu dem Lama „Dummkopf, was soll das?“ und schlug ihn dabei kräftig mit seiner Hand. Der Lama erkannte sofort den Kuhhirten und musste wegen dessen großer Dummheit laut lachen. Wie konnte ein Mensch diese Worte für ein heiliges Mantra halten? Er lachte so sehr, dass seine Krankheit verschwand und das Leben in ihn zurückkehrte.
Aus Dankbarkeit weihte er den dummen Kuhhirten jetzt wirklich in den spirituellen Weg ein. Da er ein großer Dzogchen-Meister war, konnte er dem Kuhhirten direkt das Erleuchtungsbewusstsein übertragen. Immer wenn der dumme Kuhhirte jetzt aus dem Erleuchtungsbewusstsein herzufallen drohte, dachte er nur sein Mantra „Dummkopf, was soll das“. So blieb er immer in der Erleuchtung und wurde selbst ein Lama. Allerdings war er jetzt der dümmste Lama, der den Menschen nur sein einfaches Mantra weitergeben konnte. Aber da es viele dumme Menschen in seinem Land gab, versammelte sich bald eine großer Schülerschaft um ihn.
Erleuchtung durch einen Pups
Tursi war eine junge schüchterne Frau. Sie lebte vor zweihundert Jahren in Tibet. Sie war das Kind reicher Eltern und verbrachte ihre Kindheit in großem Wohlstand. Gerade deshalb erkannte sie früh die Sinnlosigkeit des äußeren Reichtums und begann das Glück in sich selbst zu suchen. So kam sie in Kontakt mit dem tibetischen Buddhismus.
Damals gab es viele große erleuchtete Meister in Tibet. In der Nähe von Tursis Wohnort befand sich ein berühmtes Kloster, das von dem großen Khenpo Yonga geleitet wurde. Khenpo Yonga war ein Schüler des noch berühmteren Patrul Rinpoche, der durch sein Buch „Die Worte meines vollendeten Lehrers“ bis in die heutige Zeit bekannt ist. Dieses Buch ist die beste und zugleich verständlichste Erklärung des tibetischen Buddhismus, die mir bekannt ist. Ich habe es auch gelesen. Und beim Lesen ging die Energie des Buches spürbar in mich ein und in der Nacht erschien mir Patrul Ripoche im Traum. Aber diese Geschichte hier soll nicht von mir, sondern von Tursi handeln. Obwohl es zwischen uns gewisse Ähnlichkeiten gibt. Auch ich bin eher schüchtern, sensibel, zart und leicht verletzlich.
Und mein Vater war ein großer Pupsmeister. Als Steuerberater wurde er einmal mit seiner Familie, also meiner Mutter und mir, zu einer reichen adligen Frau in einem Schloss eingeladen. Die Gräfin schwebte in ihrem wallenden Gewand die Empfangstreppe herunter und begrüßte feierlich meinen Vater. Der antwortete daraufhin mit einem lauten Pups, der krachend seinem Hintern entfuhr. Mein Vater rief fröhlich: „Was raus muss, muss raus.“ Die Gräfin umging diese peinliche Episode mit einem süffisanten Lächeln. Meine Mutter versank vor Scham in der Erde. Und ich lernte, dass Furze in hochherrschaftlicher Gesellschaft unpassend sind.
Tursi besuchte oft das Kloster von Khenpo Yonga und hörte seine Vorträge. Als Frau durfte sie nicht im Mönchskloster übernachten. Deshalb brachte sie ein kleines Zelt mit, das sie vor den Klostermauern aufbaute. Dort verbrachte sie die Nächte und meditierte viel. Auch hier gibt es wieder eine Parallele zu mir. Als der Dalai Lama 1998 seine Belehrungen in einer großen Retreathalle in der Lüneburger Heide gab, übernachtete ich in einem kleinen Zelt am Rande des Retreatgeländes. Und der Dalai Lama segnete mich, gerade weil ich so klein und traurig auf ihn wirkte. Er war gekommen um die Welt zu retten. Seine Liebe galt besonders den Kleinen und Schwachen, weil sie seine Hilfe besonders brauchten. Jedenfalls trat ich spürbar in die spirituelle Energie des Dalai Lama ein, während er das Bodhisattva-Ritual vollzog.
Bei Tursi muss es so ähnlich gewesen sein. Zwar wurde sie von den anderen Mönchen oft gehänselt, weil sie so verletzlich war. Sie trieben ihre wilden Scherze mit ihr. Aber der Khenpo liebte sie. Er sah vor allem das Positive in ihr. Er sah ihre Ernsthaftigkeit, ihre Liebe und ihre Ausdauer. Weil sie sich geliebt fühlte, blieb sie viele Jahre bei Khenpo Yonga. Dadurch erlangte sie einen hohen Zustand der inneren Reinigung. Es war nur noch ein kleiner Schritt zur Erleuchtung.
Eines Tages standen die Mönche in einer langen Reihe vor dem Khenpo, um seinen Segen zu empfangen. Wie es traditionell üblich war, legte der Khenpo jedem Schüler seine Hand auf den Kopf, übertrug ihm etwas Energie und öffnete dadurch das Scheitelchakra. Das Scheitelchakra ist die Eingangspforte zur Erleuchtung. Deshalb handelte es sich hier um ein sehr hohes und feierliches Ritual.
Als Tursi an die Reihe kam, bemerkte der Meister mit seinem Energiegespür, dass ein Pups im Darm von Tursi festsaß und sie quälte. Statt ihr seine Hand auf den Kopf zu legen, ballte er eine Faust und schlug sanft Tursi in den Bauch. Krachend löste sich der Furz und entfuhr stinkend ihrem Po. Die Mönche lachten laut auf. Tursi erstarrte vor Scham in einem Schock. Alle Gedanken kamen zur Ruhe und sie fiel in einen Zustand jenseits aller Gedanken. Der Meister streckte seinen Zeigefinger vor ihren Augen in die Luft und rief: „Das ist es. Das bist du.“ In dem Moment gelangte Tursi zu Erleuchtung. Der Meister hatte die Gelegenheit gut ausgenutzt und sie durch einen Pups zur Erleuchtung gebracht. Mit einem Schlag hatte er die Verspannungen in ihrem Bauch aufgelöst, so dass sich die Erleuchtungsenergie dauerhaft in ihr halten konnte. Der Bauch ist der große Energiespeicher des Menschen. Sammelt sich die Energie im Bauch, hat der Mensch dauerhaft innere Kraft.
Tursi blieb aber auch nach ihrer Erleuchtung verletzlich und sensibel. Sie bewies, dass auch schwache sensible Menschen zur Erleuchtung kommen können, weil die Erleuchtung letztlich über allen menschlichen Eigenschaften ist. Man kann lachen oder weinen, traurig oder wütend, und trotzdem erleuchtet sein. Hohe Sensibilität hat den Vorteil, dass man sich gut in andere Menschen hineinversetzen kann. Allerdings muss man dann auch sehr klug mit den Energien des Lebens umgehen. Darin war Tursi später eine Meisterin.
Als die Zeit ihres Todes kam, setzte sie sich in die Meditation und vollzog ein Sterberitual, mit dem sie ihre spirituelle Energie aktivierte. So konnte sie im Zustand des Gleichmuts und inneren Glücks sterben. Laut Bericht verweilte sie noch drei Tage nach ihrem Tod mit ihrem Bewusstsein in ihrem Körper. Das ist im tibetischen Buddhismus der Beweis, dass das Bewusstsein den Tod des Körpers überlebt. Ihr Herzchakra blieb warm und die Menschen konnte ihre starke spirituelle Energie spüren. Tursi war beim Sterben mit dem Klaren Licht der Erleuchtung verschmolzen und hatte die höchste Stufe der Erleuchtung erreicht. Sie war eins mit der Göttin Tara geworden. Sie bekam ein eigenes Stupa (ein Grabmal mit der Asche des Erleuchteten), wie es für große Erleuchtete üblich war.
Die beste spirituelle Praxis
Ein tibetischer Mönch hatte gehört, dass man durch die Praxis des meditativen Gehens zur Erleuchtung kommen kann. Also wanderte er zum Tempel seines erleuchteten Meisters und umrundete Tag für Tag den Tempel. Das machte er einige Jahre. Im Laufe der Zeit wurde er immer friedlicher und glücklicher. Er spürte, dass durch das tägliche Gehen Glückshormone ausgeschüttet wurden. Sie machten seinen Körper gesund und seinen Geist glücklich. Aber zur Erleuchtung gelangte er alleine dadurch nicht.
Da kam plötzlich der alte Meister aus dem Tempel heraus und stellte sich ihm mitten in den Weg. Er erklärte dem Mönch: „Gehen alleine genügt nicht. Du musst auch an deinen Gedanken arbeiten und deinen Geist auf das spirituelle Ziel ausrichten. Dafür ist es hilfreich, wenn du zuerst die buddhistische Lehre grundlegend verstehst und die heiligen Schriften liest. Danach gebe ich dir ein Mantra, das für dich hilfreich ist und die Essenz dieser Schriften darstellt.“
Der Mönch begann jetzt neben seinem täglichen Gehen auch noch einige Stunden in der Tempelbibliothek zu lesen und die buddhistische Lehre zu studieren. Er dachte gründlich darüber nach und gelangte so zu einem immer tieferen Verständnis des spirituellen Weges. Er achtete auf seinen Körper, seine Gedanken, seine Gefühle und seine Umwelt. Auch dadurch wurde er im Laufe der Zeit immer friedlicher und glücklicher.
Eines Tages stellte sich sein Meister ihm wieder in den Weg und rief: „Gehen und Gedankenarbeit alleine genügen nicht. Du brauchst auch ein Mantra, durch das du dich mit der Energie deines erleuchteten Meisters verbindest.“ Der Meister gab dem Mönch das Mantra „Om Mani Padme Hum“. Der Mönch sollte sich dabei mit dem Erleuchtungsbewusstsein seines Meisters verbunden fühlen. Das Wort Mani bedeutet Juwel oder großer Schatz. Der größte Schatz ist das Erleuchtungsbewusstsein. Der Mönch umrundete weiterhin den Tempel, dachte dabei sein Mantra und verband sich mit der Energie seines Meisters. Mit jeder Runde reinigte er sich geistig immer mehr. Er spürte, wie die spirituelle Energie in ihm wuchs.
Da stellte sich sein Meister ihm wieder in den Weg und meinte: „Ein Mantra, das Gehen und die Achtsamkeit auf die Gedanken genügen nicht für die Erleuchtung. Du solltest jeden Tag auch mindestens drei Stunden meditieren.“ Also setzte sich der Mönch nach dem Gehen und dem Lesen in den heiligen Schriften auch noch drei Stunden in den Meditationssitz. Er spürte, wie seine Energie immer mehr zunahm und er innerlich immer glücklicher und friedlicher wurde. Das Meditieren geschah von alleine. Bald meditierte der Mönch nicht nur drei, sondern sechs, sieben und manchmal auch zehn Stunden am Tag. Er schlief weniger und meditierte dafür mehr.
Plötzlich tauchte wieder sein Meister auf und behauptete: „Meditieren, gehen, lesen und die Achtsamkeit auf die Gedanken genügen nicht für die Erleuchtung. Du solltest auch dein Leben dem Glück aller Wesen widmen.“ Ab jetzt verbeugte sich der Mönch vor jedem Wesen, dem er begegnete. Er schickte ihm Licht und wünschte ihm Frieden, Liebe, Glück und Erleuchtung. Dadurch veränderte sich sein Bewusstsein und er brach in eine Dimension des Lichts durch. Er spürte das Licht in sich, um sich herum und in seiner gesamten Umwelt. Angestrengt übte er weiter, um sein Erleuchtungsbewusstsein zu stabilisieren und zu vertiefen.
Da stand plötzlich wieder sein Meister vor ihm und erklärte: „Das angestrengte spirituelle Üben genügt jetzt nicht mehr. Lass alles los und sei einfach der, der du bist. Das erleuchtete Sein ist das Ziel. Du brauchst nichts mehr zu tun, weil du jetzt am Ziel bist.“ Der Mönch ließ alles Üben los und saß einfach nur in seiner Erleuchtungsenergie glücklich da. Durch das Nichtstun (Wu-Wei) verstärkte sich seine spirituelle Energie immer mehr. Das spürten auch die Menschen um ihn herum. Sie kamen zu ihm, um an seiner spirituellen Energie teilzuhaben und sich von ihm auf ihrem spirituellen Weg inspirieren zu lassen. Das machte den Mönch noch glücklicher, weil sich sein inneres Glück mit der Energie der umfassenden Liebe verband. (Frei aus Surya Das, Tibetische Weisheitsgeschichten)
Der Meister der Gedankenarbeit
In seiner Jugend zog Ben als Bettelmönch durch Tibet. Er war ein überaus gewissenhafter Praktizierender des tibetischen Buddhismus. Mit großer Disziplin achtete er beständig auf seine Gedanken und Gefühle. Er bemühte sich wie ein Buddha zu denken und zu handeln. Er hielt sich konsequent an die fünf Regeln Buddhas zur Gedankenarbeit.
Einmal wurde Ben mit mehreren Mönchen von einem reichen Kaufmann zu einem Gastmahl eingeladen. Ben saß leider ganz hinten am Tisch. Vorne wurden die leckersten Gerichte aufgetischt. In Ben stieg die Angst auf, dass er von dem leckeren Essen nichts mehr abbekommen würde. Er stoppte diesen Gedanken, konzentrierte sich auf den Gedanken der Genügsamkeit und war mit einem kleinen Bissen zufrieden, als er mit dem Essen an die Reihe kam. Als seine Hand gierig nach den leckeren Süßigkeiten griff, die in der Mitte des Tisches stand, schlug er sich auf die Hand und rief laut: „Haltet den Dieb!“ Die Mitmönche drehten sich erschrocken um. Aber dann lachten sie, als sie erkannten, dass Ben es wieder sehr genau mit seiner spirituellen Disziplin genommen hatte.
Die große Selbstdisziplin zahlte sich aus. Ben lernte fleißig an der Klosteruniversität und erreichte den Titel eines Geshe (Doktor der Philosophie). Er meditierte viele Jahre in einer abgeschiedenen Höhle und erlangte die Erleuchtung. Die Menschen hörten von seiner spirituellen Verwirklichung und machten sich auf die Reise, um ihn zu besuchen und zu verehren. Geshe Ben putze seine Höhle und kleidete sich in sein Festtagsgewand. Dann wurde ihm bewusst, was er tat. Um seine eitlen Gedanken zu zerstören, zog er sich wieder sein zerlumptes Bettlergewand an und brachte wieder Unordnung in seine Höhle. Die Leute sollten ihn so kennenlernen, wie er wirklich lebte. Er wollte keinen falschen Schein aufbauen, sondern authentisch so sein, wie er wirklich war.
Der Mantra-Mann
In einer kleinen Steinhütte zwischen den Bergen des Himalaya lebte einst ein alter Mann. Seine Frau war vor vielen Jahren gestorben und so war er ganz alleine. Nur sein Sohn war noch bei ihm. Darüber war er sehr dankbar. Egal wie es in seinem Leben kam, er war immer dankbar. Das verdankte er seiner tiefen Spiritualität. Alles Äußere nahm er nicht wichtig. Für einen spirituellen Menschen dient alles Äußere letztlich nur dazu sich innerlich zu entwickeln und die Erleuchtung zu erlangen.
Der alte Mann hatte eine kleine Gebetsmühle, die er beständig drehte. Dabei wiederholte er das tibetische Mantra „Om Mani Padme Hum“. Das Wort Mani bedeutet wunscherfüllendes Juwel. Das wunscherfüllende Juwel im Leben ist das innere Glück. Wer inneres Glück hat, hat alles. Wer kein inneres Glück hat, hat letztlich nichts. Das Mani-Mantra erfüllt uns den Wunsch nach innerem Frieden, Glück und Erleuchtung. Immer wenn den alten Mann ein negativer Gedanke belästigte, dann dachte er sein Mantra und der Gedanke verschwand nach einiger Zeit. So konnte der alte Mann immer seinen inneren Frieden und sein Glück bewahren.
Der alte Mann lebte von der Pferdezucht. Er besaß eine kleine Pferdeherde und einen schönen Hengst. Eines Tages verschwand die Pferdeherde. Der Hengst hatte sie in die Wildnis der Berge entführt. Da bedauerten alle Nachbarn den alten Mann. Doch der Mann drehte seine Gebetsmühle und sagte nur: „Wer weiß, wozu das alles gut ist.“ Nach einigen Woche kam der Hengst mit einer noch größeren Herde zurück. Da war der alte Mann sehr dankbar, denn ohne seine Pferde konnte er kein Geld verdienen.
Einige Zeit später fiel der Sohn beim Zureiten der Wildpferde auf die Erde und brach sich ein Bein. Er konnte nie wieder richtig gehen und erst recht nicht auf einem Pferd reiten. Die Nachbarn bedauerten den alten Mann. Der alte Mann meinte nur trocken: „Wer weiß, wozu das alles gut ist.“
Einige Monate später kam der Krieg in das Land. Der König rekrutierte alle jungen Männer zwangsweise zum Wehrdienst. Die Söhne aller Nachbarn wurden eingezogen. Viele starben im Krieg. Nur der Sohn des alten Mannes durfte zuhause bleiben, weil er zu behindert zum Kämpfen war. Da waren alle Nachbarn neidisch. Der alte Mann drehte seine Gebetsmühle, sprach sein Mantra und war dankbar. Sein spiritueller Weg hatte ihm dauerhaftes Glück beschert. Und als er eines Tages starb, war er auch dankbar. Er war dankbar für sein langes glückliches Leben. Er dachte sein Mantra und ging im inneren Frieden ins Jenseits über. Dort dreht er immer weiter seine Gebetsmühle, denkt sein Mantra und hilft jetzt seinem Sohn auf dem Weg des Glücks.
Die drei Wünsche
Was würdest du dir wünschen, wenn du drei Wünsche frei hättest? Dorje war ein armer tibetischer Bauer. Er lebte mit seiner Frau Pemala ein einfaches Leben auf dem Land. Er hatte eine kleine Hütte, einige Yaks (Schafe) und ein steiniges Weizenfeld. Er lebte in der schönen tibetischen Gebirgslandschaft, aber seine Frau war leider sehr streitsüchtig. Sie hatte immer etwas an ihm zu kritisieren. Er dagegen war sehr faul und konnte sich kaum aufraffen, das notwendige Geld zum Leben zu verdienen. So machten sie sich beide gegenseitig das Leben schwer.
Andererseits war Dorje sehr gläubig. Er glaubte an Buddha und die vielen Gottheiten, die es im tibetischen Buddhismus gibt. Jeden Tag betete er vor seinem Hausaltar zur Göttin Tara. Eines Tages wurden seine Gebete belohnt. In einer Vision erschien ihm die Göttin Tara. Sie erklärte ihm, dass er drei Wünsche frei hätte.
Aufgeregt rannte er zu seiner Frau und berichtete ihr von dem glücklichen Ereignis. Aber Pemala glaubte nicht an die Vision und lachte ihn aus: „Dann wünsche dir doch eine schönere Nase.“ In der Tat hatte Dorje eine sehr dicke und hässliche Nase. Die Menschen im Dorf nannten ihn deshalb Kartoffelnase, weil seine Nase wie eine dicke Kartoffel aussah. Pemala litt sehr unter dem hässlichen Aussehen ihres Mannes. Sie wünschte sich einen schönen Mann. Insofern war dieser Wunsch durchaus berechtigt.
Aber Dorje war darüber sehr beleidigt. Sie hatte seinen wunden Punkt getroffen. Wütend entgegnete er: „Ich wünsche, dass du auch so eine dicke und hässliche Nase wie ich hast. Dann kannst du nachempfinden, wie es mir mit meiner Kartoffelnase ergeht!“ Und tatsächlich wuchs Pemala sofort eine Kartoffelnase. Darüber war sie vollständig entsetzt. Sie hätte sich jetzt freuen können, dass ihr Mann Dorje tatsächlich Wünsche erfüllen könnte. Sie hätte den Segen in der Situation erkennen können. So hätte sie jetzt sich mit klarem Verstand zwei wirklich gute Wünsche überlegen können. Sie hätte sich viel Geld, andauernde Gesundheit oder ein Kind wünschen können. Danach sehnte sie sich eigentlich schon lange. Dorje hätte sich die Erleuchtung wünschen können oder wenigstens, dass seine Frau in Zukunft immer glücklich ist.
Stattdessen fixierte sich Pemala nur auf ihre Kartoffelnase und befahl ihrem Mann: „Wünsche sofort meine Nase weg.“ Da Dorje etwas dumm und gewohnt war, seiner Frau auf das Wort zu folgen, erfüllte er ihr sofort ihren Wunsch. Jetzt hatte sie gar keine Nase mehr, was ihr auch nicht gefiel. Statt einer Nase war ein großes Loch in ihrem Kopf. Darüber war sie noch mehr entsetzt als über ihre Kartoffelnase. Sie verlangte von ihrem Mann: „Ich möchte wieder normal wie vorher aussehen.“ Auch diesen Wunsch erfüllte ihr Dorje. Doch leider waren jetzt alle drei Wünsche verbraucht und seine jahrelange Gebetspraxis war vergebens.
Oder war sie doch nicht vergebens? Dieses ist ein tibetisches Märchen. Vielleicht hat es einen tieferen Hintergrund? Die dicke Nase können wir als die Technik der Meditation auf die Nase begreifen. In der Nase verbinden sich wichtige Energiekanäle. Durch die Konzentration auf die Nase können diese Energiekanäle geöffnet werden. Die Erleuchtungsenergie kann sich entwickeln, wenn er oft genug auf seine Nase meditiert.
Tatsächlich gibt es im Buddhismus die Atembetrachtung. Man meditiert dabei auf den Atem in der Nase oder im Bauch. Im indischen Yoga gibt es die Wechselatmung, bei der man abwechselnd das linke und das rechte Nasenloch zudrückt. Dadurch wird der rechte und der linke Energiekanal im Körper (Idala und Pingala) aktiviert, was zur Erweckung der Kundalini-Energie führen kann.
Wenn man dank einer Atemmeditation voller spiritueller Energie ist, dann spürt man Frieden und Glück in sich. Jetzt fehlt zur Erleuchtung nur noch das Bewusstsein der Leerheit. Man muss sein Ego überwinden, sich selbst und alle Dinge als leer erkennen. Nichts hat eine eigene Identität. Man ist Einheitsbewusstsein, Ichlosigkeit, Ruhe und Glück. Man ist Licht und sieht das Licht in allem. Das geschieht durch die Erkenntnis der Leerheit aller Dinge, die im tibetischen Buddhismus viel geübt wird. Erst visualisiert man sich als Buddha oder als Göttin und erweckt dadurch die Erleuchtungsenergie in sich. Und dann bringt man seinen Geist völlig zur Ruhe, löst alle Anhaftungen auf, erkennt alles als leer und tritt in die Egolosigkeit ein.
In der dritten Stufe strebt man dann danach wieder völlig normal zu werden. Man verhält sich als Erleuchteter völlig normal. Man ist innerlich glücklich, ohne Ego, aber äußerlich normal. Man bleibt auch als Erleuchteter bescheiden und demütig. Man tritt nicht als großer erleuchteter Meister auf. Man bleibt unauffällig und vermeidet dadurch den spirituellen Stolz, der einen an der weiteren spirituellen Entwicklung hindern kann. Im Buddhismus heißt es deshalb: „Vor der Erleuchtung Holz hacken und Wasser tragen. Nach der Erleuchtung Holz hacken und Wasser tragen.“
Dorje und seine Frau Pemala haben in Wirklichkeit die drei Stufen der Erleuchtung durchlaufen. Sie wurden von der Göttin Tara mit der Erleuchtung gesegnet. Ihr langjähriger spiritueller Weg wurde von Erfolg gekrönt. Sie habe durch eine Atemmeditation ihre Erleuchtungsenergie aktiviert. Dann haben sie ihr Ego aufgelöst. Und wurden sie wieder völlig normal. Sie lebten ein ganz normales Leben, nur ohne Ego, dafür dauerhaft in der Liebe, im Frieden und im Glück.
Der glückliche Pilger Ben
Ben war ein Kleinbauer in Tibet. Eines Tages beschloss er eine Pilgerreise zu einem berühmten Tempel zu machen. Dort gab es einen großen goldenen Buddha, der angeblich alle Wünsche erfüllte. Ben war zufrieden mit seinem Leben als einfacher Bauer. Aber seine Frau nervte ihn manchmal erheblich. Also machte er sich auf zum goldenen Buddha. Seine Frau war damit gar nicht einverstanden. Sie musste jetzt alle Arbeit auf dem Bauernhof alleine machen. Und es gab dort viel Arbeit.
Ben wanderte mehrere Wochen durch die wilde Berglandschaft Tibets, bis er den Tempel erreichte. In der Mitte des Tempels saß auf einem Thron der goldene Buddha. Um ihn herum brannten im Dämmerlicht des Tempels viele heilige Butterlampen. Andere Pilger hatten kleine Opferbrote vor dem Buddha niedergelegt. Das waren kleine leckere Süßspeisen. Bei dem Anblick lief Ben das Wasser im Mund zusammen, denn er war durch die lange Pilgerreise sehr hungrig geworden.
Ben warf sich vor dem Buddha mehrmals auf den Boden. Die tibetischen Niederwerfungen sind eine Form der Verehrung. Mein legt die Hände vor dem Herzchakra zusammen, verneigt sich vor dem Buddha, kniet sich nieder und legt sich dann ausgestreckt mit der Stirn auf den Boden. Das macht man mindestens dreimal. Beim dritten Mal schlief Ben vor dem Buddha auf dem Boden ein, denn er war sehr müde und erschöpft von der langen Reise. Im Traum erschien ihm in einer Vision der goldene Buddha. Der Buddha sprach zu Ben: „Ich begrüße dich in meinem Tempel. Du bist hungrig von dem vielen Wandern. Du darfst gerne die Opferbrote aufessen.“
Das ließ sich Ben nicht zweimal sagen. Er wachte sofort auf und verzehrte genüsslich alle Opferbrote. Vorher tauchte er sie in das Fett der Butterlampen ein, damit sie noch besser schmecken. Plötzlich öffnete sich die Tür des Tempels und der Tempelwächter, ein hoher Lama, trat herein. Er erblickte voller Entsetzen Ben, wie der den Tempel entweihte. Das Verzehren der Opferbrote war nur den Priestern des Tempels als Stellvertretern des Buddhas erlaubt. Der Lama schrie: „Nichtsnutz, verschwinde.“ Das tat Ben dann auch.
Auf dem Rückweg dachte er immer an die Worte des Lamas. Ben hielt sie für ein heiliges Mantra, das ihm letztlich der goldene Buddha gegeben hatte. Immer wenn ein negativer Gedanke auftauchte, der Ben belästigte, dachte er „Nichtsnutz, verschwinde“. Im Laufe der Zeit wurden seine negativen Gedanken immer weniger und Ben immer friedlicher. Er vergaß sogar den Wunsch, den er an den goldenen Buddha richten wollte. Sein Wunsch war es von dem ständigen Gemecker seiner Frau erlöst zu werden.
Als er wieder bei seinem Bauernhof ankam, hatte sich die Frau inzwischen einen anderen Mann genommen. Die Zeit der Pilgerreise war ihr zu lang und die Arbeit zu viel geworden. Also hatte sie kurzerhand den Knecht geheiratet. Als Ben wieder auftauchte, hatte sie jetzt einen Mann zu viel. Deshalb schrie sie zu Ben: „Nichtsnutz, verschwinde.“
Ben ließ spontan alle Anhaftung an seine Frau und seinen Bauernhof los. Er erkannte sich als Nichtsnutz und sein Ego löste sich auf. In ihm erwachte das Glück der Erleuchtung. Durch die lange Pilgerfahrt und sein neues Mantra war er selbst zu einem goldenen Buddha geworden. Als glücklicher Bettler zog er durch das Land und erhielt jetzt selbst viele Opferbrote von seinen Verehrern. Sein Wunsch nach einem meckerfreien Leben hatte sich erfüllt. Und wenn ihn ein negativer Gedanke plagte, dann dachte er sein Mantra. Er begriff sich als Nichtsnutz, der keine Ansprüche auf irgendetwas hatte. Er nahm deshalb das Leben so an, wie es gerade kam. Er floss mit den Dingen, wie sie sich gestalteten und blieb dadurch immer im Frieden und im Glück. (Frei nacherzählt aus Tibetische Weisheitsgeschichten)
Der alte Zen-Meister trifft eine junge Frau
Es war einmal ein alter Zen-Meister, der lebte abgeschieden in einer kleinen Hütte in den Bergen. Sein Weg war es, die Lehre Buddhas radikal ernst zu nehmen. Buddha hatte es gelehrt ohne Anhaftung und ohne Ablehnung zu leben. Also nahm der Zen-Meister alle Dinge an, die in sein Leben kamen. Und er ließ alles gehen, was gehen wollte. So blieb er immer im Frieden. Er strahlte eine heitere Gelassenheit aus und war freundlich zu allen Menschen, die ihm begegneten. Er verbeugte sich vor allem, vor seinen Mitmenschen, seinem Schicksal, dem Leben und natürlich auch vor der Statue von Buddha Amitabha, die auf dem kleinen Altar in seiner Hütte stand.
Er war ein bescheidener und genügsamer Mensch. Wichtig war es ihm nur, dass er auf seine Art seinen Weg der Erleuchtung gehen konnte. Alles Äußere war für ihn nicht wichtig. Für ihn zählte nur das Innere. Für ihn zählte nur sein spiritueller Weg und die Lehre Buddhas. Jeden Tag meditierte er einige Stunden, las in den heiligen Schriften, aß etwas und ging dreimal am Tag spazieren. Wenn Besucher in seine abgeschiedene Hütte kamen, bewirtete er sie freundlich. Sie erhielten seinen Segen und gingen wieder.
So lebte er viele Jahre friedlich vor sich hin. Seine spirituelle Energie nahm immer mehr zu. Er hatte eine Ausstrahlung von Frieden, Licht, Liebe und Glück. Eines Tages verirrte sich eine schöne junge Frau in den Bergen. Sie fand zum Glück die Hütte des alten Zen-Meisters und übernachtete bei ihm. Ihr Leben war von vielen chaotischen Beziehungen geprägt. Aber nirgends hatte sie wirkliche Liebe und Glück gefunden. Bei dem alten Zen-Meister fühlte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben richtig wohl und geborgen.
Deshalb beschloss sie noch einige Tage bei dem Zen-Meister zu bleiben. Der Zen-Meister nahm alles wie es kam. So sagte er zu. Nach einigen Tagen hatte die junge Frau immer noch keine Lust in ihr weltliches Leben in der Großstadt zurückzukehren. Also blieb sie noch einige weitere Tage. Aus den Tagen wurden Wochen und aus den Wochen Monate. Dann erklärte sie, dass sie jetzt für immer bei ihm bleiben wollte. Auch damit war der alte Mann einverstanden. Sie wünschte, seine Frau zu werden. Der Zen-Meister war damit einverstanden. Sie wollte Sex. Der Zen-Meister war damit einverstanden.
Die Frau führte seinen Haushalt, reinigte seine Hütte, kochte sein Essen und hatte viel Spaß mit dem alten Zen-Meister. Sie waren ein harmonisches Paar, da der Zen-Meister mit allem einverstanden war, was die Frau ihm vorschlug. Er erfüllte alle ihre Wünsche, soweit es ihm möglich war. So einen Mann hatte sich die Frau immer gewünscht. Zwar war er äußerlich etwas alt, aber innerlich wirkte er noch sehr jung. Sie passte sich sogar etwas seinem spirituellen Weg an, begann zu meditieren und Buddha Amitabha zu verehren. Sie lasen zusammen in den buddhistischen Schriften und sangen spirituelle Lieder. Die Frau blühte auf und wurde selbst immer friedlicher und glücklicher.
Doch nach drei Jahren tauchte ihre alte Unruhe wieder auf. Das Leben in der Abgeschiedenheit der Berge wurde ihr zu langweilig. Sie sehnte sich nach dem Lärm und der Unterhaltung der Großstadt. Sie sehnte sich nach ihren Freundinnen. Sie wollte sich auch mal wieder mit Frauen unterhalten. Deshalb beschloss sie den alten Mann zu verlassen und in ihr weltliches Leben zurückzukehren. Der Zen-Meister war auch damit einverstanden. Sein Grundsatz war es an nichts anzuhaften, auch wenn er sich inzwischen an die Frau gewöhnt und sie liebgewonnen hatte. Wenn sie gehen wollte, dann durfte sie gehen. Also ging sie.
Jetzt war das Leben des Zen-Meister wieder sehr ruhig. Er trauerte eine Zeitlang und vergaß dann die junge Frau. Das Leben ist ein vergänglicher Traum. Nach einigen Jahren erschien ihm auch diese Episode wie ein Traum. Da stand plötzlich die Frau wieder vor seiner Tür. Sie war inzwischen etwas älter und weiser geworden. Sie hatte erkannt, dass sie hier in den Bergen viel glücklicher war als in ihrer alten Heimat. Da sie schlau war, hatte sie alle ihre Freundinnen mitgebracht. Sie alle waren begierig darauf den alten Zen-Meister kennenzulernen. Jetzt war viel Leben in der Hütte. Ständig wurde geredet und gelacht. Der alte Meister nahm es wie es kam. Er lernte es seine spirituelle Energie auch beim Tanz der weltlichen Energien zu bewahren.
Nach zwei Wochen reisten die Freundinnen wieder ab. Aber sie kamen jetzt öfter zu Besuch. So war das Leben für die Frau stimmig. Sie blieb bei dem alten Zen-Meister und beide waren glücklich bis an ihr Lebensende. Und danach stiegen sie in das Paradies von Buddha Amitabha auf. Dort leben sie jetzt in Liebe und Frieden weiter. Und eines Tages werden beide als Bodhisattvas wieder auf die Erde zurückkehren. Der Zen-Meister wird sich als Chenrezig und die Frau als die Göttin Tara inkarnieren, um den unruhigen Menschen auf der Erde den Weg zu einem Leben im Frieden und im Glück zu zeigen.
Aufnahmeprüfung im Himmel für Buddhisten
Ein Christ, ein Muslim und ein Buddhist sterben und kommen am Himmelstor an. Ein Engel (oder Deva) hält sie an und fragt: „Warum kommt ihr hierher? Könnt ihr mir einen Grund nennen, warum ich euch in den Himmel aufnehmen sollte?“
Der Christ antwortet: „Ich habe mein ganzes Leben lang gesündigt. Jesus ist jedoch für mich gestorben und alle meine Sünden sind vergeben. Also verdiene ich es, in den Himmel zu kommen.“
„OK“, antwortet der Engel. „Klingt gut, aber ich muss dir eine Aufnahmeprüfung geben, bevor du eintreten kannst. Sprich ein Gebet.“ Der Christ spricht das Vaterunser (Vater unser, der du bist im Himmel. Dein Wille geschehe. Dein Reich komme.) und geht durch das Tor.
Als nächstes kommt der Muslim, der sagt: „Ich war sehr fromm. Ich betete fünfmal am Tag zu Gott. Also sollte auch ich in den Himmel kommen.“ Der Engel antwortet: „Es klingt OK für mich, aber ich muss dir auch einen Test geben. Sprich ein Gebet?“ Der Muslim sagt „Allah – Hu – Akbar“(Gott ist der Größte) und kommt in den Himmel.
Schließlich ist der Buddhist an der Reihe. Er sagt dem Engel: „Ich habe viele gute Dinge in meinem Leben getan, ich habe viel meditiert und ich habe Buddhas fünf Gebote befolgt: Ich habe nie getötet, ich habe nie gelogen, ich habe nie gestohlen, ich habe keine berauschenden Mittel genommen und war meiner Frau treu.“ Der Engel antwortet: „Das genügt nicht. Du musst auch den Aufnahmetest bestehen, um in den Himmel zu kommen. Erkenne dich selbst?“ Der Buddha sagt „Mu“, gelangt so zur Erleuchtung und in den Himmel.
Mu bedeutet im Zen Leere, ein Nichts, ohne Identität, ohne Ego. Wer erleuchtet ist, der erfährt seine Umgebung als Reines Land, als Paradies. Er hat das Glück in sich und sieht dadurch auch das Positive in der Welt. Er entwickelt ein Paradiesbewusstsein. Er lebt im Nirwana, einer Mischung aus Leere (Frieden) und Fülle (Glück). Und nach Buddha ist Nirwana das höchste Glück.
Wir können es so sehen, dass das Nirwana der höchste Himmel ist. Aber dieses Glück gibt es auch im Christentum. Wir werden eins mit Gott, wie Jesus eins mit Gott war. Und wie die islamischen Mystiker eins mit Gott waren. Letztlich gibt es nur eine Wahrheit, und die finden wir in allen Religionen.
Erleuchtung ist ganz einfach
Ein Mann hatte viele Jahre nach der Erleuchtung gesucht. Er hatte die Schriften Buddhas gelesen. Er hatte Zuflucht zu Buddha (dem spirituellen Vorbild), zum Dharma (dem spirituellen Weg) und zur Sangha (der spirituellen Gemeinschaft) genommen. Er hatte 100 000 tibetische Niederwerfungen praktiziert, um seinen Körper von seinen Verspannungen zu reinigen und seine Energiekanäle zu öffnen. Bei den tibetischen Niederwerfungen berührt man nacheinander mit den zusammengelegten Händen das Scheitelchakra, das Halschakra und das Herzchakra. Dann beugt man sich nach vorne vor und legt den ganzen Körper auf den Boden. Man kann es so sehen, dass man damit Buddha verehrt.
Der Mann hatte sein Ego in das Mandala des Kosmos geopfert, seinen Geist mit der Vajrasattva-Meditation gereinigt und beim Guru-Yoga sein Bewusstsein mit dem Bewusstsein aller Buddhas und Bodhisattvas verbunden. Aber nichts hatte ihn zur Erleuchtung geführt. Jetzt saß er einfach neben seinem Meister und meditierte auf die untergehende Sonne. Langsam kam sein Geist zur Ruhe. Der Frieden der tibetischen Berge erfüllte ihn. In der Ferne bellte ein Hund. Der Meister fragte: „Hörst du den Hund bellen?“ Der Mann antwortete: „Ja.“ Die Sonne ging unter und die Sterne erschienen am Nachthimmel. Der Meister fragte: „Siehst du die Sterne am Himmel.“ Der Mann antwortete: „Ja.“ Der Meister erklärte ruhig: „Das ist es. So einfach geht die Erleuchtung.“ In dem Moment hatte der Mann einen Bewusstseinsdurchbruch.
In der Energie eines erleuchteten Meisters zu meditieren ist ein einfacher Weg zur Erleuchtung. Aber der Schüler muss dazu bereit sein. Sein Körper und sein Geist müssen ausreichend von den Energieblockaden (Samskaras) gereinigt sein. Dann genügt ein kleiner Funke, um zu einem Einheitsbewusstsein zu erwachen. Es genügt ein Hundebellen oder die Betrachtung des Sternenhimmels. Dadurch kann man eins mit der Natur werden. Und dadurch kann die Buddha-Natur im Menschen erwachen.
Der Mann brach vor Freude in Tränen aus. Er hatte sich große Sorgen gemacht, ob er je das Ziel der Erleuchtung erreichen würde. Jetzt fielen alle Sorgen von ihm ab. Er war am Ziel. Es gab nichts mehr zu erreichen. Als sein Meister ihm erklärte, dass er jetzt erleuchtet sei, hatte er ihm spontan geglaubt. Und bereits dieser feste Glaube an das Wort des Meisters hatte die Erleuchtung bewirkt. Zweifel zerstören die Erleuchtung. Fester Glauben bewirkt die Erleuchtung, wenn man dabei von einem erleuchteten Meister geführt ist. Man muss nur mit Ausdauer auf dem spirituellen Weg bleiben.
Im Hinduismus nennt man das Satsang. Satsang ist das Verweilen in der Gegenwart eines erleuchteten Meisters. Dann kann eine Erleuchtung auf vielfältige Weise geschehen. Bei ShantiMayi trat ich in den Saal und setzte mich einfach auf einen Stuhl. Ich spürte die starke Energie, die von ShantiMayi ausging. Sie saß weit entfernt von mir auf der Bühne. Aber ihre spirituelle Energie durchdrang den ganzen Saal. Erst tauchte viel Trauer in mir auf. Ich ließ meine Sorgen los, indem ich noch einmal hindurchging. Dann entstand großer Frieden in mir. Und dann war in mir Glückseligkeit und viel Liebe. ShantiMayis Lehre ist es, dass man seinem Herz folgen soll. Aus ihrer Sicht ist Erleuchtung ein ewiger Weg, der nie endet. Für sie gibt es weder Dualität noch Nicht-Dualität. Interessanterweise ist es das, was ich auch im Moment fühle. Ich bin ich und gleichzeitig bin ich energetisch mit allem verbunden.
Bei einem Satsang von Gangaji wurden einige Frauen einzeln auf die Bühne gebeten. Sie saßen vor Gangaji, einer modernen amerikanischen Erleuchteten, auf dem Stuhl. Gangaji führte ein kurzes therapeutisches Gespräch mit ihnen, berührte ihre wunden Punkte, löste sie mit einfachen Worten auf, und es entstand Erleuchtung. Die Frauen spürten das, auch wenn sie in den meisten Fällen die Erleuchtung nicht dauerhaft halten konnten. Aber sie hatten einen Geschmack von der Erleuchtung bekommen, die ihnen auf ihrem spirituellen Weg sehr half.
Meine Meisterin Mutter Meera hält ihre Satsangs im Schweigen ab. Etwa fünfhundert Menschen sitzen zwei Stunden ruhig im Saal auf ihren Stühlen. Sie knien einzeln vor Mutter Meera nieder. Mutter Meera berührt ihren Kopf und sieht ihnen eine Minute in die Augen. Das ist alles. Und gleichzeitig geschieht alles in der erleuchteten Energie von Mutter Meera. Starke Energien ziehen durch den Raum und helfen jedem Menschen individuell auf seinem spirituellen Weg. Im Moment finden wegen Corona keine Satsangs statt. Statt dessen meditiert Mutter Meera jeden Tag per Lifestream über YouTube mit ihren Anhängern. Und auch dabei übertragen sich starke Energien und die Menschen erfahren Hilfe auf ihrem Lebensweg.
Die alte Frau bekommt ein Geschenk
Es lebte einmal in Indien eine alte Frau, die war eine große Verehrerin Buddhas. Als ihr Sohn eines Tages nach Bodhgaya, dem Ort der Erleuchtung Buddhas, reiste, bat sie ihn eine Reliquie von Buddha mitzubringen. Bodhgaya ist heutzutage ein großes Pilgerzentrum für alle Buddhisten. Es gibt dort noch den Bodhibaum, einen Ableger des Baumes, unter dem Buddha seine Erleuchtung fand. Deshalb heißt dieser Baum übersetzt der Erleuchtungsbaum.
Als der Sohn seine Gebete im großen Mahabodhi-Tempel vor der Statue des Buddhas mit der Königskobra verrichtet hatte, fiel ihm plötzlich ein, dass er seiner alten Mutter etwas mitbringen sollte. Er kaufte eine kleine Buddhastatue. Aber das schien ihm nicht auszureichen. Seine Mutter hatte ausdrücklich eine Reliquie als Mitbringsel gewünscht. Wo sollte der Sohn eine Reliquie herbekommen? So etwas gab es nicht zu kaufen. Also brach der Sohn einen kleinen Zweig vom Bodhibaum ab, als die Wärter gerade nicht hinsahen.
Die alte Mutter freute sich riesig über das Geschenk. Sie pflanzte den kleinen Zweig in ihrem Garten ein, stellte davor die Buddhastatue auf und begann jeden Tag an ihrem heiligen Ort zu meditieren. Sie glaubte fest daran, dass durch den Zweig noch die heilige Energie Buddhas fließt und sie durch die Statue persönlich mit Buddha verbunden ist. Jeden Tag rezitierte sie Mantren vor der Statue und meditierte in der Gegenwart Buddhas. Im Laufe der Zeit nahm die spirituelle Energie an diesem Ort immer mehr zu. Das spürten auch die Nachbarn. Immer mehr Menschen kamen, um an diesem heiligen Ort zu beten und um die Erfüllung ihrer Wünsche zu bitten.
Als die alte Frau starb, hatte sie ein Lächeln um ihrem Mund. Es erschienen Regenbogenlichter, die andeuteten, dass die alte Frau nach ihrem Tod ins Nirwana, ins buddhistische Paradies, aufgestiegen war. Ihr Glaube verbunden mit ihrer täglichen spirituellen Praxis, hatte sie zur Erleuchtung gebracht. Ihre Verehrung Buddhas hatte sie selbst zu einem Buddha gemacht. Wie es bereits der Dalai Lama sagte: „Wer auf Buddha meditiert, wird ein Buddha.“
Es gibt zwei Möglichkeiten sich mit Buddha zu verbinden. Wir können glauben, dass die Energie Buddhas noch existiert und durch seine Statuen, Bilder und Bücher zu uns kommt. Buddha führt uns durch unser Unterbewusstsein dahin ein Buddha zu werden. Das ist der Weg des Guru-Yoga. Wer sich mit mit einem erleuchteten Meister verbindet, der wird durch den Meister ins Licht geführt.
Es gibt im Buddhismus aber auch den Weg der Selbsterleuchtung. Wir nehmen uns Buddha als Vorbild und bemühen uns selbst ein Buddha zu werden. Wir verhalten uns wie ein Buddha, meditieren regelmäßig und üben die Eigenschaften innerer Frieden, Liebe, Glück und Weisheit. Wir achten auf unsere Gedanken und Gefühle und gehen achtsam durch unser Leben. Wenn wir intensiv genug üben, wird sich unser Erleuchtungsbewusstsein entfalten, weil jeder von uns eine Erleuchtungs-Natur besitzt, die nur freigelegt werden muss.
Ich persönlich bevorzuge es beide Wege zu gehen. Ich verbinde mich jeden Tag mit meinen erleuchteten Meistern. Ich lese in ihren Schriften und bitte sie um Führung und Hilfe für den Tag. Und gleichzeitig mache ich jeden Tag meine spirituellen Übungen und verwandele mich dadurch selbst in einen Buddha. Das wird vermutlich noch einige Leben dauern. Aber auch der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Wenn die Richtung stimmt, kommt man eines Tages am Ziel an.
Meister Chandra beweist die Reinkarnation
Etwa tausend Jahre nach Buddha lebte in Indien der erleuchtete Meister Chandra. Damals gab es viele spirituelle Debatten unter den Gelehrten. Ein atheistischer Pandit bestritt die Lehre von der Wiedergeburt. Er behauptete: „Es gibt keine Wiedergeburt. Der Mensch lebt nur einmal. Und damit stürzt die ganze buddhistische Lehre in sich zusammen. Ohne Reinkarnation keine Karma-Lehre. Und ohne Karma-Lehre kein Buddhismus.“
Meister Chandra entgegnete: „Das Zentrum des Buddhismus ist nicht die Karma-Lehre, sondern der buddhistische Weg zur Erleuchtung. Und wer erleuchtet ist, der erkennt die Wahrheit von der Reinkarnation. Er sieht seine früheren Leben. Und er kann auch sein zukünftiges Leben bestimmen. Das werde ich dir gerne beweisen.“
Der Pandit fragte zweifelnd: „Und wie willst du das beweisen?“ Meister Chandra erklärte: „Ich werde jetzt sterben, meinen Körper verlassen und nach neun Monaten als Sohn des Königs wiedergeboren werden. Damit ihr mich erkennt, lasse ich mir eine rote Perle auf die Stirn tätowieren. Und ihr werdet sehen, dass das Kind meine Gelehrsamkeit besitzt. Körperliche und geistige Merkmale können bei der Reinkarnation übertragen werden. So läßt sich die Reinkarnation beweisen.“
Meister Chandra setzte sich in den Meditationssitz und verließ mit seinem Bewusstsein durch das Scheitelchakra seinen Körper. Er trat bewusst in den Bauch der Königin ein, die gerade schwanger geworden war. Und tatsächlich gebar sie nach neun Monaten einen Sohn. Und dieser Sohn hatte in rotes Muttermal in Form einer Perle auf seiner Stirn. Als ob dieses nicht Beweis genug wäre, zeichnete sich der Königssohn in der Folgezeit durch eine große Gelehrsamkeit aus. Er verkörperte alle Eigenschaften, die bereits Meister Chandra besessen hatte.
Der Pandit konvertierte zum Buddhismus und wurde zum Lehrer des jungen Chandra, der jetzt Chandragomi hieß. Chandragomi wurde zu einem berühmten Philosophie-Professor an der Universität von Nalanda und brachte viele Menschen zum Buddhismus. (Aus Tibetische Weisheitsgeschichten)
Der Buddha, die Blume und das Glück
Als Buddha eine Rede halten sollte, hielt er einfach nur eine Blume hoch. Kashyapa lächte. Er hatte verstanden, was das bedeutete. Daraufhin wurde er zum Nachfolger von Buddha ernannt. Die Blumenrede ist deshalb sehr bedeutsam. Was bedeutet sie?
Die Grundlehre Buddhas ist es, dass das Leben leiden ist. Es gibt das Leid im Leben. Diese Tatsache dürfen wir nicht verdrängen. Wir sollten beim Leid hinsehen. Wir sollten das Leid vermeiden, soweit es uns möglich ist. Wir sollten es annehmen, wenn wir es nicht verhindern können. Wir sollten demütig sein vor dem Willen des Lebens. Das Leben besteht aus Freude und Leid. Es gibt Alter, Krankheit und Tod bei allen Lebewesen. Manchmal gibt es sogar ein Übermaß an Leid auf der Welt, wie wir es gerade beim Ukraine-Krieg sehen. Jeden Tag sterben sehr viele Soldaten und Zivilisten. Städte werden zerstört. Familien werden zerstört. Angst, Trauer, Wut und Verzweiflung beherrschen die Menschen.
Laut Buddha gibt es einen Weg zur Überwindung des Leidens. Es gibt den engagierten Buddhismus, der sich für eine Welt der Liebe, des Friedens und des Glücks engagiert. Und es gibt den Buddhismus als inneren Weg, der uns hilft innerlich das Leid in unserem Leben zu überwinden.
Wie überwinden wir innerlich das Leid? Dafür gibt es viele Techniken. Wir sollten die Techniken finden, die uns persönlich helfen. Es gibt den Weg der Meditation. Dadurch finden wir zum inneren Frieden. Es gibt den Weg der Kundalini-Erweckung durch körperliche und geistige Übungen, durch den Kundalini-Yoga und durch den Gottheiten-Yoga. Durch Visualisierungen, Mantren, Atemtechniken und Körperbewegungen aktivieren wir die Glücksenergie in uns. Dadurch können wir uns innerlich über das äußere Leid erheben. Wir können dadurch zur Erleuchtung gelangen und so grundsätzlich frei vom Leid werden, weil wir kein Ego mehr haben. Wir identifizieren uns nicht mehr mit uns und unserem Körper. Wir sind reines Bewusstsein über allen Dingen.
Wichtig ist auch die Arbeit an den Gedanken. Auch hierfür gibt es verschiedene Techniken. Die grundlegende Erkenntnis besteht darin, dass Gefühle und Gedanken zusammenhängen. Wenn wir positiv denken, erhalten wir positive Gefühle. Wir sollten deshalb Gedanken des Friedens, der Liebe und des Glücks pflegen. Wir sollten achtsam auf unsere Gedanken und Gefühle sein. Wir sollten negative Gedanken sofort stoppen, damit sie nicht negative Gefühle entstehen lassen. Wir sollten auf negative Gefühle meditieren, uns nicht damit identifizieren und sie sich so von alleine beruhigen lassen. Und wir sollten den Blick auch auf das Schöne, Gute und Positive in unserem Leben richten.
Dafür steht die Blumenrede. Sie wendet unseren Blick auf das Positive. Ich ging heute morgen im Wald spazieren. Zuerst machte ich meine Atemübungen, Visualisierungen und dachte Mantren. Ich bewegte allen Stress und alle negativen Gefühle aus meinem Körper heraus. Die Kundalini-Energie erwachte und es entstanden Ruhe und Frieden in mir. Mein Geist war jetzt bereit, auch das Schöne in der Welt zu sehen. Da fiel mein Blick auf einen blühenden Holunderbeerbusch. Ich erkannte spontan die Schönheit der Welt. Durch den Blick auf einen schönen Punkt wandelte sich meine ganze Weltsicht. Ich empfand plötzlich die ganze Welt als schön. Ich gelangte in eine Paradiessicht, in eine Reine Land Sicht, in ein Einheitsbewusstsein. Und dadurch entstand Glück in mir.
Ich pflückte eine Blüte ab und hielt sie vor mir in die Luft. Ich wurde eins mit der Blüte und der ganzen Natur um mich herum. Es gab mich nicht mehr als Körper getrennt von der Natur. In mir waren Frieden, Liebe und Glück. Mir war bewusst, dass es immer noch das viele Leid auf der Welt gab, den Krieg, den Hunger und das innere Leid vieler Menschen. Aber ich hatte mich gleichzeitig auch darüber erhoben. Ich befand mich in einem Zustand aus Trauer, Mitgefühl, Liebe, Frieden und Glück. Das ist das Einheitsbewusstsein, in dem man alle Dinge gleichzeitig sieht und gleichzeitig auch durch sein inneres Glück darüber steht. Ich kochte mir aus der Blüte einen schönen Tee, gab etwas Wildblütenhonig dazu und trank den Tee. So einfach. So zufrieden mit mir und der Welt. So im Frieden und im Glück.
Wie meditiert man richtig?
Gampopa war ein berühmter Arzt in Tibet. Aber auch ein Arzt ist dem Leid des Lebens unterworfen. Obwohl Gampopa ein sehr guter Arzt war, konnte er nicht seine Frau und seine Kinder heilen, als sie von einer gefährlichen Seuche befallen wurden. Nacheinander starben sie alle und Gampopa war ganz alleine in seinem großen Haus. Gampopa verzweifelte am Leben. Er konnte seine Trauer nicht überwinden. Er gab seinen Beruf als Arzt auf und wurde ein Yogi. Er suchte Zuflucht im Buddhismus. Er hoffte ins Nirwana zu gelangen und sein Leid zu vergessen.
Lange wanderte er in Tibet von Meister zu Meister und erlernte viele spirituelle Techniken. Aber nichts brachte ihn zum Durchbruch in die Erleuchtung. Da erschien ihm in einer Vision der Yogi Milarepa. Gampopa machte sich auf die Suche nach Milarepa und fand ihn in einer abgeschiedenen Höhle im Himalaya. Gampopa suchte sich eine Höhle in der Nähe und meditierte dort jeden Tag viele Stunden intensiv.
Nach einigen Jahren war er sehr weit fortgeschritten. Er berichtete seinem Meister begeistert, dass er sechs Stunden am Stück meditieren konnte. Milarapa fragte erstaunt: „Und was machst du in dieser Zeit?“ Gampopa erklärte mit einem gewissen Stolz: „Ich sitze einfach nur da, stoppe meine Gedanken und denke nichts.“ Milarepa antwortete: „Wie schrecklich. Kein Wunder, dass du spirituell nicht voran kommst.“ Bei der Meditation gibt es zwei große Fallen. Die eine Falle besteht darin, dass die Menschen sich in Tagträume verlieren. Es tauchen unaufhörlich Gedanken auf, die sie an einer tieferen Meditation hindern. Die zweite Falle besteht darin, dass die Menschen mit Kraft ihre Gedanken völlig stoppen. Dadurch wird der innere Reinigungsprozess behindert.
Milarepa erläuterte: „Schon Buddha machte diesen Fehler. Bis er begriff, dass er weder zu angestrengt noch zu locker meditieren darf. Er nannte das den mittleren Weg. Die Gedanken müssen beruhigt werden, damit wir in einen meditativen Zustand kommen. Dafür gibt es verschiedene Methoden wie die Konzentration auf den Atem, auf ein Mantra, auf den Körper, auf ein spirituelles Vorbild oder auf die Natur. Wir können auch einfach nur die Gedanken stoppen. Das Ziel einer Meditation ist es nicht sich innerlich abzutöten und in eine sinnlose Leerheit zu fallen. Das ist ein Missverständnis des Nirwanas. Das Ziel ist es die inneren Verspannungen aufzulösen. Werden die Verspannungen im Körper und im Geist aufgelöst, öffnen sich die Chakren und Energiekanäle. Die Erleuchtungsenergie entfaltet sich von alleine. Der Mensch gelangt in einen Zustand starker Energie. Diese starke spirituelle Energie bewirkt dann immer mehr innere Ruhe, Glück, Liebe, Einheit und Erleuchtung. Die Meditation wird mühelos. Man ruht in der spirituellen Energie und alles entwickelt sich von alleine.“
Gampopa fragte: „Und wie komme ich in diese Erleuchtungsenergie?“ Milarepa erklärte: „Das kannst du nur mit viel innerem Gespür herausfinden. Du musst die Technik finden, die dir am besten hilft. Du musst genau den Grat an innerer Anspannung und Mühelosigkeit erspüren, der die inneren Reinigungsprozesse in Gang bringt und die Energie in dir fließen läßt. Der Hauptweg ist es die Gedanken fließen zu lassen, sie zu beobachten und nicht daran anzuhaften. So kommt alles von alleine zur Ruhe.“
Am besten hat man einen erleuchteten Meister, der die Chakren öffnet und die Erleuchtungsenergie zum Fließen bringt. Man verbindet sich mit seinem Meister, seinem spirituellen Vorbild oder seiner Buddha-Natur, aktiviert dadurch die Kundalini-Energie und kommt dann auf eine natürliche Weise immer mehr in die Meditation. Ich praktiziere normalerweise zu Beginn einer Meditation fünf Minuten eine Kombination aus Mantren, Visualisierungen, Körperhalten und Atemtechniken. So komme ich zur Ruhe und aktiviere meine Erleuchtungsenergie. Dann verweile ich einfach nur längere Zeit in Meditation und alles entwickelt sich von alleine. Ich bin in einem Zustand von Ruhe und Glück und kann dadurch mühelos lange meditieren.
Gampopa befolgte den Rat von Milerapa und gelangte so in kurzer Zeit zur Erleuchtung. Alles Leid der Welt fiel von ihm ab und er ruhte dauerhaft im Glück. Er wurde ein spiritueller Arzt, der seine Mitmenschen allein durch seine Anwesenheit heilte. Alles Handeln floss spontan aus ihm heraus. Er brauchte nur auf innere Urnatur hören. Heilung geschah auf eine natürliche Weise von alleine oder auch nicht, wenn das Karma der Menschen noch nicht reif genug für eine Heilung war. Aber langfristig wird jeder geheilt, wenn er seinem spirituellen Meister treu bleibt.
Wikipedia: „Meditation bezeichnet eine Gruppe von Geistesübungen, die in verschiedenen Traditionen seit Jahrtausenden überliefert sind und seit dem 20. Jahrhundert zunehmend auch in der westlichen Welt in säkularer Weise praktiziert und beforscht werden. Ein wesentliches Element meditativer Techniken ist das bewusste Steuern der Aufmerksamkeit. Das Üben von Meditation soll abhängig vom Kontext der Praxis nachhaltige positive Veränderungen im Denken, Fühlen und Erleben bewirken oder zu spezifischen religiös definierten Einsichten und Zuständen führen. Effekte von Meditationstraining auf Kognition, Affekt, Hirnfunktion, Immunsystem und Epigenetik sowie auf die psychische Gesundheit sind wissenschaftlich belegt.“
Acht Dämonen, die bei der Meditation auftauchen können
Meditation hat viele Vorteile. Man kann damit seinen inneren Stress abbauen, seine Gesundheit stärken, zur Gelassenheit finden, innere Kraft aufbauen, Ängste überwinden, zu sich selbst finden und sogar die Erleuchtung verwirklichen. Aber es können auch Dämonen auftauchen, die einen an einer erfolgreichen Meditation hindern.
Einstmals lebte ein spiritueller Meister mit seinen Schülern in einem abgeschiedenen Tal in Tibet. Die Landschaft war perfekt für eine gute Meditation. Die Menschen hatten dort viel Ruhe, kaum Ablenkung, einen spirituellen Lehrer und eine nette Gruppe. Es war schön in der wilden Gebirgslandschaft zu leben. Viele Yogis waren dort bereits zur Erleuchtung gelangt. Jeder Schüler hatte eine kleine Hütte, in der er seinen persönlichen Weg der Meditation gehen konnte.
Doch leider kamen eines Tages acht böse Dämonen in das Tal. Sie wollten die Schüler an einem erfolgreichen spirituellen Weg hindern. Sie störten die Schüler in der Meditation, so dass bald keiner mehr meditieren konnte. Sie flüsterten den Schüler Gedanken ins Ohr, die ihnen jede Freude an der Meditation nahmen.
Der erste Dämon hieß Faulheit, der zweite Lustlosigkeit, der dritte Zweifel, der vierte Unruhe, der fünfte Langeweile, der sechste Müdigkeit, der siebte Ineffektivität und der achte Stolz. Die Schüler fragten den Meister, was sie gegen die Dämonen tun konnten. Der Meister riet ihnen, bei jedem Dämon genau hinzusehen und dann eine geeignete Gegenstrategie zu finden. Den Dämon der Faulheit überzeugt man am besten mit Weisheit. Man macht sich jeden Tag die Vorteile einer Meditation bewusst. Man gibt sich nach jeder Meditation eine persönliche kleine Belohnung.
Wenn man keine Lust zur Meditation hat, dann findet man eine Technik, die einem Spaß bringt. Manche Menschen brauchen dynamische Meditation, manche analytische Meditationen, manche Visualisierungen und manche ruhige Meditationen. Dynamische Meditationen sind die Geh-Meditation, Yoga-Übungen, die tibetischen Niederwerfungen und die Muskelan- und Entspannung. Bei analytischen Meditationen denkt man über sich und das Leben nach. Man besinnt sich auf sich selbst und seinen Weg. Durch die Visualisierung von spirituellen Vorbildern, Buddhas und Gottheiten kann man die spirituelle Energie in sich erwecken, die man gerade braucht. Durch eine ruhige Meditation beruhigt man seinen Geist und findet zur Gelassenheit.
Der dritte Dämon hieß Zweifel. Ihn überwindet man durch klares Nachdenken. Hilfreich ist es auch regelmäßig in einem spirituellen Buch zu lesen, um seinen Geist spirituell auszurichten. Wenn alles das nicht hilft, dann braucht man eine klaren Tagesplan. Man meditiert einfach immer weiter, der Geist gewöhnt sich daran und die Zweifel verschwinden.
Innere Unruhe überwindet man je nach Situation mit einer dynamischen Meditation, einer analytischen Meditation und durch eine ruhige Meditation, bei der man zum Beispiel durch den Körper hindurch spürt (Body Scan), ein Mantra denkt oder sich auf den Atem konzentriert. Bei Langeweile wechselt man die Meditationsform oder findet eine Meditation, die nicht langweilig ist. Man kann zum Bespiel eine geführte Meditation machen, ein schönes Bild malen oder einen kreativen Text schreiben. Ich kann gut zu Filmen im Fernsehen oder Videos meditieren. Früher habe ich auch in Warteschlangen meditiert oder wenn ich Routinearbeiten zu erledigen hatte.
Bei Müdigkeit braucht man eine aktive Meditation. Oder man meditiert nur kurz, so dass keine Müdigkeit entsteht. Schwieriger sind die Dämonen Ineffektivität und Stolz zu überwinden. Am Anfang sucht man kreativ seinen Weg der Meditation. Aber dann besteht die Gefahr, dass die Meditation zur Routine wird und man im formalen Üben feststeckt. Deshalb sollte man seinen Weg der Meditation immer wieder überprüfen und spüren, was gerade effektiv für einen ist.
Stolz erfaßt oft Menschen, die schon lange erfolgreich meditieren. Sie schaffen es jeden Tag zu meditieren, lange zu meditieren und haben oft besondere spirituelle Erfahrungen. Sie können dann im spirituellen Ego feststecken. Für sie ist es wichtig zu erkennen, dass die Erleuchtung ein Weg der umfassenden Liebe und nicht ein Egoweg ist. Es ist hilfreich, jede Meditation dem Glück aller Wesen zu widmen und zu denken: „Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben.“
Damit die Schüler ihre Dämonen bezwingen konnten, gab ihnen der Meister als letztes den Rat, sich bei jeder Meditation mit den Buddhas und Bodhisattvas oder ihrem persönlichen Meister zu verbinden. So erhielten sie Kraft und Unterstützung aus einer höheren Dimension. Das taten die Schüler und konnten so alle Dämonen immer wieder vertreiben.
Guter Guru und schlechter Guru
Ein guter Guru führt einen zu einem selbst. Und ein schlechter Guru macht einen Menschen von sich abhängig, um Macht, Liebe, Geld, Energie usw zu kriegen. Es gibt in der spirituellen Szene viele schlechte Gurus. Sie sind sich vielleicht sogar noch nicht einmal bewusst, dass sie schlechte Gurus sind. Sie haben Heilkräfte und können damit ihren Mitmenschen helfen. Sie sind eine starke Mutter oder ein starker Vater für ihre Anhänger. Bei Männern gibt es oft sexuellen Missbrauch ihrer Schüler. Bei Frauen dominiert nach meiner Ansicht der Machtmissbrauch. Meine Mutter war auch letztlich so ein strenger Guru. Sie verlangte von mir Liebe, Energie und Unterordnung. Spannend daran ist, dass ich gelernt habe mit solchen Frauen zu leben. Später hatte ich in der Schule zweimal solche Klassenlehrerinnen. Und auch meine Yoga-Ausbilderin war von dieser Sorte. Sie alle haben mich geliebt. Und ich bin letztlich mit ihnen klargekommen. Nur mit meiner Exfrau nicht. Da war ich durch meinen Burnout und meine Depression zu schwach, um mich ausreichend abzugrenzen und meinen eigenen Weg zu gehen. Als ich merkte, dass sie mich energetisch aussaugt und mich langfristig zerstört und unglücklich macht, habe ich mich von ihr getrennt. Das war ein sehr schwerer Weg, weil sie mich innerlich so beherrschte, dass ich mich kaum von ihr lösen konnte. Sie dachte, sie hätte mich für immer in ihren Fängen. Aber mit Hilfe meiner Meister bin ich ihr entkommen. In schwierigen Situationen hat mir das Leben immer irgendwelche Helfer geschickt.
Was lernen wir daraus? Man kann in solche Systeme geraten. Ausbeutung und Machtmissbrauch sind normal in dieser Egowelt. Jeder versucht jedem die Energie abzusaugen, zu beherrschen, zu unterdrücken und zu versklaven, mal mehr und mal weniger geschickt. Um in der Welt zu leben, müssen wir also lernen im Ego-Dschungel zu überleben. Vor allem erlerne Weisheit. Was ist Weisheit? Weisheit ist es Erleuchtung als das Hauptziel im Leben zu erkennen und danach zu streben. Zur Erleuchtung gelangst du durch den spirituellen Weg, also durch Meditation und positives Denken.
Erleuchtung bedeutet Selbstverwirklichung. Erleuchtung entsteht durch die Auflösung aller inneren Verspannungen. Wenn du kein Gespür für dich selbst hat und nicht genau deinen Weg gehst, dann verstärkst du die inneren Verspannungen und löst sie nicht auf. Das Wichtigste auf dem spirituellen Weg ist es auf die Stimme der eigenen inneren Wahrheit und Weisheit zu hören. Ein schlechter Guru führt dich von dir, deiner eigenen inneren Weisheit, von der Erleuchtung und von Gott weg. Er führt dich letztlich zum Ego, zum Teufel, in die Hölle, in die Dunkelheit oder wie du es nennen willst. Du musst dich in deinem Leben immer zwischen dem Licht und der Dunkelheit entscheiden. Der Mensch hat die Freiheit. Er kann ins Glück oder ins Leid gehen. Selbst in schwierigsten Situationen hat man noch diese Entscheidung. Das Wichtigste im Leben ist es seinen inneren Guru zu finden und auf ihn zu hören. Er wird dich immer ins Licht, in den Frieden, in die Liebe und ins Glück schicken.
Der alte Meister sucht sich eine Frau
Da saß der alte Meister nun in seiner kleinen Hütte im Wald und langweilte sich. Viele Jahrzehnte hatte er den spirituelle Pfad beschritten und eine gewisse Stufe der Erleuchtung erreicht. Er hatte viel meditiert, in spirituellen Büchern gelesen, mit Yogaübungen seine Kundalini-Energie erweckt und jeden Tag die Welt gerettet. Eine kleine Schar von Schülern hatte sich um ihn versammelt. Sie fühlte sich von seinen Lehren, seiner Energie und seiner Persönlichkeit angezogen.
Der alte Meister war ein ziemlich verschrobener Typ. Er redete nicht viel. Meistens saß er einfach nur ruhig in seinem Glück da. Aber er konnte auch sehr zornig werden, wenn die Menschen andere Meinungen als er hatte. Er war durchaus etwas intolerant, obwohl er eigentlich die Liebe, die Toleranz und die Freundlichkeit predigte. Er war nicht perfekt. Er hatte einige Fehler. Er selbst sah sich sogar als den mickrigsten Menschen auf der Welt an. Das liebten seine Anhänger so an ihm. Er war so wie sie. Individuell, unperfekt, Außenseiter in der glitzernden Welt des leistungsorientierten Konsumkapitalismus.
Der Meister lehrte es, seiner eigenen Stimme der Wahrheit zu folgen. Jeder durfte den Weg gehen, den er für richtig hielt. Jeder durfte auf seine Art den Buddhismus praktizieren. Das nahm der Meister auch für sich in Anspruch. Doch wie entsetzt waren die Schüler, als der Meister auf die Idee kam, sich noch in seinem hohen Alter eine Frau zu wünschen. Und er hatte genaue Vorstellungen von dieser Frau. Alt sollte sie sein. Spirituell fortgeschritten sollte sie sein. Und hässlich sollte sie sein. Der Meister wollte es üben auch im Hässlichen das Licht der Welt zu erkennen. Er erklärte seinen Schülern, dass für ein liebendes Herz alle Menschen schön sind.
In einer Vision hatte der Meister seine Frau auch schon gesehen. Er schickte seine Schüler los diese Frau zu finden. Die Schüler durchstreiften das ganze Land auf der Suche nach einer alten hässlichen Frau. Da gab es viele. Aber die Frau musste auch spirituell weit entwickelt sein. Die Schüler sollten sie an ihrer starken spirituellen Energie erkennen. Und tatsächlich trafen einige Schüler in einer schmutzigen Hütte in der Abgeschiedenheit der Berge auf eine zahnlose alte Frau mit einer krummen Nase, vielen Warzen und einer faltigen Haut. Die Frau bewarf sie Kuhfladen und wollte die Schüler wegjagen. Aber die Schüler spürten bei ihr eine starke spirituelle Präsenz. Die Frau war sehr kraftvoll und energiegeladen. Sie hatte eine Power wie die Göttin Kali. Sie war eine Verkörperung der Vajrayogini. Auch sie hatte jahrzehntelang auf ihre Art spirituell praktiziert und strahlte eine starke Energie aus.
Das spürten die Schüler und baten die Frau ihren Meister kennenzulernen. „Was soll ich in meinem Alter mit einem Mann,“ rief die Frau. „Ich bin froh, dass ich die Ebene der Dualität überschritten habe. Ich will lieber alleine bleiben.“ Die Schüler konnten die Frau nicht überzeugen. Sie berichteten aber ihrem Meister von dem Ergebnis ihrer Suche. Da machte sich der alte Meister sofort auf den Weg zu der Frau. Und als sich beide in die Augen sahen, war da sofort Liebe. Der Energiefunke sprang über. Ohne ein Wort zu sagen verliebten sich beide ineinander. Sie merkten, dass das Zusammensein beide glücklicher macht, als wenn sie alleine waren. Also zogen sie zusammen und waren glücklich bis an ihr Lebensende.
Die Schüler fragten, ob es nicht besser ist auf dem spirituellen Weg alleine zu leben. Der Meister antwortete: „Am Anfang braucht man auf dem spirituellen Weg viel Ruhe, damit man gut spirituell vorankommt. Aber irgendwann braucht man ein Gegenüber, an dem man spirituell wachsen kann. Im Buddhismus gibt es den tantrischen Weg. Auf diesem Weg kann die spirituelle Energie verstärkt werden, wenn sich ein Mann energetisch mit einer Frau verbindet. Sexualität kann ein Weg ins Licht und ein Weg in die Dunkelheit sein. Man sollte genau spüren, was man braucht und wie der Weg einer Beziehung beide Menschen ins Licht bringt. Eine spirituelle Beziehung ist eine große Herausforderung. Aber gerade an großen Herausforderungen kann man innerlich sehr wachsen.“
Beziehungen als Wachstumsweg

In Beziehungen ist es wie in der Politik. Es ist schwer sein Ego zu überwinden und sich nicht in falsche Machtkämpfe zu verstricken. In der Politik geht es vorwiegend um unterschiedliche Interessen. Es geht vorwiegend um den Konflikt zwischen Arm und Reich, zwischen Arbeitern und Kapitalisten, zwischen Männern und Frauen, zwischen den unterschiedlichen Völkern der Welt, zwischen den verschiedenen Lebensauffassungen. Dabei geht oft das Gemeinsame und der tiefere Sinn des Lebens verloren. Der tiefere Sinn des Lebens ist die Entwicklung des inneren Glücks und der umfassenden Liebe. Gemeinsam ist uns allen, dass wir alle auf der Erde leben. Mit dem Untergang der Erde geht auch wir unter. Wenn das Klima zerstört wird oder ein Atomkrieg kommt, leiden wir alle gemeinsam. Wenn wir den Egoismus auf der Erde fördern, werden wir uns alle gegenseitig zerstören. Kriege sind grundsätzlich Höhepunkte des Egoismus und der menschlichen Dummheit, jedenfalls von Seiten des Angreifers. Verteidigen darf man sich. Aber auch hierbei sollte man das richtige Maß wahren und daran denken, dass wir letztlich eine globale Friedensordnung auf der Welt schaffen sollten. In der Politik geht es darum, letztlich aus positiven Werten wie Wahrheit, Liebe und Frieden heraus zu handeln.
Das gemeinsame Glück in den Mittelpunkt stellen
Und genauso ist es in Beziehungen. Wir müssen unsere Beziehungen in tieferen positiven Werten verankern. Dann können sie langfristig gelingen. Wenn wir das Ego und die äußeren Bedürfnisse in den Mittelpunkt stellen, dann verstricken wir uns in ewige Egokämpfe und zerstören letztlich das gemeinsame Glück. Ich erfahre immer wieder wie schwer es ist, sich auf das gemeinsame Glück zu besinnen. Dem Ego zu folgen hat eine große Kraft. Man baut sich seine eigene Philosophie um sein Ego herum und verstrickt sich dann darin. Bereits die Wahrheit in einer Angelegenheit zu erkennen, ist oft äußerst schwierig. In der Politik wird gerne mit Lügen und Desinformation gearbeitet. Es gibt die Kunst der Manipulation, durch die das Gegenüber geistig völlig verwirrt wird. Es ist sehr mühsam die Wahrheit herauszuarbeiten. Das Ego des Gegenüber wehrt sich mit allen Mitteln. Ich sehe das an den politischen Diskussionen in meinen Gruppen. Aber auch in meinen Beziehungen gab es oft Egokämpfe.
Die Kunst des positiven Miteinanders
Eine gute Beziehung zu führen, ist eine große Kunst. Grundsätzlich gelingt es nur mit dem positiven Denken. Der Paartherapeut Gottman hat herausgefunden, dass sich gute von schlechten Beziehungen im Wesentlichen durch die gemeinsame Fähigkeit zum positiven Denken unterscheiden. Wenn wir glückliche Beziehungen haben möchten, müssen wir gemeinsam das positive Denken lernen. Wir müssen uns in positiven Werten verankern und konsequent ein positives Verhalten trainieren. Barbara und ich sind sehr unterschiedlich und eigensinnig. Am Anfang unserer Beziehung haben wir uns oft gestritten. Es war schwer einen gemeinsamen Weg zu finden. Im Laufe der Jahre wurden wir immer harmonischer. Wir haben immer besser gelernt positiv miteinander umzugehen. Wir haben es gelernt den anderen zu verstehen und mit seinen Macken positiv umzugehen. Letztlich haben wir es nur geschafft, weil wir beide wirklich eine glückliche Beziehung wollten.
Man muss wirklich eine glückliche Beziehung wollen
Das ist der Kern. Man muss wirklich eine glückliche Beziehung wollen. Dann findet sich auch ein Weg. Letztlich geht es in Beziehungen und in der Welt um spirituelles Wachstum. Spirituelles Wachstum gelingt nur, wenn wir uns klar im spirituellen Ziel und in positiven Werten verankern. Es gibt auf der Welt und in Beziehungen immer den Kampf zwischen dem Ego und der Erleuchtung. Erleuchtung bedeutet Frieden, Liebe und Harmonie. Ego bedeutet Kampf und Disharmonie. Im Moment sind die Kräfte des Egos auf der Welt sehr stark. Das wirkt sich auch auf die Beziehungen der Menschen untereinander aus. Eine glückliche Welt und eine glückliche Beziehung zu schaffen ist ein täglicher Übungsweg. Andererseits sind Wahrheit und Liebe große Kräfte. Die Erleuchtung ist ein viel größeres Glück als die Befriedigung des Egos. Deshalb werden langfristig die Wahrheit und die Liebe siegen.
Der Yogi Milarepa
Milarepa war ein berühmter tibetischer Yogi und Sänger. Er praktizierte jahrzehntelang als abgeschiedener Yogi im Himalaya-Gebirge den Mahamudra-Weg, den er von seinem Meister Marpa gelernt hatte. Mit dem Mahamudra-Weg kann man unter günstigen Bedingungen in einem Leben ein Buddha werden. Der Mahamudra-Weg besteht aus den vorbereitenden Übungen und der Übertragung des Erleuchtungsbewusstseins. Mahamudra bedeutet „Großes Siegel“. Die große Weisheit ist das erleuchtete Einheitsbewusstsein. Die essentielle Anweisung lautet: „Komme einfach im natürlichen Zustand des Geistes zur Ruhe.“ Gelange ins erleuchtete Sein.
Als Milarepa die vollständige Erleuchtung erreicht hatte, erschien er auf der Suche nach seinem Nachfolger dem jungen Arzt Gampopa im Traum. Gampopa sah einen grünen Yogi in einer Höhle im Himalaya, der ihm ein Glas Bier (tibetisch Chang) anbot und ihn aufforderte, zu ihm zu kommen. Milarepa war als grüner Yogi bekannt, weil er sich hauptsächlich von Brennesseln ernährte und seine Haut deshalb eine grünliche Farbe angenommen hatte.
Gampopa machte sich sofort auf die Reise. Er folgte einfach seiner inneren Stimme und fand so nach einiger Zeit die Höhle von Milarepa. Und tatsächlich bot ihm Milarepa ein Glas Chang an. Gampopa lehnte freundlich ab, weil er als Buddhist keine berauschenden Getränke zu sich nehmen durfte. Milarepa lachte und sprach: „Bei mir lernst du den undogmatischen Weg. Da ist alles erlaubt.“ Gampopa trank das Bier. Dabei übertrug ihm Milarepa etwas von seiner Energie und Gampopa gelangte in einen Zustand der Glückseligkeit.
Er beschloss bei Milarepa zu bleiben und sein Schüler zu werden. Zuerst führte Milarepa ihn in die vorbereitenden Stufen des Mahamudra-Weges ein. Gampopa praktizierte den tibetischen Yoga, die sogenannten Niederwerfungen, und reinigte dadurch seinen Körper von den Verspannungen. Er aktivierte mit dem Gottheiten-Yoga seine Chakren und entwickelte seine spirituelle Energie. Er erlernte den Weg der umfassenden Liebe und legte das Bodhisattva-Gelöbnis ab. Danach übertrug ihm Milarepa das Erleuchtungsbewusstsein, indem er einen Fuß auf seinen Kopf legte.
Gampopa erfuhr das Einheitsbewusstsein. Sein Ich-Bewusstsein löste sich auf und er spürte sich als eins mit allem. Er war im Frieden, in der Liebe und im Glück. Aber dieser Zustand hielt nicht dauerhaft an. Deshalb zeigte ihm Milarepa als spirituelle Hauptlehre sein vom vielen Meditieren vernarbtes Hinterteil. „Von nichts kommt nichts. Du musst fleißig immer weiter üben, damit die Erleuchtung immer dauerhafter wird. Bis du in den Zustand des mühelosen erleuchteten Seins kommst. Dann kannst du alles Streben loslassen und dich der Erleuchtung deiner Mitmenschen widmen.“ (Tibetische Weisheitsgeschichten)
Der traurige Erleuchtete
Vor achthundert Jahren lebte in Tibet der erleuchtete Meister Langri Thangpa. Er folgte der Kadampa-Tradition von Atisha und versuchte Liebe und Mitgefühl zu allen Wesen zu entwickeln. Er konzentrierte sich auf das Leid auf der Welt und war dadurch ständig traurig. Obwohl in ihm auch gleichzeitig das Glück der Erleuchtung war. Er lebte in einer Mischung aus Trauer, Liebe und Glück.
Die anderen Lamas sprachen zu ihm: „Warum nimmst du das alles so ernst? Die materielle Welt ist doch nur ein Traum, den man durch die Erleuchtung übersteigt. Alles kommt und geht. Ein Erleuchteter sollte an nichts anhaften und sich über die Dinge auf der Welt erheben.“ Der traurige Langri antwortete: „Wie könnte mich das Leid auf der Welt unberührt lassen, wo ich doch eins mit allem bin. Ich habe versprochen als Bodhisattva zu leben, und allen Wesen zu helfen. Wer anderen Wesen helfen will, muss zuerst ihr Leid sehen und ernst nehmen. Vielleicht ist das Leid aus der Sicht eines Erleuchteten nicht real, aber die vielen Wesen auf der Welt leiden aus ihrer Sicht real.“
Durch seine Übung der Identifikation mit allen Wesen, genannt Tonglen, wuchs Langri Thangpa zwar immer mehr in der Erleuchtung und in der Liebe, gleichzeitig wurde er aber immer trauriger. Jeden Tag übte er es das Leid seiner leidenden Mitwesen zu übernehmen und ihnen sein eigenes Glück zu geben. Schon das Leid einer kleinen Ameise konnte ihn in Tränen ausbrechen lassen. Man hörte ihn nie lachen.
Eines Tages schlurfte er wieder traurig durch den Gang des Klosters. Die Mönche machten sich über ihn lustig und fragten: „Ist heute jemand gestorben?“ Langri antwortete: „Gibt es einen Tag, an dem nicht jemand gestorben ist. Jeden Tag gibt es irgendwo Leid auf der Welt. Wer das weiß, kann gar nicht anders als immer traurig zu sein.“ Die Mönche meinten, dass das eine sehr einseitige Sicht des Lebens sei. Im Leben gäbe es Freude und Leid. Man müsse auch mal über sich selbst und über das Leben lachen können. Das könne man, wenn man sich und seinen Weg nicht zu ernst nehme.
Das leuchtete Langri Thangpa ein. Er erkannte, dass er sich zu sehr mit dem Leiden der Welt identifizierte. Also ließ er sich und seinen Weg des Mitgefühls auch etwas los. Dadurch entwickelte sich mehr Glück in ihm. Er lebte mehr im Licht. Und eines Tages musste er sogar herzhaft lachen, als er sah, wie eine Ameise ein Stück von seinem Käse rauben wollte. Das Stück Käse war so groß, dass sie sich dabei übernahm. Sie wollte mehr als sie tragen konnte und konnte den Käse nicht wegschaffen. Zum Glück war die Ameise schlau, holte ein paar Kollegen. Und gemeinsam schafften sie das große Käsestück fort. Da waren die Ameisen glücklich. Und der traurige Langri gelangte in die Energie der Mitfreude und konnte sich endlich von seiner übergroßen Trauer befreien. (Frei nacherzählt aus Tibetische Weisheitsgeschichten)
Der Dalai Lama hilft einem armen Mann
Bei einem seiner Besuche in den USA traf der Dalai Lama zufällig einen psychisch kranken Menschen. Dieser Mensch litt an Burnout, Ängsten und Depressionen. Er hatte schon viele Dinge ausprobiert, um sich von seiner Krankheit zu heilen. Er hatte viele Tabletten geschluckt, war zu vielen Psychotherapeuten gegangen und hatte es sogar mit spirituellen Heilern versucht. Aber nichts hatte geholfen. Er wurde seine Krankheit nicht mehr los. Er war verzweifelt und haderte mit dem Leben. So traf er den Dalai Lama.
Der Dalai Lama versuchte zuerst ihn mit Worten zu ermutigen. Er sprach entsprechend der Lehre des tibetischen Buddhismus von der Kostbarkeit des menschlichen Lebens, von der Kraft des menschlichen Verstanden und dass alle Probleme gelöst werden können. Jeder könne durch den spirituellen Weg Heilung finden. Aber der Mann konnte mit diesen Argumenten nichts anfangen. Die Worte des Dalai Lama erreichten ihn nicht. Ärgerlich entgegnete der Mann: „Wie kann ich Ihnen trauen? Mir hat bisher noch nichts geholfen.“ Und zum Schluss rief er sogar: „Was kümmern Sie meine Probleme!“
Das machte den Dalai Lama wirklich traurig. Wie sollte er diesem Mann helfen? Und wie diesem Mann geht es vielen Menschen im Westen. Voller Mitgefühl streckte der Dalai Lama seine Hand aus und streichelte beruhigend den Arm des Mannes. Dabei muss sich viel spirituelle Energie übertragen haben, denn der Dalai Lama ist ein erleuchteter Meister. Jedenfalls lächelte der Mann plötzlich. Sein Geist wurde fröhlich und zuversichtlich.
Und am nächsten Tag kam er wieder, einfach nur um den Dalai Lama zu treffen. Da erklärte ihm der Dalai Lama: „Betrachte mich als deinen Freund. Du kannst mich jederzeit besuchen. Ich tue alles was ich kann, um dir zu helfen. Ich stehe dir stets Diensten.“ Der Dalai Lama erkannte aus diesem Vorfall, wie kraftvoll echte Liebe und ein natürliches Verhalten sein kann.
Ich erkenne daraus, wie kraftvoll die Präsenz eines erleuchteten Meisters seine Mitmenschen verwandeln kann. Ich habe das selbst bei vielen Veranstaltungen des Dalai Lama gespürt. Die Menschen waren begeistert. Ihre inneren Verhärtungen schmolzen dahin und ihre Herzen öffneten sich. Sie kamen unglücklich und gingen glücklich wieder nach Hause. Und so war es bei vielen Erleuchteten, die ich getroffen habe. Allein ihre Gegenwart verwandelte die Menschen, egal was sie taten. Es war egal, ob sie einen Vortrag hielten, Mantras sangen, die Menschen umarmten oder einfach nur schweigend mit ihnen meditierten. Sie hatten das Licht in sich und gaben es auf ihre Weise an ihre Mitmenschen weiter.
(Frei nacherzählt aus Dalai Lama, Dzogchen)
Traumata auflösen
Der buddhistische Gott der Weisheit heißt Manjushri. Er zeigt uns den Weg zur Erleuchtung. Das Zentrum dieses Weges besteht darin, dass wir uns fest in der Wahrheit und Weisheit verankern. Wir sollten jeden Tag etwas in den Büchern der erleuchteten Meister (Buddha, Dalai Lama, Sai Baba) lesen und über das Leben nachdenken. Wir sollten uns jeden Tag durch ein Mantra oder eine Meditation mit unserem spirituellen Vorbild verbinden. Deshalb hält Manjushri das Buch in seiner linken Hand.
Mit der rechten Hand schwingt er das Flammenschwert der Weisheit. Auf dem spirituellen Weg müssen wir beständig unsere Gedanken und Gefühle beobachten. Wir sollten Eigenschaften wie innerer Frieden, Liebe, Glück und Selbstdisziplin erwerben. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass unsere Gedanken, unsere Gefühle und unsere persönlichen Eigenschaften zusammenhängen. Ein negativer Gedanke führt zu einem negativen Gefühl (Wut, Angst, Trauer, Sucht, Anhaftung oder Ablehnung) und im Laufe der Zeit zu einer negativen Eigenschaft (Verfestigung von negativen Gefühlen). Ein positiver Gedanke führt zu einem positiven Gefühl und zu einer positiven Eigenschaft.
Das Zentrum des Weges der Erleuchtung besteht darin alle unerleuchteten (unheilsamen) Gedanken zu zerschlagen und heilsame Gedanken zu fördern. Zur Überwindung von unheilsamen Gedanken gibt es viele Techniken. Wir sollten unsere Gedanken und Gefühle ständig beobachten. Das ist die Grundtechnik im Buddhismus.
Wir lassen unsere Gedanken und Gefühle kommen und gehen, wie sie wollen, ohne daran anzuhaften. Wir beobachten sie einfach nur mit Gleichmut und lassen sie sich von alleine ausleben. Dann werden die meisten negativen Gedanken nach einiger Zeit verschwinden. So kommen wir zur Ruhe und erlangen inneren Frieden.
Wenn wir ein Gedanke nicht von alleine verschwindet, dann gibt es verschiedene Techniken mit solchen Gedanken umzugehen. Das gilt gerade für große und schwere Probleme. Wir sollten gründlich über unser Problem nachdenken und ein Lösung finden. Das kann eine äußere oder eine innere Lösung sein. Eine innere Lösung entsteht zum Beispiel durch den Gedanken: „Ich nehme die Dinge so an wie sie sind.“ Ist ein Problem gelöst, kehrt im Geist Frieden ein. Gut ist auch mit anderen Menschen über unsere Probleme zu reden. Auch das kann uns innerlich zur Ruhe bringen.
Uns kann auch ein positiver Gedanke helfen. Wir denken über den großen Wert des spirituellen Weges nach. Wir finden etwas, woran wir glauben. Wir denken an einen erleuchteten Meister oder ein spirituelles Vorbild. Wir überlegen uns einen positiven Leitsatz, der uns auf unserem Weg hilft. Wir beschließen als Sieger zu leben. Wir leben für das Ziel ein glücklicher Buddha zu werden. Wir wünschen unseren Mitwesen Glück und Erleuchtung. Wir streben danach bei unserem Tod ins Licht aufzusteigen. Wir wünschen im nächsten Leben ein gutes Karma zu erlangen.
Wir können des weiteren alle negativen Gedanken radikal stoppen. Das geschieht durch einen einfachen Gedankenstopp oder durch eine Meditationstechnik wie ein Mantra, die Atembeobachtung oder die Konzentration auf ein Chakra (Körperteil) oder eine Gottheit (ein spirituelles Vorbild). Wir können auch mit Yogatechniken unsere Kundalini-Energie erwecken. Ich praktiziere dazu eine Kombination aus Visualisierungen, Mantren, Atemtechniken und Körperhaltungen. Natürlich kreativ, undogmatisch und mit innerem Gespür. Ist die spirituelle Energie da, verschwinden alle negativen Gedanken. Es fällt mir dann sehr leicht positiv zu denken.
Was ist das große Geheimnis Manjushris? Wie zerschlägt man seine Gedanken so, dass man dadurch zur Erleuchtung kommt? Zuerst erspüren wir unser momentanes Gefühl. Was ist derzeit unser Problem? Was ist das Gefühl, dass uns am meisten belastet? Ist es Trauer, Wut, Angst oder Sucht? Wo sitzt dieses Gefühl in unserem Körper? Hinter jedem negativen Gefühl steckt ein bestimmter Gedanke. Diesen Gedanken finden wir durch Hinspüren, Nachdenken und Ausprobieren genau heraus.
Haben wir den negativen Gedanken genau identifiziert, fällt es uns meistens leicht einen positiven Gegengedanken zu finden. Je mehr wir an diesen Gegengedanken glauben, desto stärker löst er den negativen Gedanken und damit auch das negative Gefühl auf. Wenn wir langfristig bei unserem negativen Gefühl konsequent unseren positiven Gedanken denken, verschwindet es irgendwann ganz. Ein ganzer innerer Verspannungsbereich (Traumata) löst sich auf. Wenn es sich um ein für uns zentrales Thema handelt, können wir dadurch zur Erleuchtung durchbrechen. Das ist das Schwert Manjushris.
Der Gott der Weisheit
Als ich bereits einige Jahre als abgeschiedener Yogi gelebt hatte, erlangte ich plötzlich die Fähigkeit in der Meditation meine früheren Leben zu sehen. Ich spürte eine große Neugier in mir, was ich in meinen früheren Leben wohl gemacht hatte. In der Meditation konzentrierte ich mich auf die Vergangenheit. An einem bestimmten Punkt auf der Zeitachse spürte ich einen Widerstand. Ich konzentrierte mich auf diesen Energiepunkt. Und plötzlich sah ich mein früheres Leben als christlicher Mönch. Im Spätmittelalter habe ich als Benediktinermönch in einem Kloster in Süddeutschland gelebt. Ich sah mich mit meinen Mitmönchen beim Beten. Ich suchte nach Gott, aber ich konnte ihn nicht finden. Ich wollte ein Heiliger werden und in Gott leben, aber es gelang mir nicht. Irgendetwas hatte ich falsch gemacht. Deshalb wurde ich wiedergeboren.
In diesem Leben setzte ich meine Suche fort. Bereits im Alter von 14 Jahren fragte ich mich intensiv nach dem Sinn des Lebens. Ich beobachtete genau das Leben. Ich dachte über meine Erfahrungen gründlich nach. Schrittweise erlangte ich immer mehr Weisheit.
Im Alter von 30 Jahren traf ich auf den Gott der Weisheit. Im Hinduismus wird er Brahma genannt und im Buddhismus Manjushri. Brahma hat vier Köpfe, mit denen er in alle Richtungen blicken kann. Man kann es so interpretieren, dass er alles weiß. Insbesondere kennt er das erleuchtete Einheitsbewusstsein. In seinen Händen hält er ein Buch, eine Gebetskette, den Wasserkrug eines Yogis und einen Schöpflöffel. Durch das Buch (die Veden) hat er die Weisheit von der Erleuchtung erlangt und praktiziert daraufhin sofort den spirituellen Weg (Manta/Gebetskette, Wasserkrug/als Yogi leben). Mit dem Schöpflöffel schöpft er spirituelle Energie und erschafft sich dadurch sein eigenes Universum des Glücks.
Manjushri besitzt ebenfalls ein Buch (die Lehren Buddhas) und das Schwert der Weisheit, mit dem er alle Unweisheit durch klares Nachdenken zerschlagen kann. Er zerschlägt konsequent alle Anhaftungen an weltliche Genüsse und alle Ablehnung von Leid. So gelangt er zur inneren Ruhe, zum inneren Frieden und zur Erleuchtung. Da er an nichts Äußerem mehr haftet, entfaltet sich sein inneres Glück. Er verbraucht seine Energie nicht mehr im äußeren Leben und kann so seine Erleuchtung bewahren.
Bei mir nahm der Gott der Weisheit die Gestalt des griechischen Philosophen Epikurs an. Ich traf auf ein Buch von Epikur, las es und war begeistert. Ich erkannte sofort, dass Epikur recht hatte. Epikur lehrte es das Glück in sich selbst zu suchen und an seinem Geist zu arbeiten. Das ist das große Geheimnis des spirituellen Weges. Es wird durch die Glücksforschung bestätigt. Das Glück eines Menschen kommt zu 90% aus seiner Psyche und nur zu etwa 10% aus seinen äußeren Umständen. Das kann je nach äußerer Situation natürlich erheblich schwanken. Aber diese Erkenntnis bedeutet, dass wir das Glück vorwiegend in uns selbst suchen müssen, wenn wir glücklich werden wollen.
Und warum bin ich als christlicher Mönch nicht zur Erleuchtung gekommen? Warum konnte ich mein inneres Glück nicht erwecken? Ich hatte mein ganzes Leben dem spirituellen Weg geweiht und intensiv praktiziert. Es lag nicht an den spirituellen Techniken. Damit sind viele Menschen zu Heiligen (Erleuchteten) geworden. Das gilt insbesondere für die christlichen Wüstenväter (christlichen Yogis), die ihre Erfahrungen aufgeschrieben und an uns weitergegeben haben. Mein spirituelles Scheitern als Christ lag daran, dass ich ohne inneres Gespür die spirituellen Rituale einfach nur formal praktiziert hatte. Das geht den meisten Mönchen und Nonnen aller Religionen so. Nur sehr wenige brechen zur Erleuchtung durch.
Man sollte seine Psyche genau kennen. Man sollte genau herausfinden, welche Übungen spirituell gut wirken und einen ins Licht bringen. Ich habe deshalb eine Ausbildung als Psychotherapeut gemacht. Ich habe über viele Jahre hinweg meinen Geist genau beobachtet. Und vor allem habe ich gelernt alle Dogmen der Religionen zu überschreiten. Wer an starren Dogmen festhängt, kann seinen Geist nicht befreien. Gott ist über allen Vorstellungen von Gott. Die Erleuchtung befindet sich in einer Ebene über allen Worten. Sie kann nicht beschrieben, sondern nur erfahren werden.
Ich habe mir aus allen Religionen und psychologischen Theorien das herausgesucht, was für mich effektiv ist. Ich habe viele Jahre in der Abgeschiedenheit als Yogi gelebt, alle Techniken ausprobiert und dabei meinen Geist beobachtet. Und dann fand ich ihn, meinen Weg ins Licht. Er war viel einfacher als gedacht. Ich brauchte keine komplizierten spirituellen Übungen. Ich habe einfach nur meditiert, in den Büchern meiner erleuchteten Meister gelesen, bin spazieren gegangen, haben für das Glück aller Wesen gearbeitet und auch etwas das Leben genossen. Das genügte. Das Geheimnis bestand darin, dass ich mit innerem Gespür jede Tätigkeit auf genau die jeweils richtige Art und in genau der richtigen Länge gemacht habe. Den Weg der Richtigkeit habe ich innerlich erspürt. Und ich habe ein halbes Jahr konsequent jeden Tag 24 Stunden praktiziert. Auch der Schlaf wurde in den Übungsweg einbezogen. Genauso wie das Essen und Fernsehen. So brach ich nach einem halben Jahr zur Erleuchtung durch.
Jetzt braucht ich nur meinen Weg konsequent weiterzugehen, damit sich die Erleuchtung stabilisiert. Es gab viele Reinigungsprozesse. Die Erleuchtung kam und ging. Mein Weg der inneren Reinigung ist lang. Ich bin noch nicht am Ziel. Aber ich weiß genau, wo mein Weg jeweils längs geht.
Muss ein spiritueller Mensch ein Vegetarier sein?
Mutter Meera ist eine große erleuchtete Meisterin. Sie lehrt: „Ich esse das, was mir gut tut. Der Erleuchtung ist es egal, was ein Mensch in seinem Magen hat. Fleischgenuss hindert einen Menschen nicht an der Erleuchtung.“ Der Dalai Lama wollte gerne ein Vegetarier werden. Aber seine Ärzte rieten ihm aus gesundheitlichen Gründen Fleisch zu essen. Buddha war zwar eher ein Vegetarier, aber wenn er bei seinen Bettelgängen Fleisch bekam, hat er es gegessen. Sehr streng ist der indische Meister Satya Sai Baba: „Fleisch essen ist ein Sünde. Fisch essen ist ein Fehler.“ Er folgt der Tradition von Mahatma Gandhi: «Ich glaube, dass geistiger Fortschritt an einem gewissen Punkt von uns verlangt, dass wir aufhören, unsere Mitlebewesen zur Befriedigung unserer körperlichen Verlangen zu töten.» Jesus dagegen hat Fisch und Fleisch gegessen. Im Christentum sind die Vegetarier eher eine Ausnahme.
Es ist in der Spiritualität sehr umstritten, ob man Fleisch essen darf oder nicht. Im Yoga, Christentum und Buddhismus gibt es den Grundsatz nicht zu töten. Es kommt darauf an, wie man diesen Grundsatz auslegt. Im Christentum herrscht eher eine enge Auslegung vor. Christliche Priester segnen im Krieg die Waffen und die Soldaten. Die russischen Priester segnen die russischen Soldaten und die ukrainischen Priester die ukrainischen Soldaten. Und dann töten sich beide Seiten im Namen Gottes. Andererseits hat Jesus gelehrt seine Feinde zu lieben und die andere Wange hinzuhalten, wenn jemand einen auf die eine Wange schlägt. Jesus war eher friedlich und seine Nachfolger sind es oft nicht.
Der Buddhismus ist eher eine gewaltfreie Religion. Die Mongolen wurden durch die Bekehrung zum Buddhismus zu einem friedlichen Volk. Andererseits gibt es das buddhistische Myanmar (Burma), wo das Militär grausam herrscht und viele Muslime getötet hat. Tibet war früher ein buddhistisches Land. Dort gab es viele Diskussionen zwischen den Vegetariern und den Fleischessern. Die Vegetarier beriefen sich auf das Gebot der Gewaltlosigkeit und die Liebe zu allen Wesen. Die Fleischesser erklärten, dass in Tibet überwiegend nur Viehzucht möglich ist und die Menschen Fleisch zum Überleben essen müssen.
Im Hinduismus gibt es viele Vegetarier. Andererseits gibt es auch die Praxis der Tieropfer. Zitat aus dem Deutschlandfunk: „Der Vegetarismus ist tief verankert in Indien – auch religiös. Doch das Essverhalten ist im Wandel. Viele junge Hindus wollen sich den Traditionen nicht mehr beugen. Für die meisten Mitglieder der Mittel- und der Oberklasse ist Fleischgenuss kein Tabu mehr. Dass der überwiegende Teil der indischen Hindus vegetarisch lebt, ist ein Mythos. Nur ein Drittel der Hindus in Indien sind Vegetarier. Der sogenannte „Hinduismus“ umfasst eigentlich verschiedene Religionen, die sich in Schriften, Lehren und Ritualen häufig unterscheiden. Eine Pflicht, vegetarisch zu leben, gibt es in den Hindureligionen nicht. In der Summe jedoch wird Vegetarismus ethisch höher angesiedelt. Denn Tiere zu töten, erzeugt Leid, verunreinigt den Gläubigen und schmälert seine Verbundenheit zum Göttlichen. Dennoch leben wesentlich weniger Hindus vegetarisch als meist angenommen wird. „
„Hinduistische Asketen essen oft genug buchstäblich alles“, sagt der Religionswissenschaftler Professor Frank Neubert von der Universität Bern. „Besonders radikale Asketen-Gruppen scheren sich gar nicht mehr um soziale Konventionen und sie zeigen so, dass sie der gesamten physischen und sozialen Welt entsagt haben. Für sie sind dann auch Diätregeln gänzlich irrelevant und sie ernähren sich zur Erhaltung ihres Körpers von allem, was physisch essbar erscheint.“
Selbst die Götter verlangt es immer wieder nach Fleisch. Einigen Hindu-Gottheiten werden regelmäßig Ziegen, Lämmer, Hühner oder Büffel rituell geopfert. Man schlachtet die Tiere öffentlich in den Tempeln und weiht sie dem Gott oder der Göttin, um die gesegnete Speise dann Gläubigen, Priestern und armen Leuten zum Verzehr zu übergeben. Der spätere Konsum der Opfertiere ist nicht nur erlaubt, sondern er wird sogar zu einer heiligen Handlung erhoben. Die erleuchtete Meisterin Anandamayi Ma hat sich allerdings gegen die Praxis der Tieropferung ausgesprochen.
„Die Inder sind in der „Fleischfrage“ gespalten“, betont Studentin Nirja Patel. „Es reiche von Traditionalisten über Teilzeitvegetarier bis hin zu Fleischliebhabern wie sie selbst. Um des lieben Friedens willen mache sie aber hin und wieder Kompromisse“.
Wie sollen wir als spirituelle Menschen mit dem Fleisch essen umgehen? Aus meiner Sicht sollten wir zuallerst nicht zu dogmatisch sein. Es nützt nichts, wenn wir für Gewaltlosigkeit sind, uns aber wegen dieser Frage gegenseitig umbringen. Jeder darf seinen eigenen Weg gehen. Die Liebe zu allen Wesen verlangt von uns, dass wir auch das Leben der Tiere achten. Zumindest sollten Tiere artgerecht und liebevoll gehalten werden. Aus gesundheitlichen Gründen ist es nicht gut, zu oft Fleisch zu essen. Für die Ernährung der Weltbevölkerung sollte der Fleischverzehr drastisch reduziert werden. Ein Großteil des Getreides geht in die Tierhaltung, obwohl es zur Ernährung der Menschen gebraucht wird.
Man kann sowohl als Fleischesser als auch als Vegetarier zur Erleuchtung gelangen. Historisch sind die Menschen Jäger und Sammler. Sie haben also Fleisch gegessen. Der Ackerbau entstand erst in den letzten zehntausend Jahren. Spirituell gesehen schafft das Töten von Tieren schlechtes Karma, außer wir erheben uns über das Gesetz des Karma. Das geschieht in der Erleuchtung. Wir erheben uns über alle Dogmen und leben in einer Ebene über der materiellen Welt. Gutes und schlechtes Karma berührt uns nicht mehr.
Wenn wir noch nicht erleuchtet sind, sollten wir in unserem Leben viel Gutes tun, möglichst als Bodhisattva (Karma-Yogi) leben, liebevoll mit allen Lebewesen umgehen und jedem Wesen Licht senden, wenn wir für seinen Tod verantwortlich sind. Ich segne jedes Essen, bevor ich es esse. Ein Erleuchteter sieht sich in allen Wesen. Er vermeidet es anderen Wesen zu schaden. Wenn er ein Tier tötet oder es für ihn getötet wird, dann sieht er sich auch in dem Tier. Er stirbt sozusagen mit ihm. Er opfert sein Ego. Viele Indianer in Nordamerika haben sogar Bäume gesegnet, wenn sie sie fällen mussten. Sie sahen sich als eins mit der Natur und ging schonend mit der Natur um. So bewahrten sie ihr Einheitsbewusstsein.
Gutes und schlechtes Karma
Eines Tages kam ein sehr reicher Mann zu dem Mahamudra-Meister Gampopa. Er wurde von Gewissensbissen geplagt. Er hatte in seinem Leben viele schlechte Dinge getan. Er hatte den Kapitalismus genutzt um viel Geld anzuhäufen. Er hatte in seinem Geschäftsleben andere Menschen betrogen und sich nicht immer an die Regeln eines ehrsamen Kaufmannes gehalten. Was würde aus ihm nach seinem Tod werden? Der reiche Mann glaubte an ein Leben nach dem Tod. Er vertraute insofern den Aussagen der erleuchteten Meister. Insbesondere glaubte er an das Karma-Gesetz. Wer Schlechtes tut, erntet nach dem Tod und im nächsten Leben die Früchte seines schlechten Karmas. Deshalb wollte er von Gampopa wissen, was er tun könnte, um ein gutes Karma zu erhalten.
Gampopa riet ihm spirituell zu praktizieren und Gutes zu tun. Wer Gutes tut, der löst damit die Folgen des schlechten Karmas auf oder hindert es zumindest an der Entfaltung. Der reiche Kaufmann meditierte ab jetzt jeden Tag drei Stunden und achtete auf seine Gedanken. Er vermied Gedanken der Habgier und des Egoismus. Er bemühte sich um Gedanken der Liebe, der Weisheit und der Großzügigkeit. Jeden Tag begann er mit einem positiven Leitsatz. Jeden Abend dachte er über den Tag und sein Verhalten nach. Er überlegte, was er am nächsten Tag besser machen konnte. Und wie er seinen Geist beständig im positiven Bereich halten konnte. Er stoppte negative Gedanken und dachte Mantren, durch die er sich mit seinem spirituellen Vorbild verband.
Insbesondere ändere er ab jetzt vollständig sein geschäftliches Verhalten. Er war stets ehrlich zu seinen Kunden und gab ihnen eher zu viel als zu wenig. Sein großes Vermögen verwendete er dazu Gutes zu tun. Er ließ kostenlos Essen an die Armen verteilen, gründete ein Meditationszentrum und errichtete einen Tempel zu Ehren Buddhas. Nach einigen Jahren hatte sich sein Geist völlig gewandelt. Er strahlte Liebe, Güte und Frieden aus.
Das erkannte auch sein Meister Gampopa, als der Reiche ihn eines Tages wieder besuchte. Jetzt hatte Gampopa eine neue Lehre für ihn. „Lass alle Gedanken an ein gutes oder schlechtes Karma los. Versenke dich einfach in dein Erleuchtungsbewusstsein. Lebe im erleuchteten Sein. Lass alle Dinge kommen und gehen wie sie wollen. Lass alle Zielstrebigkeit los. Für einen Erleuchteten gibt es nichts mehr zu tun. Er ist am Ziel. Er hat durch sein inneres Glück die Dualität des guten und schlechten Karmas überwunden.“
Der Reiche fühlte sich noch völlig unerleuchtet. Wie sollte er im erleuchteten Sein ruhen? Da zeigte ihm Gampopa eine Übung zur Erweckung seiner Erleuchtungsenergie. Der Reiche sollte sich in der Meditation als Bodhisattva Chenrezig visualisieren und allen Wesen Licht senden. Der Reiche versenkte sich in die Meditation. Gampopa berührte sanft seinen Rücken. Und schon war der Reiche erleuchtet und hatte alles schlechte Karma überwunden. Durch seine jahrelange spirituelle Praxis war er innerlich bereits so gereinigt, dass sich die Erleuchtung in einem Moment entfalten konnte. Alles äußere Geschehen erkannte er als das Spiel seines eigenen Bewusstseins. Durch die Herrschaft über seine Gedanken konnte er bestimmen, welche Gefühle er haben wollte. Er bevorzugte es im Frieden, in der Liebe und im Glück zu leben. Nach seinem Tod stieg er mit einem Mantra ins Paradies Amitabhas auf. Und im nächsten Leben kam er selbst als erleuchteter Meister wieder auf die Welt.
Wie gewinnt man innere Kraft und Selbstdisziplin?
Selbstdisziplin ist das Zentrum des spirituellen Weges. Nur durch Selbstdisziplin kann man erfolgreich den spirituellen Weg gehen. Nur mit Selbstdisziplin kann man regelmäßig seine spirituellen Übungen machen und ins Licht durch brechen. Nur mit Selbstdisziplin kann man seine Erleuchtung bewahren. Nur mit Selbstdisziplin kann man dauerhaft achtsam auf seine Gedanken sein und seinen Geist auf das spirituelle Ziel ausrichten. Nur mit Selbstdisziplin kann man in einer unweisen Gesellschaft seine körperliche Gesundheit, sein inneres Glück und seine umfassende Liebe bewahren. Ohne Selbstdisziplin wird man immer ein Opfer der negativen weltlichen Energien, des Egos und seiner stärkeren Mitmenschen.
Im Christentum stehen vor dem Tor zum Paradies die vier Cherubim (Paradieswächter) Löwe, Adler, Stier und Engel. Sie verkörpern die vier Eigenschaften, die man zum Eintritt in das Paradies, in das Paradiesbewusstsein, in ein Leben im Licht (in Gott) braucht. Der Löwe steht für Kraft und Selbstdisziplin, der Adler für Weisheit und Klarheit, der Stier für Egoopferung und inneren Frieden, und der Engel für die umfassende Liebe. Dieses System der Elemente gibt es in vielen Religionen. In der westlichen Mystik (Tarot) gibt es dafür die Stäbe (Kraft), die Schwerter (Gedankenarbeit, Egoauflösung), die Kelche (Weisheit, innere Stimme) und die Münzen (innerer Reichtum, als Gebender leben). Im tibetischen Buddhismus und im Hinduismus gibt es den Gottheiten-Yoga. Für jede Eigenschaft steht eine bestimmte Gottheit (ein spirituelles Vorbild). Beten wir dieses Vorbild an (verbinden wir uns geistig damit) oder identifizieren wir uns mit der jeweiligen Gottheit, wachsen wir in ihre Eigenschaft. Für die Kraft gibt es Shiva und im tibetischen Buddhismus die zornigen Gottheiten und auch friedliche Vorbilder wie die Vajrayogini. Für die Liebe gibt es die Göttinnen Lakshmi und Tara (ebenso den Bodhisattva Chenrezig). Für die Egoopferung steht Kali und der Todesgott Yama (Yamantaka). Für die Weisheit gibt es den Gott Brahma (mit dem Buch) und den Bodhisattva Manjushri.
Wie gewinnen wir innere Kraft, wenn wir keine innere Kraft haben? Ich bin ein Mickerling und war auch in meinen früheren Leben meistens ein Mickerling. Meine Mitmenschen haben mich immer verachtet, ausgelacht, gemobbt und energetisch ausgesaugt. Es war für mich dringend notwendig innere Kraft aufzubauen und Selbstdisziplin zu gewinnen. Deshalb habe ich mich oft als Krieger inkarniert, gerade weil ich so schwach und ängstlich war. Und natürlich wurde ich dann oft von meinen Feinden getötet. Aber im Laufe meiner Leben wurde ich schlauer und gewann an Weisheit. Ich fand meinen Weg innere Kraft aufzubauen.
Der erste Schritt ist es Klarheit zu gewinnen. Kleine und schwache Menschen siegen durch Klarheit und Ausdauer. Ich war deshalb in meinem ganzen Leben sehr klar. Ich habe gründlich die Situationen beobachtet und immer gründlich nachgedacht. Dadurch habe ich meinen klaren Weg des Lebens gefunden. Ich wusste immer, worauf es im Leben ankommt. Obwohl sich meine Weisheit entwickelt hat. Zu erst dachte ich, dass es im Leben auf äußeren Erfolg, auf genug Geld und schöne Frauen ankommt. Dann dachte ich, dass es auf das innere Glück und die Erleuchtung ankommt. Und jetzt lebe ich eher spontan und intuitiv aus meinem inneren Gespür heraus.
Ich erhalte meine Kraft aus meinem täglichen Sport und aus meinem spirituellen Tagesplan. Als Sport gehe ich dreimal täglich 20 Minuten im Wald und mache dabei Atemübungen. Früher habe ich Yoga und davor Karate praktiziert. Der Kampfsport hat mir in meiner depressiven Zeit viel Kraft gegeben. Davor habe ich Judo gemacht, das war etwas sanfter. Finde also einen Sportweg für dich. Spüre was dir Kraft gibt und was dir auch etwas Spaß bringt. Der äußere Sport gibt dir letztlich die Kraft deine inneren negativen Gedanken und damit deine Depressionen zu besiegen. Wandern ist auch ein guter Weg der Kraft. Dafür gibt es in der Spiritualität das Pilgern. Ich wohne ja am Jakobsweg. Hier ziehen öfter christliche Pilger vorbei.
Mein spiritueller Tagesplan sieht so aus, dass ich den Tag in kleine spirituelle Einheiten eingeteilt habe, an die ich mich konsequent halte. Diese Einheiten bestehen aus Lesen, Liegen (Meditieren, Entspannen), Gehen (Sport), Gutes tun (etwas für andere tun) und Genießen (etwa Schönes tun, was mir Freude bringt). Meistens mache ich am Tag zwei bis drei Runden. Ich spüre genau was ich wann, wie und wie lange machen muss. Ich überfordere mich nicht und unterfordere mich nicht. Der Tagesplan ist letztlich der Haupthalt in meinem Leben. Damit stehe ich alle schwierigen Phasen durch. Ich achte darauf, dass ich immer im inneren Gleichgewicht lebe. Das rate ich auch dir. Bewahre deine innere Kraft und Selbstdisziplin. Aber genieße auch ausreichend das Leben und habe Freude an deinem Weg.
Folge deinem inneren Gespür
Jeder von uns trägt die Erleuchtung bereits in sich. Jeder von uns hat eine Buddha-Natur. Wir müssen sie nur freilegen. Doch wie kann es gelingen? Der Hauptweg ist der Weg der inneren Reinigung. Jesus sagt: „Selig sind die innerlich Reinen, denn sie werden Gott schauen.“ Gott schauen ist ein Ausdruck für die Erleuchtung. Wer erleuchtet ist, lebt in Gott. Er hat die Energie Gottes (den Heiligen Geist) in sich und sieht das Licht (Gott) in der Welt. Der tibetische Meister Chagdud Rinpoche erklärte diesen Sachverhalt mit den Worten: „Wo sich die inneren Verspannungen lösen, ist die Erleuchtung nicht fern.“
Unrein sind wir durch unsere inneren Verspannungen. Die Verspannungen sind durch den Stress des Lebens entstanden. Meistens sitzen Traumata aus vielen Leben in uns. Sie sitzen im Körper und im Geist. Sie bewirken körperliche und psychische Krankheiten. Sie hindern uns an der Erleuchtung. Sie blockieren die Erleuchtungsenergie, unser inneres Glück. Werden die Verspannungen aufgelöst, fängt die Erleuchtungsenergie (der Heilige Geist) von alleine an zu fließen. Erleuchtung entsteht von alleine, wenn wir Energieblockaden in uns auflösen.
Wie kann das geschehen? Dafür gibt es viele Wege. Das Entscheidende ist, dass wir in jedem Moment genau spüren müssen, was wir gerade brauchen. Wo müssen spüren, wo die Verspannungen in uns sind und welche Technik uns gerade hilft. Wir müssen unseren spirituellen Weg mit Weisheit und innerem Gespür gehen. Das machen die meisten Menschen nicht. Und deshalb kommt kaum jemand zur Erleuchtung. Die meisten Menschen praktizieren dogmatisch und ohne Gespür.
Ich habe das überall erlebt. Am Anfang meiner Yogazeit habe ich viele Yogagruppen in ganz Deutschland besucht, um von den Yogalehrerinnen zu lernen. 90 % hatten kein Gespür für spirituelle Energien. Sie blockierten mit ihrer Arbeit die Erleuchtung ihrer Schüler und ihre eigene Erleuchtung. Sie praktizierten Yoga nur als körperliche Gymnastik. Genauso war es bei meinem Besuch bei einer Zen-Gruppe in Hamburg. Sie meditierten voller Kraft und ohne Gespür. Ich merkte, wie dabei meine ganze Erleuchtungsenergie blockiert wurde.
Um die inneren Verspannungen aufzulösen, muss man manchmal zielstrebig und manchmal ohne Zielstrebigkeit meditieren. Man muss in sich spüren, was man gerade braucht und was die Energieblockaden auflöst. Ohne solches innere Gespür wird Meditation nur zu einem Weg, mit dem man den Geist etwas beruhigen kann. Das Einzige was hilft ist es einen erleuchteten Meister zu haben, der einen unterstützt. Und das gibt es im Zen zum Glück oft.
Im Christentum ist nach meiner Erfahrung am Schlimmsten. Am Anfang war ich viel in der christlichen Szene unterwegs. Ich traf auf Dogmatiker vieler Arten. Sie lebten vor allem ihr Ego. Sie leben äußeren Reichtum, sexuellen Missbrauch und falsche Emotionen. Sie sind die Zerstörer des Christentums. Das erleben wir in Deutschland gerade intensiv. Zum Katholikentag kamen nur noch ein Drittel aller früheren Besucher. Das Christentum zerstört sich gerade selbst. Das gilt sowohl für die Katholiken, als auch für die evangelischen und evangelikalen Christen. Sie kennen den Weg zur Heiligkeit (Erleuchtung) nicht und führen ein unheiliges Leben. Das spüren natürlich die Besucher und bleiben den Veranstaltungen fern.
Es gibt erleuchtete Christen, die sogenannten Mystiker. Aber sie werden aus der Kirche herausgedrängt. Sie werden an den Rand gedrängt. Jesus war ein Mystiker. Die heutigen Christen verbannen ihn aus ihrer Kirche. Sie beschäftigen sich lieber mit Politik, als den Kern ihres Glaubens zu begreifen und zu leben. Sie hängen in dogmatischen Ritualen fest, anstatt kreativ und mit innerem Gespür ihre Erleuchtungsenergie zu aktivieren. Und dabei gibt es viele christliche Mystiker, die ihnen den Weg dahin aufgezeigt haben. Aber sie werden nur verehrt. Man folgt ihnen nicht nach.
Der Hauptweg zur Erleuchtung ist die innere Reinigung. Wir praktizieren Meditation, Gedankenarbeit, Gefühlsarbeit und weitere spirituelle Techniken mit innerem Gespür. Wir entwickeln Eigenschaften wie inneren Frieden, umfassende Liebe, Glück, Weisheit und Selbstdisziplin. Deshalb achten die Religionen auf bestimmte Gebote. Sie sind ein Weg der inneren Reinigung.
Es gibt aber auch den Weg der direkten Aktivierung der Erleuchtungsenergie. Im tibetischen Buddhismus geht man zuerst den Weg der inneren Reinigung. Man praktiziert Niederwerfungen, Heilyoga, Geh-Meditation, Pilgern und die Verehrung von Buddha. Ab einer bestimmten Stufe der inneren Reinigung wird dann gezielt mit bestimmten Techniken die spirituelle Energie erweckt. Man aktiviert die Chakren und die Energiekanäle. Es gibt Einweihungen, bei denen die Erleuchtungsenergie übertragen wird.
Der Hauptweg ist der Gottheiten-Yoga. Es gibt verschiedene Gottheiten, je nachdem welche Energie wir gerade brauchen. Manchmal brauchen wir Kraft, um die Erleuchtungsenergie zu aktivieren. Dafür gibt es dynamische Gottheiten. Göttinnen der Liebe öffnen unser Herzchakra. Meditationsbuddhas bringen uns zum inneren Frieden. Es gibt sogar eine Gottheit der inneren Reinigung, Vajrasattva. Wir können diese Gottheiten verehren oder uns selbst als Gottheit sehen. Manchmal bringt uns der eine und manchmal der andere Weg in die Erleuchtungsenergie. Wir müssen spüren, was gerade richtig ist. Anders geht es nicht. Formales dogmatischen Üben schadet uns, weil es unser inneres Gespür abtötet. Ich arbeite kreativ mit verschiedenen Gottheiten. Ich stelle ihre Statuen auf meinen Altar, identifiziere mich mit ihnen und denke ein Mantra. Bis ich spürbar in die Energie der jeweiligen Gottheit komme.
Ich praktiziere Gottheiten-Yoga beim Gehen, im Sitzen und im Liegen. Ich verbinde kreativ Visualisierungen, Mantren, Atemtechniken und körperliche Bewegungen miteinander. Meistens aktiviere ich so in fünf Minuten meine Erleuchtungsenergie. Ich bin dann im Frieden, in der Liebe und im Glück. Mein inneres Glück löst dann von alleine meine inneren Verspannungen auf. Traumata tauchen von alleine auf und heilen sich. Innere Reinigung geschieht von alleine. Im Laufe der Jahre wächst man so von alleine zur Erleuchtung. Erleuchtung geschieht automatisch und von alleine. Es ist nur notwendig, dass man mit Ausdauer auf seinem Weg bleibt. Und es ist hilfreich einen erleuchteten Meister zu haben, der einen spirituell unterstützt. Und es ist gut in der Ruhe zu leben, weil in der Ruhe die spirituelle Entwicklung am besten geschehen kann.
Chöd, das Durchschneiden des Egos
Chöd ist eine spirituelle Praxis aus dem tibetischen Buddhismus. Man zerstört mit einem positiven Gedanken sein Ego. Man erkennt den Gedanken, der einen von der Erleuchtung trennt. Ein solcher Gedanke beruht normalerweise auf den drei Geistesgiften Anhaftung (Gier), Ablehnung (Wut) oder Unweisheit (Unklarheit). Wir haften an unserem Körper an und durchtrennen mit einer Visualisierung alle Anhaftung. Wir können uns geistig den Kopf abschneiden oder unseren Körper auf dem Friedhof des Todes verbrennen. Äußerer Chöd ist es, an schrecklichen Orten zu wandern, an denen es Gottheiten und Dämonen gibt. Innerer Chöd ist es, den Gottheiten und Dämonen den eigenen Körper als Nahrung anzubieten. Der ultimative Chöd ist es, die wahre Natur des Geistes zu erkennen und durch die feine Haarsträhne der subtilen Unwissenheit zu zerschneiden.
Der indische Siddha Padampa Sangye kam im 11. Jahrhundert nach Tibet. Er war lang, dünn und hatte eine gebogene Nase wie der Schnabel eines Raubvogels. Man nannte ihn den „Habichtgleichen Guru“. Sein Geist war stark und messerscharf wie das Auge eines Adlers. Mit einigen wenigen Worten konnte er das Ego seiner Mitmenschen zerstören und sie zur Erleuchtung bringen. Einmal traf er auf eine junge Frau, die sehr stolz auf ihre Schönheit war. Er zerstörte ihre Eitelkeit mit einem einzigen Satz aus den Schriften Buddhas. Ein junger Mann war stolz auf seine Kraft. Auch er bekam von dem Habicht-Yogi ein Wort, dass er nie vergaß. Eine alte Frau erinnerte er an die Vergänglichkeit des Lebens: „Nur das innere Glück bleibt bestehen. Sorge dich um das Wesentliche und lass das Unwesentliche los.“
Die meisten Menschen in seinem Dorf hatten zwar bereits etwas vom spirituellen Weg gehört. Aber sie waren zu faul zum spirituellen Üben und hingen an ihren weltlichen Wünschen fest. Ihnen gab er den Satz: „Strengt euch mehr an.“ Das Geheimnis seiner Erleuchtungsfähigkeit lag darin, dass er genau in den Geist jedes Menschen hinsehen, den negativen Gedanken erkennen und den richtigen positiven Gedanken finden konnte. Er verglich die Sicht der Menschen mit seiner Erleuchtungssicht und wusste dadurch sofort, wo die gedankliche Fehlhaltung lag.
Acht Buddhisten streiten über die Zufluchtnahme
Die Zufluchtnahme ist ein zentraler Begriff im Buddhismus. Manche Menschen behaupten sogar, dass die Zufluchtnahme darüber entscheidet, ob man ein Buddhist ist. Oft wird die Zufluchtnahme jeden Tag als Ritual praktiziert, damit ein Buddhist seinen Weg nicht wieder verliert.
Acht Buddhisten stritten darüber, was Zufluchtnahme genau bedeutet. Der erste Buddhist erklärte: „Ich nehme Zuflucht zu Buddha, damit ich selbst eines Tages ein Buddha werde. Buddha ist mein spirituelles Vorbild. Wenn ich mich jeden Tag mit Buddha verbinde, wachse ich immer mehr zur Erleuchtung.“
„Das ist ja schön und gut,“ meinte der zweite Buddhist, „das Entscheidende am Buddhismus ist aber nicht der Buddha, sondern die Lehre des Buddhas. Nur wenn du die Lehre Buddhas praktizierst, wirst du ein Buddha. Die Lehre besteht aus der täglichen Meditation und der beständigen Achtsamkeit auf die Gedanken, die Gefühle, die Umwelt und den spirituellen Weg. Wir müssen es lernen im inneren Frieden, in der Liebe und in der Wahrheit zu leben. Dadurch erwachen wir und verwirklichen unsere Buddha-Natur.“
Der dritte Buddhist behauptete: „Am wichtigsten ist die buddhistische Gemeinschaft. Die meisten Menschen haben nur wenig Selbstdisziplin. Ohne eine spirituelle Gruppe bleiben nur etwa 20 % der Menschen auf ihrem Weg. Mit einer Gruppe können 90 % dauerhaft ihre spirituelle Praxis bewahren. Der Buddhismus lebt durch seine Sangha. Deshalb wird im Zen die Sangha in den Mittelpunkt gestellt.“
Der vierte Buddhist rief: „Ohne einen lebenden erleuchteten Meister kommt kaum ein Mensch zur Erleuchtung. Erleuchtung bedeutet egoloses Sein. Wer das egolose Sein nicht kennt, kann den Weg dort hin nicht finden. Sein Ego wird seine Erleuchtung immer verhindern, außer es wird durch Zufall, zum Beispiel durch einen Unfall, zerstört. Das wichtigste am spirituellen Weg ist der authentische erleuchtete Meister. Deshalb nimmt man im tibetischen Buddhismus vorwiegend Zuflucht zum spirituellen Lehrer, zum Lama, zum Guru. Man verbindet sich mit der Energie des Lamas und wächst so im Laufe der Zeit in die Erleuchtung hinein. Da der Lama das Ziel kennt, weiß er auch, was der einzelne Schüler braucht, um spirituell voranzukommen. Der spirituelle Meister ist das wichtigste auf dem spirituellen Weg. Deshalb heißt es auch: Ist der Schüler bereit, erscheint der Meister in seinem Leben.“
Der fünfte Buddhist widersprach: „Wir müssen Zuflucht zur Erleuchtung nehmen. Alles andere wird uns nicht vor dem Leid des Lebens beschützen. Nur wer erleuchtet ist, geht glücklich durch den Tod und steigt ins Nirwana auf. Alle anderen Zufluchtnahmen sind Hilfsmittel. Sie können uns mal schaden und mal nützen. Es gibt gute und schlechte Meister. Es gibt gute und schlechte buddhistische Gruppen. Wer die buddhistische Lehre dogmatisch praktiziert, kommt spirituell nicht voran. Genauso ist es mit der Fixierung auf Buddha als Vorbild. Wir brauchen ein gutes Gespür für uns selbst. Nur so können wir erkennen, was uns nützt und was uns schadet. Das Entscheidenden auf dem spirituellen Weg ist die eigene innere Weisheit. Je mehr Weisheit wir besitzen, desto weniger werden wir ein Opfer unseres Egos und des Egos der anderen Menschen.“
Der sechste Buddhist war immer noch nicht zufrieden mit der Debatte: „Das ist alles Ego-Gerede. Ins Licht bringt uns nur die umfassende Liebe. Wer nur für sein eigenes Glück strebt, endet immer im Ego. Es gibt viele scheinbar erleuchtete Menschen, die letztlich doch nur ihr Ego leben. Man erkennt sie daran, dass sie nach Macht, Geld, Sex oder Anerkennung streben. Ein wahrer Erleuchteter zeichnet sich durch Demut, Bescheidenheit und umfassende Liebe aus. Wenn wir es üben allen Wesen mit Liebe zu begegnen, wachsen wir zur Erleuchtung. Wenn wir uns in allen Wesen sehen können, uns mit ihnen identifizieren, brechen wir in ein Einheitsbewusstsein durch. Wenn wir als Bodhisattva leben, dann gelangen wir in die egolose umfassende Erleuchtung. Dafür ist es wichtig regelmäßig zu meditieren und auf unsere Gedanken zu achten, aber entscheidend ist die Praxis der umfassenden Liebe. Entscheidend ist es als Bodhisattva zu leben. Dann bekommen wir Hilfe von allen Buddhas und Bodhisattvas, die je gelebt haben und in Zukunft leben werden.“
Der siebte Buddhist schüttelte den Kopf bei so viel Unweisheit: „Ihr müsst alle Methoden gleichzeitig praktizieren. Das ist der sicherste Weg ins Licht. Alle Methoden ergänzen sich gegenseitig. Wir brauchen Buddha als klare Orientierung. Wir brauchen die Lehre, um spirituell üben zu können. Wir brauchen eine Gruppe, einen Meister und unsere innere Weisheit. Und natürlich brauchen wir die Liebe auf unserem Weg. Ohne die Liebe ist alles nichts und führt ins Nicht. Erleuchtung ohne Liebe bedeutet Versacken im Nirwana. Erleuchtung mit Liebe erfüllt die Welt mit Frieden und Glück.“
Der achte Buddhist lachte über das vergebliche Bemühen seiner Freude: „Ihr denkt alle noch dualistisch. Erkennt eure Welt als Paradies und ihr seid erleuchtet. Alles ist richtig so wie es ist. Erkennt euch selbst als erleuchtet und ihr verwirklicht spontan eure Buddha-Natur. Ihr könnte so viele Methoden praktizieren, wie ihr wollt. Nur wenn ihr das dualistische Denken überschreitet, wacht ihr aus dem Traum des Samsara auf. Ihr seid alle schon erleuchtet. Die Welt ist bereits erleuchtet. Alles ist Licht und das Licht ist in allem. Nehmt Zuflucht zu eurer Buddha-Natur. Das genügt.“
Jetzt waren alle Buddhisten völlig verwirrt. Und das war gut so. Denn das zwang sie zum eigenen Nachdenken. Und so konnten sie ihren eigenen Weg finden und auf ihrem persönlichen Weg in ein Leben im Licht gelangen.
Die Essenz aller spirituellen Wege
Atisha war ein berühmter indischer Gelehrter und Yogi. Er lebte im 11. Jahrhundert in Indien und hatte fast alle Religionen, Philosophien und spirituellen Lehrsysteme seiner Zeit studiert. Seine Hauptlehre war der Weg der umfassenden Liebe. Er entwickelte die Tonglen-Technik, bei der man es übt sich mit seinen Mitmenschen zu identifizieren. Man nimmt energetisch ihr Leid auf und sendet ihnen sein Glück. So gelangt man im Laufe der Zeit in ein Einheitsbewusstsein und zur umfassenden Erleuchtung.
Auf seiner Reise nach Tibet traf er den großen tibetischen Weisen Rinchen Zangpo. Rinchen Zangpo zeigte Atisha nicht nur die schönen Landschaften Tibets, sondern auch die vielen spirituellen Traditionen dieses Landes. Atisha war verwirrt von den vielen Gottheiten und Dämonen. Er frage, wie man die vielen tibetischen Lehrsysteme praktizieren soll. Rinchen Zangpo antwortete: „Alle nacheinander.“
Atisha entgegnete: „Jetzt weiß ich, warum ich nach Tibet kommen musste. Ihr huldigt der Vielgötterei. Deshalb gibt es auch so viel Streit unter euch. Am wichtigsten ist es den gemeinsamen Kern aller spirituellen Wege zu begreifen. Was nützt euch euer spirituelles Wissen, wenn ihr die Essenz aller Lehren nicht begreift. Alle Wege müssen geistig verbunden werden, um zum umfassenden Wissen zu gelangen. Ihr müsst alle spirituellen Konzepte übersteigen und in die Dimension jenseits der Dualität vordringen.“
Das übte Rinchen Zangpo zehn Jahre lang und begriff dann die Einheit aller Religionen. Alle Religionen sind nur verschiedene Begriffssysteme, die auf der Erleuchtungserfahrung ihres Gründers beruhen. Und diese Erfahrung läßt sich mit Worten nicht beschreiben. Sie kann nur mit einer egolosen Sicht erfasst werden. Solange religiöser Egoismus besteht, solange man seinen Weg für besser als den Weg der anderen hält, hat man seine Religionen nicht wirklich begriffen.
Der Dalai Lama hat diese Lehre aufgegriffen und vertieft. Er hat die ganze Welt bereist und sich mit vielen unterschiedlichen Religionen beschäftigt. Er kommt zu dem Schluss, dass es nur eine wahre Religion gibt, die Religion der Liebe. Es kommt darauf an, ein gutes Herz zu haben. Das ist das Wesentliche. Wenn man das begreift, dann sind alle Kriege zwischen den Religionen überflüssig. Diskussionen zwischen den Religionen sollten dazu beitragen, den gemeinsamen Kern zu begreifen und alle Teilnehmer ins Licht zu bringen. Das gilt auch für Diskussionen unter Buddhisten. Hier wird oft viel und gerne gestritten. Jeder denkt, dass nur er den Weg der Wahrheit kennt. Solange man das denkt, hängt man noch im dualistischen Denken fest. Es geht nicht darum zu streiten und das Ego zu vergrößern, sondern darum, die Wahrheit zu erforschen und gemeinsam ins Licht zu kommen.
Ich brauche nichts
Patrul Rinpoche war ein großer erleuchteter Meister aus dem 19. Jahrhundert. Er wanderte als freier Yogi kreuz und quer durch Tibet. Wo er rastete, sammelte sich in kurzer Zeit eine große Schar von Menschen und wollte seinen Segen. Für die Segnung gaben sie ihm ein Dankesgeschenk, wie es zu der damaligen Zeit üblich war.
Eines Tages weilte Patrul Rinpoche in einem kleinen Dorf inmitten der mächtigen Berge des Himalaya. Um ihn herum hatte sich bereits ein beträchtlicher Berg aus Geschenken angesammelt. Dort gab es viele Gold- und Silbermünzen, Edelsteine und kostbare Götterstatuen. Ein armer Bettler kam vorbei und sah diese vielen schönen Dinge. Damit würde er einige Jahre gut leben können. Ihn ihm entstand eine große Sucht nach Reichtum. Frech trat er vor und bat Patrul Rinpoche um eine große Handvoll Gold.
Normalerweise war Patrul Rinpoche sehr freigiebig. Er gab die Geschenke an seine Anhänger und an arme Menschen großzügig weiter. Aber bei diesem Bettler erwies er sich als sehr geizig. Er gab ihm nur eine einzige kleine Silbermünze unter der Bedingung, dass der Bettler erklärte: „Ich brauche nichts.“ Der Bettler sagte diesen Satz auf und bekam dafür die Münze. Er wunderte sich sehr über das merkwürdige Verhalten von Patrul Rinpoche. Deshalb fragte er nach.
Patrul Rinpoche antwortete: „Ich sehe eine große Gier nach Geld in deinem Geist. Wenn du zur Erleuchtung kommen willst, musst du diese Gier auflösen. Dazu brauchst du einen passenden Satz.“ Der Bettler kam jetzt jeden Tag zu Patrul Rinpoche, spürte in seine Sucht und überlegte sich einen Satz, mit dem er sein Suchtgefühl auflösen konnte. Er brauchte viele Sätze, weil ein bestimmter Satz meistens nach einiger Zeit zur Routine wurde und keine Wirkung mehr hatte. Er entwickelte Sätze wie: „Ich habe genug. Ich will kein Geld mehr. Ich nehme die Dinge an wie sie kommen. Wenn ich nichts erhalte, ist das auch gut. Wichtig ist nur das innere und nicht das äußere Glück. Ich will nichts für mich. Ich lebe im Geben und nicht im Nehmen.“
Zur Belohnung erhielt der Bettler jeden Tag eine Gold- oder Silbermünze und manchmal sogar einen Edelstein oder eine kostbare Statue. Seine Sucht löste sich immer mehr auf. Eines Tages schlug ihm Patrul Rinpoche, statt ihm eine Münze zu geben, einfach kräftig auf den Kopf. Da löste sich alle Sucht auf und der Bettler war frei und erleuchtet. Mit dem Schlag hatte ihm Patrul Rinpoche das kostbarste Geschenk gemacht. Er hatte ihm die Erleuchtungsenergie übertragen. Jetzt brauchte sich der Bettler nicht mehr um sein äußeres Wohlergehen zu sorgen. Die Menschen kamen um ihn zu verehren. Und überhäuften ihn dabei mit soviel Geld, dass er sein Leben lang genug hatte.
Der heilige Narr
Drugpa Künleg lebte als freier Yogi in Tibet. Als „heiliger Narr“ (smyon) hat er Eingang in die mündliche Erzählliteratur in Tibet und im Himalaya, insbesondere Bhutan, gefunden. Er behauptete in der Hölle gewesen zu sein. Dort habe er viele dogmatische Mönche getroffen, die die spirituellen Lehren benutzt hätten, um damit andere Menschen geistig zu erschlagen.
Erleuchtung befindet sich in einer Ebene über allen dualistischen Vorstellungen von Gut und Böse. Sie befindet sich letztlich in einer Ebene über allen Moralvorstellungen. Spirituelle Regeln (die fünf Silas im Buddhismus) wie nicht töten, nicht lügen, nicht nach materiellem Reichtum streben, kein sexueller Missbrauch und keine berauschenden Mittel (Alkohol, Drogen) sind für die meisten Menschen sicherlich hilfreiche Mittel auf dem Weg zur Erleuchtung. Aber es verfangen sich auch viele Menschen in diesen Dogmen und nutzen sie als Weg, um sich über ihre Mitmenschen zu erheben und ihr eigenes Ego zu stärken.
Im Buddhismus gibt es viele Geschichten, in denen ein spirituell Übender gegen spirituelle Regeln verstößt, um dadurch in die Sphäre der Erleuchtung vorzudringen. Es gibt erleuchtete Meister, die Alkohol trinken, es gibt Buddhisten, die Fleisch essen, es gibt Mönche, die im Bordell die Erleuchtung finden, und es gibt heilige Narren, die gegen alle Regeln verstoßen, um in die Ebene der völligen Anhaftungslosigkeit zu gelangen. Einer von diesen heiligen Narren war der berühmte tibetische Meister Drugpa Künleg.
Drugpa Künleg liebte es die buddhistischen Mönche zu provozieren, um sie dadurch zu ihrer eigenen Weisheit und letztlich zur Erleuchtung zu bringen. Einmal trieb er einen Esel in ein Kloster und setzte ihm die Krone eines Lamas auf. Er erklärte den versammelten Mönchen, dass sie wie ein Esel ohne Verstand ihre Mantras singen. Sie würden einen Esel statt Buddha anbeten. Buddha hatte gelehrt selbst nachzudenken und den Weg der eigenen Weisheit zu finden. Die Mönche dagegen würden nur komplizierte Rituale befolgen, die sie in der Tiefe nicht wirklich verstanden hätten. Dadurch würden sie in die Hölle statt in den Himmel (ins buddhistische Paradies, ins Reine Land, ins Nirvana) kommen.
An einem anderen Tag trug er einen Papagei auf seiner Schulter. Er sprach dem Papagei ein Wort vor und der Papagei sprach es nach. Mit diesem Bild zeigte er seinen buddhistischen Mönchen, wie man den spirituellen Weg nicht praktizieren sollte. Man sollte versuchen den tieferen Sinn der Worte Buddhas zu verstehen, nicht am Wortlaut haften und seinen eigenen Weg der Wahrheit finden. Erleuchtung bedeutet Selbstverwirklichung. Man verwirklicht sich nicht selbst, wenn man ohne inneres Gespür den Regeln anderer Menschen folgt. Man verwirklicht sich nur dann selbst, wenn man genau seinen eigenen Weg der Wahrheit geht.
Dieser Weg der Wahrheit war es für Drugpa Künleg als freier Yogi zu leben, viel spirituell zu praktizieren, aber auch das äußere Leben zu genießen. Er liebte Wein, Weib und Gesang, wie es früher bei uns hieß. Die 68iger sprachen eher von Sex, Drugs and Rock’n Roll. Drugpa Künleg ließ sich gerne zu einem Bier (tibetisch Dschang) einladen. Er sang anzügliche Lieder und liebte die Frauen. Einmal hatte er Sex mit einer Nonne, die daraufhin ein Kind bekam. Ihre Äbtissin nahm das locker und meinte: „Das wird bestimmt einmal ein Buddha.“
Drugpa Künleg stellte die Lehre von den drei Vergnügen auf:
Eine junge Frau findet Vergnügen an der Liebe.
Ein junger Mann findet Vergnügen am Sex.
Ein alter Mann findet Vergnügen an seinen Erinnerungen.
Wer die Wahrheit nicht kennt, der ist verwirrt.
Wer keine Ziele hat, erbringt keine Opfer.
Wer keinen Mut hat, wird kein Yogi.
Das ist die Lehre von den drei fehlenden Dingen.
Auch wenn ein Mensch den Weg der Weisheit kennt,
ohne zu praktizieren, erfolgt keine Verwirklichung.
Auch wenn ein Meister dir den Weg zeigt,
gehen musst du ihn selbst.
Das Leben ist mein Lehrmeister
und meine innere Weisheit ist mein Führer.“
Wie finden wir den Weg unserer Wahrheit? Wir müssen genau in unsere Motivation hineinspüren. Wenn wir andere Menschen spirituell belehren wollen, warum tun wir es? Tun wir es um unser Ego zu stärken, um unsere Aggressionen auszuleben, um recht zu haben? Oder tun wir es, um für den anderen Menschen hilfreich zu sein und ihm zu helfen sein inneres Glück zu verwirklichen? Tun wir es aus Liebe oder in Wirklichkeit aus Egoismus? Reden oder schreiben wir freundlich, liebevoll und sanftmütig?
Der blinde Kunala
Ashoka war der erste Großkönig, der den Buddhismus in Indien verbreitete. Er lebte von 304 vor Christus bis 232 vor Christus in Nordindien. Im Alter von 36 Jahre trat er seine Herrschaft als König an. Er überzog das Land mit blutigen Kriegen, um seine Herrschaft auszuweiten. So entstand das erste indische Großreich. Den Abschluss seiner Feldzüge bildete die verlustreiche Schlacht um Kalinga. Dabei starben 100 000 Soldaten. Angesichts des großen Leides, das seine Kriege angerichtet hatten, geriet Ashoka in eine große psychische Krise. Nachts hörte er die Todesschreie der verwundeten Soldaten und spürte ihre Schmerzen in seiner eigenen Seele. Er sah die Trauer der Frauen und Kinder, die ihren Ehemann und Vater verloren hatten. Viele Jahre konnte Ashoka keinen inneren Frieden finden. Er suchte nach der Befreiung von seinem psychischen Elend. Er ging zu spirituellen Lehrern verschiedener Religionen. Aber erst der Buddhismus mit seiner Lehre der Gewaltlosigkeit und der umfassenden Liebe überzeugte ihn. Er traf auf einen buddhistischen Mönch, der die Erleuchtung verwirklicht hatte und zu seinem ersten Meister wurde.
Durch den Buddhismus konnte Ashoka inneren Frieden finden, weil diese Lehre seinem grausamen kriegerischen Handeln direkt entgegengesetzt war. Seinen inneren Alpträumen setzte er Gedanken der Liebe und des Friedens entgegen. Alle Bürger seines Landes hielt er zu einem spirituellen Leben entsprechend den fünf buddhistischen Grundtugenden Gewaltlosigkeit (nicht töten), Wahrhaftigkeit (nicht lügen), Rechtschaffenheit (nicht stehlen), Sittlichkeit (kein sexuelles Fehlverhalten, keine Untreue) und keine berauschenden Mittel (Drogen, Alkohol). Er trat sogar für eine vegetarische Ernährung ein und verbot Tieropfer. In den Felsedikten in Kalinga verkündete er: „Alle Menschen sind für mich meine Kinder … Sie sollen keine Angst vor mir haben und sollen mir vertrauen“.
Ashoka hatte fünf Frauen und viele Kinder. Bei einer Palastintrige wurde sein Sohn Kunala von Feinden entführt und gefoltert. Seine Augen wurden ausgestochen, so dass Kunala von nun an blind war. Er verzichtete auf sein Recht als Thronfolger und wurde ein Yogi. Da er auf dem weltlichen Weg kein Glück mehr gewinnen konnte, zog er sich in die Einsamkeit zurück, meditiere viele Jahre und gelangte schließlich zur Erleuchtung. Da erkannte er, dass der Fluch seiner Blindheit letztlich sein größter Segen war. Als er die Glückseligkeit der Erleuchtung erfuhr, konnte er seinen Feinden sein schweres Schicksal vergeben. Vor seiner Erleuchtung hatte er mit seinem Leben gehadert. Jetzt genoss er einfach nur sein erleuchtetes Sein.
Wie überzeugt man einen Skeptiker?
Einstmals kam ein Skeptiker zu Buddha und erklärte: „Ich glaube nicht, was du lehrst!“ Buddha antwortete: „Erfahre es selbst.“
Einen Skeptiker zu überzeugen ist meistens schwierig bis unmöglich. Wie beweist man die Erleuchtung? Wie beweist man, dass die Erleuchtung etwas Gutes und nicht etwas Schlechtes ist? Viele Psychologen halten Erleuchtung für eine psychische Störung. Die meisten Wissenschaftler glauben nicht an ein Leben nach dem Tod, an Paradiese im Jenseits und schon gar nicht an die Reinkarnation. Die Diskussion in der Wissenschaft geht hin und her, ohne dass eine Seite die andere überzeugen kann. Die einen Menschen glauben an die Materie und die anderen an das ewige Bewusstsein. Das betrifft auch den Bereich der Physik, wo viele Quantenphysiker von der Existenz eines Informationsfeldes jenseits der Welt der Materie ausgehen. Bereits Albert Einstein hatte erkannt, dass die Welt letztlich aus Energie besteht. Was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, ist ein sehr begrenzter Teil der Realität.
Ich war bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr ein überzeugter Atheist. Meine Eltern waren Atheisten und haben mich atheistisch erzogen. In der linken Studentenbewegung der 70iger Jahre wurde ich zu einem Anhänger von Karl Marx, der die Religion für eine Droge für das Volk hielt, damit die Kapitalisten das Volk besser beherrschen können. In der heutigen Zeit zerfallen die Religionen. Im Fernsehen wird der Glaube an den materiellen Konsum verbreitet. Daran glauben die meisten heutigen Menschen. Bis ihre eigene Lebenserfahrung sie auf den spirituellen Weg bringt. Sie beginnen sich mit ihrer Psyche zu beschäftigen und erkennen, dass das Glück vorwiegend aus ihnen selbst kommt. Man muss das Glück in sich selbst verwirklichen, wenn man es im Außen erfahren will. Das ist die Haupterkenntnis der heutigen Glücksforschung. Zu 90 % kommt das allgemeine Lebensglück eines Menschen aus seiner Psyche. Er lebt auf einem persönlichen Glücksniveau, zu dem er nach allen Erfahrungen von Freude und Leid immer wieder zurückkehrt.
Wobei wir wieder bei Buddha wären. Buddha hat erkannt, dass jeder Mensch eine innere Glücksnatur, eine Buddha-Natur hat. Wenn man diese Glücksnatur freilegt, kann man dauerhaft auf einem hohen Glücksniveau leben. Der Weg dort hin ist der achtfache Pfad, der im Wesentlichen aus Gedankenarbeit und Meditation besteht. Das sieht auch die heutige Glücksforschung so. Wer positiv denkt, verdoppelt sein allgemeines Lebensglück und wird zu 90 % weniger krank. Mit der Erleuchtung hat sich die Glücksforschung noch nicht beschäftigt. Sonst würde sie die Erleuchtung als Hauptweg zum Glück lehren.
Ich geriet im Alter von dreißig Jahren durch einen Burnout in eine schwere Depression. Soweit so normal in unserer heutigen Zeit. Ich überlegte, wie ich mich aus der Depression befreien kann. Ich machte sogar eine Ausbildung zum Psychotherapeuten und erlernte alle psychologischen Theorien. Mir half damals vorwiegend der Weg des positiven Denkens verbunden mit regelmäßigem Sport und Meditation. Nach einer Phase des radikalen Übens brach ich zur Erleuchtung durch. Ich begriff, dass der gleiche Weg, mit dem man sich aus einer Depression befreien kann, auch zu dem hohen Glücksniveau der Erleuchtung führen kann. Wenn man die richtigen Techniken verwendet. Viele heutige psychisch Kranke werden vorwiegend durch Medikamente behandelt. Das führt nicht zur Erleuchtung und heilt die Depressionen auch nur sehr begrenzt. Man muss den spirituellen Weg konsequent über viele Jahre gehen, damit man die Wahrheit vom inneren Glück erfahren kann.
Erleuchtung ist aus meiner Sicht eine klare Erfahrungstatsache. Man kann sie selbst erfahren oder den Erleuchteten glauben. Man kann gründlich seine eigene Psyche erforschen und wird so eines Tages von selbst auf den spirituellen Weg kommen. Wer gründlich über das Leben nachdenkt, wird weise. So einfach ist das. Erleuchtung ist keine psychische Krankheit. Erleuchtung ist innere Heilung. Man wird ein Heiliger. Man spürt in sich Frieden, Glück, Liebe, Kraft und Wahrheit. Man ist eins mit sich und der Welt. Ein Erleuchteter weiß, dass er am Ziel ist. Er hat sich selbst verwirklicht. Es gibt für ihn nicht mehr wirklich etwas zu tun. Er kann einfach nur sein Leben genießen. Und er kann anderen Menschen auf dem spirituellen Weg helfen. Denn Hilfe ist dringend notwendig in einer Zeit der psychischen Verwirrung.
Aber wie ist es mit dem Leben nach dem Tod? Gibt es ein Paradies im Jenseits? Gibt es die Möglichkeit der Reinkarnation? Folgt auf dieses Leben ein nächstes Leben? Mit diesen Fragen habe ich viele Jahrzehnte gerungen. Letztlich war die Antwort dann ganz einfach. Wer erleuchtet ist, sieht seine früheren Leben. Buddha hat seine früheren Leben bei seiner Erleuchtung erfahren. Bei mir tauchten sie von alleine nach einigen Jahren der intensiven Meditation auf.
Wenn es frühere Leben gibt, gibt es auch zukünftige Leben. Nach der Karma-Lehre Buddhas pflanzt man durch sein jetziges Verhalten den Samen für das Geschehen in seinen zukünftigen Leben. Das Bewusstsein wandert von Leben zu Leben und nimmt seine Charaktereigenschaften mit. Man muss inneren Frieden, Glück, Liebe, Weisheit und Selbstdisziplin in sich pflegen, damit man diese Eigenschaften auch in seinen zukünftigen Leben hat. Diese Eigenschaften führen zu einem glücklichen Leben. Der Schlüssel dazu ist die konsequente Arbeit an den Gedanken. Im Buddhismus nennt man das die Achtsamkeit auf die Gedanken und Gefühle. Das ist das Zentrum des Buddhismus.
Ab einer bestimmten Stufe der Erleuchtung kann man auch ins Jenseits blicken und mit seinem Bewusstsein dort hin reisen. Das haben viele Erleuchtete getan und davon berichtet. Es gibt eine Dimension des Lichts im Jenseits, die man als Nirwana oder Paradies bezeichnen kann. Das bestätigt auch die moderne Nahtodforschung, die Menschen erforscht, die bei einer Nahtoderfahrung mit ihrem Bewusstsein aus ihrem Körper ausgetreten sind. Sie haben im Jenseits die Lichtdimension kennengelernt.
Wenn wir selbst zur Erleuchtung kommen, werden wir diese Dinge selbst erfahren. Bis dahin können wir den Erleuchteten glauben. Wir können ihre Bücher lesen und so Weisheit erlangen. Oder wir können eigene Lebenserfahrungen machen, darüber nachdenken und die Wahrheit vom spirituellen Weg selbst herausfinden.
Der Naga-Buddha oder das Spiel der Energie

Ich habe mir im Internet einen Naga-Buddha gekauft. Ein Naga-Buddha ist ein Buddha mit einer Schlange. In der buddhistischen Mythologie beschützte der Nagakönig Mucalinda den Buddha bei der Meditation vor Regen und Unwetter, indem er seine vielen Köpfe wie einen Schirm über ihn breitete. Im Hinduismus gelten Schlangen als göttliche (erleuchtete) Wesen. Ähnlich wie Buddha wird auch Krishna von dem Schlangengott bei einer Meditation beschützt. Vermutlich ist die buddhistische Geschichte aus dieser Geschichte entstanden. Der indische Gott der Liebe Vishnu ruht meditierend im Paradies-Meer (Energie-Meer) auf einer Schlange wie auf einem Sofa. Er praktizierte eine Kundalini-Meditation im Liegen, ähnlich wie es Buddha mit seiner Löwen-Meditation tat. In der christlichen Paradies-Geschichte windet sich die Schlange um einen Baum.
Was bedeutet die Schlange in der Spiritualität? Ist sie ein Symbol für den Teufel und das Böse, wie sie im Christentum oft gedeutet wird? Oder steht sie für Sexualität, wie sie in der Psychologie gesehen wird? Oder symbolisiert sie die Kundalini-Energie, wie ich sie verstehe? Aus meiner Sicht deutet die Schlange ganz klar auf eine Kundalini-Meditation hin. Sie steigt in der Wirbelsäule oder im Körper eines Menschen bei der Meditation auf. Sie wird im Erdchakra (Wurzelchakra) erweckt. Und sie bildet um den Kopf eine Aura. Dann hat der Mensch das Ziel erreicht. Wir können es inneren Frieden, Glückseligkeit oder Erleuchtung nennen.
Ich habe es selbst erfahren, wie in der Meditation die spirituelle Energie in der Mitte meines Körpers aufstieg, den Kopf erreichte und ich war in einem unermesslichen Glück. Mein Ego löste sich auf und ich war reines Bewusstsein und eins mit allem. Ich habe gelernt mit verschiedenen Techniken wie Visualisierungen, Mantren, Atemübungen und Handhaltungen diese Energie zu erwecken und zu steuern. Die verschiedenen Handhaltungen Buddhas sind Techniken des Kundalini-Yoga. Die verschiedenen Körperstellungen im Hatha-Yoga dienen letztlich der Aktivierung der Kundalini-Energie. Die christliche Paradiesgeschichte ist ein Weg durch eine Visualisierungs-Meditation zu Erleuchtung und damit ins Paradies zu kommen. Die Geschichte von Adam und Eva deutet darauf hin, dass es dabei wichtig ist die Sexualität zu integrieren.
Kundalini-Yoga ist eine der stärksten Techniken auf dem Weg zur Erleuchtung. Er wird faktisch in allen Religionen praktiziert, mal bewusst und mal unbewusst. Für mich ist Kundalini-Yoga ein bewusster Weg. Er kam allerdings von selbst in mein Leben, indem meine Kundalini-Energie ohne mein Dazutun erwachte. Ich entwickelte die Fähigkeit mein Energie, die Chakren und die Energiekanäle im Körper zu spüren. Ich arbeite seit etwa 40 Jahren mit der Kundalini-Energie. Insofern symbolisiert der Naga-Buddha für mich den Weg des Kundalini-Buddhismus. Ich visualisiere die Buddha-Statue und aktiviere damit die Kundalini-Schlange in mir. Es ist mein Weg schnell ins innere Glück zu kommen.
Schon einige Tage bevor ich die Statue kaufte, sah ich im Traum eine Kobra mit der typischen Augenzeichnung auf dem Kopf. Dann entdeckte ich die Statue im Internet und bestellte sie. Sie kam zwei Tage später an, obwohl sie erst in drei Monaten eintreffen sollte. Jedenfalls war es ein Glücksmoment, den ich auf einem Foto festgehalten habe.
Der Weg des Kundalini-Yoga ist zwar sehr umstritten, aber faktisch arbeiten fast alle Menschen damit. Sie konzentrieren ihre Energie auf bestimmte Körperbereiche, weil das bestimmte Gefühle in ihnen erzeugt. Manche Menschen leben vorwiegend aus der Liebe und dem Herzchakra heraus. Andere wiederum zentrieren sich im Unterbauch und in der Kraft. Erleuchtete verbinden sich mit dem Gotteschakra (Mahamudra, Einheit), weil sie dadurch besonders viel Kraft und Glück erhalten. Ich traf einen tibetischen Meister, der seine Energie unter sich wie ein Buddha in der Lotusblume unter seinem Sitz festhielt. Dadurch konnte er dauerhaft seine Erleuchtung und seine Glückseligkeit bewahren. Ihm machte das Leid des Lebens nichts aus, weil das aktivierte Wurzelchakra vom Leid befreit. Man spürt den Körper und das Leid nicht mehr wirklich. Man lebt in einer höheren Bewusstseins-Dimension.
Besonders häufig wird die Kundalini-Energie in Beziehungen und in der Sexualität eingesetzt. Liebesbeziehungen sind eigentlich nur ein Spiel der Kundalini-Energie. Wenn Mann und Frau sich emotional berühren, dann aktivieren sich die Chakren, die Kundalini-Energie erwacht in beiden und es entsteht Glück und Verliebtheit. Im Tantra-Yoga und im tantrischen Buddhismus (Vajrayana) wird diese Tatsache für den Weg der Erleuchtung benutzt. Es kann aber auch missbräuchlich verwendet werden. Viele Menschen versuchen andere Menschen über ihre Energien zu beherrschen. Das ist eigentlich das Hauptspiel auf der Welt. Man entgeht diesem Spiel nur, wenn man die Erleuchtung in den Mittelpunkt seines Lebens stellt und vorwiegend aus dem Geben lebt.
Dazu eine lustige Geschichte von mir. Als ich vor etwa 40 Jahre entdeckte, dass ich die Kundalini-Energie spüren und lenken konnte, habe ich in einer Diskothek meine Energie auf das Sexualchakra einer Frau gelenkt. Sofort fand sie mich sexuell attraktiv. Ich habe meine Energie auf ihr Herzchakra gelenkt und sie war in mich verliebt. Ich erkannte daraus, wie leicht man spirituelle Energien missbrauchen kann. Und habe es nicht wieder getan. Später haben dann oft Frauen mit mir dieses Spiel gespielt. Es ist das normale Beziehungsspiel. Es ist der Tanz des Lebens. Deshalb gilt die Kundalini-Schlange auch als das Zentrum des Lebens. Nur dass die meisten Menschen sie nicht spüren können und deshalb unbewusst damit spielen. Als spiritueller Mensch sollte man es lernen verantwortungsbewusst damit umzugehen und sie für das Glück und die Erleuchtung aller Wesen zu nutzen.
Das Leid einer ehemaligen Prostituierten
Es gibt auch das Leid in der Welt. Das erkenne ich jeden Tag, wenn meine Bekannte anruft. Sie hat früher als Prostituierte gearbeitet. Der viele Sex hat sie energetisch ruiniert. Gegen viel Geld hat sie zugelassen, dass sie immer wieder sexuell missbraucht wurde. Das hat zu vielen Verspannungen im Unterleib geführt. Jetzt im Alter von etwa 40 Jahren hat sie fast ständig Schmerzen. Sie leidet unter Durchfall, Erbrechen, Bauchschmerzen und Depressionen. Sie kämpft sich jeden Tag durch das Leben. Manchmal geht es ihr zwar auch gut. Aber meistens nur für eine kurze Zeit. Ich versuche sie jeden Tag etwas aufzubauen.
Die beste Perspektive wäre es für sie von einer Hure zu Heiligen zu werden. Solche Fälle gab es öfter. Einige Hundert Jahre nach Christus lebte Maria von Ägypten. Sie war eine sehr schöne Frau und verdiente ihr Geld als Hure. Bei einer Wallfahrt nach Jerusalem erwachte der Wunsch ihr altes Leben aufzugeben und ein neues Leben zu beginnen. Sie zog als Eremitin in die Wüste und gelangte nach 46 Jahren disziplinierten Übens zur Erleuchtung. Sie wurde zur einer vielfach verehrten christlichen Heiligen. Auch im Yoga und im Buddhismus gibt es solche Geschichten.
Aber um ein konsequent spirituelles Leben zu führen, braucht frau innere Kraft und Zielstrebigkeit. Und das fehlt meiner Bekannten. So können wir nur versuchen mit spirituellen Übungen ihre inneren Verspannungen zu heilen und ihren Geist auf das Positive im Leben zu orientieren. Das Positive in ihrem Leben ist ihre kleine Katze. Und manchmal auch ich, wenn ich es schaffe sie wieder zurück zum spirituellen Weg zu bringen. Sie schwankt ständig zwischen den weltlichen und dem spirituellen Weg hin und her. Obwohl sie merkt, dass ihr der weltliche Weg meistens Leid und der spirituelle Weg inneren Frieden und Glück schenkt. Aber ihre weltliche Anhaftung ist so groß, dass sie ihren Geist nicht dauerhaft auf den spirituellen Weg konzentrieren kann. Das einzige Ritual, was sie zu tun mag, ist mich täglich anzurufen, weil sie so etwas Kontakt hat. Das hält sie letztlich auf ihrem Weg.
Die tägliche Besinnung
Die Essenz des spirituellen Weges ist die tägliche Besinnung. Gut ist es sich am Morgen nach dem Aufstehen und am Abend vor dem Ins Bett Gehen auf seinen spirituellen Weg zu besinnen. Wir beginnen jeden Tag mit einem kleinen spirituellen Ritual. Welches Ritual wir praktizieren, hängt davon ab, was für uns persönlich hilfreich ist.
Wir können jeden Morgen kurz über den Tag nachdenken und uns mit einem positiven Satz darauf einstimmen. Wir überlegen uns einen passenden Satz und denken ihn mehrmals als Mantra, bis er gut in unserem Unterbewusstsein verankert ist. Dann wird er uns sicher durch den Tag begleiten. Hilfreiche Sätze sind: „Ich lebe als Sieger. Ich meistere meinen Tag. Ich habe Kraft. Ich gehe gelassen durch den Tag. Ich denke positiv und konzentriere mich auf das Positive. In der Ruhe liegt die Kraft. Ich handele aus der Ruhe heraus. Ich konzentriere mich auf das Wesentliche. Das Wesentliche im Leben ist das innere Glück. Ich verhalte mich wie ein Buddha und werde ein Buddha. Om alle erleuchteten Meister. Ich bitte um Führung und Hilfe für meinen Tag.“
Ich habe einen kleinen Hausaltar. Jeden Tag stelle ich eine spirituelle Statue auf meinen Altar. Ich besitze viele Statuen. Ich wähle jeweils die Statue aus, deren Eigenschaft ich gerade brauche. Es gibt den Buddha der Ruhe, den Shiva der Kraft, die Göttin der Liebe und den Gott des Glücks Ganesha, der den mittleren spirituellen Weg verkörpert. Ich visualisiere mich als mein jeweiliges Vorbild, denke ein Mantra, schlage einen Gong und erwecke so die jeweilige Eigenschaft in mir. Ich habe Vorbilder der Kraft, der Liebe, der Ruhe, des Glücks und der Weisheit.
Um die Weisheit zu verfestigen, ist es gut jeden Tag etwas in einem spirituellen Buch zu lesen. Das verankert einen gut in der Spiritualität. Um in die Liebe zu kommen, sende ich jeden Tag allen Wesen Licht.
Am Abend setze ich mich in eine kurze Meditation. Ich denke über den Tag nach. Ich überlege mir, was ich besser machen kann. Ich mache mir klar, was gut gelaufen ist. Ich lebe so, dass ich jeden Tag möglichst mit mir zufrieden bin. Ich denke über mich nach. Ich besinne mich auf mich selbst. Was will ich vom Leben? Wer bin ich? Worin liegt der tiefere Sinn? Wie komme ich in Kontakt mit dem tieferen Sinn? Wie finde ich zu mir selbst? Wie erwecke ich mein inneres Glück? Wie komme ich in die umfassende Liebe? Wie lebe ich ein erfülltes Leben? Wie lebe ich so, dass es bei meinem Tod nichts zu bereuen gibt?
Ein spirituelles Leben ist ein Leben der Weisheit und der Selbstdisziplin. Ich verankere mich fest in der Wahrheit. Die Wahrheit ist, dass die Erleuchtung gibt. Die Wahrheit ist, dass das Bewusstsein nach dem Tod weiterlebt. Die Wahrheit ist, dass wir durch unser jetziges Verhalten unsere Zukunft bestimmen.
Helfen Gebete?
Es waren einmal zwei buddhistische Nonnen. Die eine Nonne war eine Anhängerin des Theravada und die andere eine Anhängerin des Mahayana. Der Theravada-Buddhismus ist der Weg der Meditation und der Mahayana-Buddhismus der Weg der Liebe. Im Theravada ist das große Vorbild der meditierende Buddha und im Mahayana der segnende Bodhisattva. Im Mahayana glaubt man, dass man vorwiegend durch den Weg der Liebe zur Erleuchtung kommt. Man muss seine Mitwesen wichtiger als sich selbst nehmen und überwindet dadurch sein Ego. Im Theravada glaubt man, dass man vor allem dadurch zur Erleuchtung kommt, dass man Gleichmut entwickelt und weder an irgendetwas anhaftet noch irgendetwas ablehnt.
Die beiden Nonnen waren schon einige Jahre ihren spirituellen Weg gegangen. Die Theravada-Nonne hatte viel meditiert und die Mahayana-Nonne hatte ein großes Herz für alle leidenden Wesen entwickelt. Die eine Nonne war voller Ruhe und die andere voller Liebe und Mitgefühl. Beide Nonnen waren Freundinnen und gingen oft gemeinsam spazierien.
Auf einem ihrer Spaziergänge trafen sie eine kranke alte Frau, die sehr unter ihren Schmerzen litt. Sie saß traurig am Wegesrand auf einer Bank. Die Theravada-Nonne meinte gleichmütig: „Im Leben gibt es Alter, Krankheit und Tod. Das hat schon Buddha erkannt. Wir sollten lernen es gleichmütig zu ertragen.“ Die Mahayana-Nonne widersprach: „Das wichtigste auf dem spirituellen Weg ist die Liebe. Wir müssen ein gutes Herz entwickeln, damit wir spirituell voranschreiten können.“ Sie ging zu der alten Frau, streichelte ihren Arm und ermunterte sie mit den Worten: „Alles wird gut.“
Dann setzten die beiden Nonnen ihren Weg fort. Abends in ihrem Nonnenzimmer meditierte die Theravada-Nonne so lange, bis sie alles Leid auf der Welt vergaß. Die Mahayana-Nonne dagegen betete: „Om alle Buddhas und Bodhisattvas. Bitte helft der armen alten Frau.“ Sie glaubte fest daran, dass der alten Frau jetzt geholfen wird. Die Theravada-Nonne dagegen glaubte fest daran, dass es keine höheren Mächte gibt, die helfen können.
Ein paar Tage später kamen die beiden Nonnen wieder an der Bank mit der alten Frau vorbei. Die alte Frau lachte sie an und erklärte: „Es ist ein Wunder geschehen. Ich bin wieder gesund. Alle Schmerzen sind verschwunden.“ Daraufhin meinte die Theravada-Nonne: „So ein Zufall. Aber auch bei Glück sollte man immer gelassen bleiben.“ Die Mahayana-Nonne dagegen freute sich mit der alten Frau. Das Geschehen hatte ihren Glauben an die Buddhas und Bodhisattvas gestärkt. Sie fühlte sich auf ihrem Weg bestätigt. Abends vor dem Einschlafen sandte sie allen Menschen, die sie kannte, Licht und bat die Boddhas und Bodhisattvas um Hilfe für alle leidenden Wesen auf der Welt.
Am nächsten Morgen wachte sie erleuchtet auf. Ihr Gebet hatte sie in die umfassende Liebe gebracht, ihr Herzchakra geöffnet und sie zu einem wahren Bodhisattva gemacht. Glücklich berichtete sie ihrer Theravada-Freundin davon. Die war sehr neidisch auf den Erfolg ihrer Freundin. Sie nahm ihren Neid zum Anlass noch strenger zu meditieren. Und durch ihre strenge Meditation brach sie nach einem halben Jahr auch zur Erleuchtung durch.
Jetzt waren beide Freundinnen erleuchtet. Sie erkannten, dass man sowohl auf dem Weg der Meditation als auch auf dem Weg der Liebe zur Erleuchtung gelangen kann. Es kommt darauf an, was einem persönlich mehr liegt. Ob es erleuchtete Meister gibt, die einem über eine höhere Dimension helfen können, ist letztlich bedeutungslos. Wichtig ist nur, dass man seinen persönlichen Weg so konsequent geht, dass sich dadurch das Ego auflöst. Das kann durch den Weg der Ruhe, durch den Weg der Liebe oder durch eine Verbindung beider Wege geschehen. Ich bevorzuge den Weg aus Ruhe und Liebe. Und ich glaube an die erleuchteten Meister und dass sie uns helfen können. Ich habe insofern schon viele positive Erfahrungen gemacht. Aber das ist eine andere Geschichte.
Im Zusammenhang mit dieser Geschichte kann ich berichten, dass ich vor vielen Jahren tatsächlich einmal zwei erleuchtete Frauen getroffen habe, die gemeinsam Vorträge gehalten haben. Die eine Frau war eine Zen-Meisterin, die durch den Weg der intensiven Meditation zur Erleuchtung gekommen war. Die andere Frau war den Weg der Liebe verbunden mit dem Kundalini-Yoga gegangen. Für mich war es spannend zu erfahren, dass sie etwas unterschiedliche Energien ausstrahlten. Die Zen-Meisterin füllte den ganzen Saal mit einer Energie aus Frieden und Glück. Die Yoga-Meisterin strahlte eher Glück und Liebe aus. Zusammen waren sie die perfekte Mischung.
Die zehn Dämonen auf dem spirituellen Weg
(von Padmasambhava, dem Begründer des tibetischen Buddhismus)
- Du hast den spirituellen Weg als Wahrheit für dich erkannt. Du strebst nach innerem Frieden, Liebe, Glück und Erleuchtung. Herzlichen Glückwunsch. Doch leider werden jetzt viele Dämonen auftauchen, die dich von deinem Weg abbringen wollen. Wenn du dich jedoch mit fester Absicht deinen Übungen widmest, kann dich kein Hindernis und kein Dämon in deiner spirituellen Praxis nachhaltig stören.
- Zuerst taucht der Dämon des Zweifels auf. Du zweifelst am spirituellen Weg, an dir und an deinem Sieg. Du bist dir nicht sicher, ob es besser ist dem äußeren oder dem inneren Glück zu folgen. Du zweifelst an deinen Fähigkeiten, konsequent den spirituellen Weg bis zum Sieg zu gehen. Denke gründlich nach und folge dann dem Weg deiner Wahrheit.
- Danach taucht der Dämon der Wechselhaftigkeit auf. Mal praktizierst du deine spirituellen Übungen und mal nicht. Mal lebst du weltlich und mal spirituell. So wirst du nie wirklich spirituell voranschreiten.
- Dann kommt der Dämon der Faulheit. Du bist zu faul zum spirituellen Üben. Du verschiebst die Erleuchtung auf später. Jetzt brauchst du große Selbstdisziplin, um auf deinem Weg zu bleiben.
- Hast du endlich zu deiner täglichen spirituellen Praxis gefunden und gehst eisern deinen Weg, entsteht Stolz in dir. Du findest dich besser als deine Mitmenschen. Stolz hindert dich aber an der Erleuchtung, weil du dich dadurch über deine Mitmenschen erhebst. Du erkennst nicht, dass alle Menschen eins sind.
- Wenn du in der Meditation Fortschritte gemacht hast, tauchen plötzlich besondere spirituellen Fähigkeiten auf. Sie können dein Ego vergrößern. Übe Bescheidenheit und Demut. Stelle deine Fähigkeiten in den Dienst der Menschheit. Erkenne, dass sie nichts Besonderes sind und du dadurch nicht etwas Besonderes bist.
- Wenn du noch weiter fortschreitest, wird sich dein Ego (dein Ich-Bewusstsein) auflösen und du gelangst in die große Leere (ins Nirwana). Für dich ist nichts mehr wichtig. Jetzt ist es Zeit das große Mitgefühl zu entwickeln und deinen Mitmenschen auf dem spirituellen Weg zu helfen. Stelle nicht mehr dich, sondern deine Mitmenschen in das Zentrum deines Lebens.
- Du wirst plötzlich sehr feinfühlig sein und dich durch die weltlichen Energien deiner Mitmenschen belästigt fühlen. Hier hilft es dir Gleichmut zu entwickeln und das Glück deiner Mitmenschen wichtiger als dein eigenes zu nehmen. Sorge aber auch ausreichend für dich selbst und überfordere dich nicht.
- Bist du ins erleuchtete Sein gelangt möchtest du nur noch deinen spontanen Impulsen folgen und dich nicht mehr an die gesellschaftlichen Regeln halten. Erkenne, dass du Teil der Gesellschaft bist und dass es deine Aufgabe ist deinen Mitwesen zu helfen. Dafür ist es wichtig, dass du die allgemeinen Regeln des Zusammenlebens akzeptierst.
- Wenn du jetzt immer noch Leid ablehnst, bist du noch nicht wirklich am Ziel. Ein Buddha steht über Freude und Leid. Er heißt alles willkommen und läßt es gehen, wie es will. Er hat die Dualität überwunden und ruht im Licht. Er wirkt aus Liebe für das Glück seiner Mitwesen.
Im Einklang mit der Natur leben
Dalai Lama: „Der Mensch wird im Buddhismus als Teil der Natur betrachtet.“
Nils: Was bedeutet das? Es bedeutet, dass wir die Natur achten und pflegen sollten. Sie ist unsere Heimat. Wir hängen von ihr ab. Es bedeutet, dass wir den Gesetzen der Natur unterworfen sind. Wir sind vergänglich. Alles in der Natur stirbt irgendwann. Nur die Natur an sich ist ewig. Und so ist es auch mit unserem Körper. Unser Körper stirbt eines Tages. Nur unser Bewusstsein ist ewig, weil es aus einer höheren Dimension kommt. Wir sollten gesund leben, damit unsere Gesundheit erhalten bleibt. Wir sollten unseren Geist pflegen, damit wir positiv mit dem Leben fließen können und eines Tages im Licht erwachen.. Wir finden inneren Frieden, wenn wir im Einklang mit der Natur leben. Es ist gut sich öfter in die Natur zu begeben und auf die Natur zu meditieren. So gelangen wir in ein Bewusstsein der Einheit und ins Licht.
Die Reine Land Sicht
In der Sicht eines Erleuchteten ist alles so richtig wie es ist. Durch diese Sicht bewahrt er seinen inneren Frieden, seine innere Entspannung und seine Erleuchtungssicht. Wer ohne Ego ist, haftet an nichts an. Wo keine Anhaftung ist, kann auch keine Ablehnung sein. Das ist der Weg des Buddhas. So wird man ein Buddha. Die Reine Land Sicht ist ein wichtiger Übungsweg, um zur Erleuchtung zu kommen. Wir denken Mantras wie: „Ich nehme die Dinge so an, wie sie sind. Ich fließe positiv mit dem Leben. Ich ruhe in mir und meinem Glück. Alle äußeren Dinge sind nicht so wichtig. Man kann an allen Situationen spirituell wachsen. Es kommt wie es kommt. Ich bin eins mit dem Leben und der Welt.“
Im tibetischen Buddhismus wird jedem Buddha ein Reines Land zugeordnet. Man kann zur Erleuchtung kommen, indem man sich als Buddha oder indem man das Reine Land eines Buddhas visualisiert. Durch beide Übungswege erwacht die Erleuchtungsenergie. Im Christentum gibt es eine ähnliche Übung. Man erkennt das Wirken Gottes in allem. Man denkt das Mantra: „Dein Wille geschehe.“ So wird man eins mit Gott und dem Licht. So gelangt man in ein Leben im Licht. So wird man ein Heiliger. Wobei es normalerweise schwere innere Arbeit ist, auch die leidvollen Dinge im Leben anzunehmen. Ein Heiliger/Erleuchteter zu werden ist beständige innere Arbeit. Man muss intensiv auf seine Gedanken und Gefühle achten und immer wieder zum positiven (spirituellen) Denken finden.
Wenn man durch Gedankenarbeit und Meditation die Erleuchtungsenergie aktiviert hat, entstehen innerer Frieden und inneres Glück. Durch das innere Glück wird der Geist positiv. Plötzlich fällt es einem leicht positiv zu denken. Es fällt einem schwer negativ zu denken. Dadurch verwandelt sich die Weltsicht. Man erlebt seine Welt nicht nur als Reines Land, sondern sogar als Paradies. Deshalb spricht man im Buddhismus teilweise vom Reinen Land und teilweise vom Paradies. Buddha Amitabha auf dem obigen Bild lebt im Paradies Sukhavati (Land des Glücks).
Wie man in seinem Leben glücklich wird
Heute ist ein schöner Tag. Ich fühle mich wie im Urlaub. Wenn ich spazieren gehe, ist die Natur lichtdurchflutet. Es entsteht fast von alleine eine Reine-Land-Sicht. Alles ist gut so wie es ist. Ich fühle mich in meinem Leben wohl. Ich habe alles, was ich zum Glücklichsein brauche. Eine Freundin, ein schönes Haus in der Natur, genug Geld zum Leben, Gesundheit, eine Lebensaufgabe (ein Hobby) und meinen spirituellen Weg.
Der erste Schritt im Reinen Land Buddhismus ist es positiv zu denken. Wir sehen das Schöne in unserem Leben. Wir sind dankbar für das, was uns das Leben gegeben hat. Die Besinnung auf das äußerlich Schöne in unserem Leben macht uns innerlich glücklich. Tägliches positives Denken ist der effektivste Weg zu einem glücklichen Leben. Es macht den Geist glücklich und den Körper gesund. Wer negativ denkt, wird neunmal öfter krank. Er hat schlechtere Beziehungen und ist in seinem Leben weniger erfolgreich. Die Glücksforschung rät uns deshalb: „Denke positiv.“
In der Spiritualität ist das konsequente positive Denken der erste Schritt zur Erleuchtung, in ein Leben im Licht (in Gott). Wir sollten negative Gedanken stoppen und positive Gedanken fördern. Was sind positive Gedanken? Buddha nennt sie hilfreiche Gedanken. Hilfreiche Gedanken sind für unsere Psyche, unsere Gesundheit und unsere Umwelt hilfreich. Hilfreiche Gedanken sind Gedanken des Friedens, der Liebe, der Wahrheit und des Glück. Hilfreiche Gedanken fühlen sich gut an. Sie bewirken Gesundheit und innere Heilung. Wir finden sie durch gründliches Nachdenken über unser Leben, durch das Lesen in spirituellen Büchern und durch den Kontakt mit positiven Menschen. Wenn wir uns mit positiven Menschen und Energien umgeben, färbt das auf uns ab. Es macht uns selbst positiv.
Natürlich gibt es nicht nur das Positive im Leben. Das Leben besteht grundsätzlich aus Freude und Leid. Obwohl um mich herum im Moment alles schön ist, gibt es gleichzeitig auch das Leid auf der Welt. Es gibt den grausamen Ukraine Krieg. Es gibt die drohende Wirtschaftskrise, die viele Menschen arm macht. Es gibt Hunger in vielen Ländern der Welt. Es gibt die wachsende Klimakatastrophe. Es gibt auch in Deutschland viele Menschen die arm, einsam und krank sind. Wir brauchen nur den Fernseher anschalten oder die Nachrichten im Internet sehen, um uns des Leidens auf der Welt bewusst zu sein. Wie gehen wir mit dem Leid auf der Welt und in unserem Leben um?
Dafür gibt es verschiedene Strategien. Wir können den Fernseher ausschalten und das Negative auf der Welt verdrängen. Wir können auch unsere persönlichen Probleme einfach verdrängen. Wir stoppen jeden Gedanken daran und lenken uns mit positiven Dingen ab. Das kann manchmal eine hilfreiche Technik sein. Viele Menschen praktizieren das. Aber wer bei Problemen nicht hinsieht, kann auch keine Lösung finden. Wer alles Negative verdrängt, bei dem wühlt es im Unterbewusstsein weiter und macht ihn krank. Wir sollten so denken, dass innere Heilung, Gesundheit, Glück und Erleuchtung entstehen.
Das ist ein schmaler Weg, der viel Weisheit und inneres Gespür erfordert. Wir dürfen nicht in der Negativität versinken. Gefühle wie Wut, Trauer und Angst sollten wir nicht verdrängen, weil uns das krank machen kann. Wir sollten sie achtsam beobachten und sich ausleben lassen, ohne daran anzuhaften. Manchmal können wir sie auch durch einen positiven Gedanken in der Tiefe auflösen. Buddha rät uns Gelassenheit, Gleichmut und inneren Frieden zu entwickeln. Das ist das Zentrum auf dem spirituellen Weg. Wir üben es die Dinge so anzunehmen wie sie sind. Wir fließen mit dem Leben. So entstehen keine inneren Verspannungen und wir bewahren unsere Gesundheit und unsere spirituelle Energie. Auch in meinem Leben gibt es immer wieder Leid. Ich integriere es in meinen spirituellen Weg.
Zu dem Zen-Meister Hakuin kam ein Frau, die ihre Welt als Paradies sehen konnte. Sie war eine Meisterin des positiven Denkens. Sie hatte die erste Stufe der Reinen-Land-Sicht erfolgreich gemeistert und war damit auf eine erste Stufe der Erleuchtung gelangt. Sie war eine Japanerin und hatte ein schönes Kleid an. Hakuin stieß sie in einen Misthaufen. Da war ihr Kleid dreckig und ihre Erleuchtung verschwunden. Hakuin sprach: „Das ist heute meine Lehre für dich. Du musst deine Reine-Land-Sicht auch dann bewahren, wenn es Leid in deinem Leben und auf der Welt gibt. Erst dann wird deine Erleuchtung dauerhaft.“
Wie kann man auch in einer Leidwelt und in einem eher leidhaften Leben seine Erleuchtung bewahren? Das geschieht durch den spirituellen Weg. Durch den spirituellen Weg entsteht inneres Glück, und das erhebt einen über Freude und Leid des Lebens. Man kann es auch so ausdrücken, dass sich durch die spirituellen Übungen (Yoga, Meditation, positives Denken) spirituelle Energie entwickelt. Und diese Energie hat die Eigenschaften innerer Frieden, Gleichmut, Glück, Klarheit, Kraft und Liebe. Sie aktiviert die Chakren und befähigt uns positiv mit dem Leben zu fließen. Ich habe mich bei Leid immer wieder durch lange Spaziergänge, lange Meditationen und positives Denken gerettet. Und falls ich mich nicht retten konnte, haben mich meine Meister und das Leben gerettet. Irgendwie habe ich immer wieder das Leid überwunden und konnte in eine positive Sicht des Lebens gelangen.
Die Reine-Land-Sicht ist das Zentrum des Amitabha-Buddhismus. Aus traditioneller Sicht betet man zu Buddha Amitabha und der führt einen nach dem Tod ins Reine Land. In einer modernen Sicht visualisiert man sich selbst als Buddha Amitabha und seine Welt als Reines Land. Man überlässt sich dem Willen des Lebens (Buddha Amitabhas) und findet so inneren Frieden. Man vertraut auf Buddha Amitabha und hat so immer eine positive Perspektive in seinem Leben. Man denkt das Mantra „Om Amitabha“ (Namu Amida Butsu) und bringt sich mit der Kraft des Mantras immer wieder in ein Leben im Licht. Zum Amitabha-Buddhismus gehört auch der Weg der Liebe. Durch den Weg der Liebe (Bodhisattva-Buddhismus) erwirbt man gutes Karma und es geht einem von Leben zu Leben besser. Man kann es auch so sehen, dass man durch den Weg der Liebe immer mehr sein Herz öffnet und dadurch immer glücklicher wird. Das Üben der Reine-Land-Sicht ist letztlich ein Weg zur Erleuchtung und der Liebe.
Wikipedia: „Ein reines Land ist das himmlische Reich eines Buddha oder Bodhisattva im Mahayana-Buddhismus. Reines Land (auch Buddhafeld) ist vor allem im Amitabha-Buddhismus (auch: Reines-Land-Buddhismus) die Vorstellung eines Daseinsbereiches, in dem alle Bedingungen zur spirituellen Praxis für die Erlangung der Buddhaschaft als günstig angesehen werden und große spirituelle Verdienste angehäuft werden können.“
Eine Zukunftsvision. Wie erhalte ich ein gutes Karma?
Einige Jahre nach Buddha lebte in einem kleinen indischen Königreich ein reicher Maharadscha. Der Maharadscha und seine Maharani hatten einen sehr klugen Sohn, den Prinzen Vajriputra. Vajriputra wuchs in großen Luxus auf, aber er interessierte sich nur für den Buddhismus. Er las alle buddhistischen Schriften und kam zu dem Schluss, dass der tiefere Sinn des Lebens in der Erleuchtung liegt. Aller äußere Reichtum führt nicht wirklich zu innerem Frieden, Zufriedenheit und Glück. Also machte er sich als junger Prinz auf die Suche nach einem erleuchteten Meister.
Im Nachbarkönigreich traf er den Arhat (erleuchteten Heiligen) Katyayana. Der alte Meister nahm den jungen Prinzen gerne als Schüler an. Er weihte ihn zum Mönch und zog mit ihm als Bettelmönch durch das Land. Nachdem sie fünf Jahre zusammen gelebt, gelernt, meditiert und gelacht hatten, kamen sie in die Hauptstadt des Landes. Der junge Mönch wanderte auf einem Bettelgang alleine durch die engen Gassen der Stadt, als er eine schöne junge Frau traf. Er sah sie und war verliebt. Es traf ihn wie ein Blitz. Auch die junge Frau fand Wohlgefallen an dem edlen Mönch. Doch leider war sie die Tochter des Herrschers dieses Landes. Und der Herrscher wollte keinen Bettelmönch zum Schwiegersohn.
Traurig ging der Prinz zu seinem alten Meister zurück. Er erklärte seinem Meister, dass er sein Leben als Mönch aufgeben und die schöne Prinzessin heiraten wolle. Der Meister riet ihm noch eine Nacht abzuwarten und seinen Entschluss zu überdenken. In der Nacht schenkte ihm der Meister zwei Träume. Im ersten Traum sah der Prinz sich in seinem neuen weltlichen Leben nach der Hochzeit mit der schönen Prinzessin. Er sah wie die Jahre vergingen, die Verliebtheit verschwand und er unzufrieden mit seinem weltlichen Leben wurde, weil ihm das innere Glück fehlte. In einem zweiten Traum blieb er ein Mönch und hatte nach einigen Jahren einen Erleuchtungsdurchbruch.
Als der Prinz aufwachte, dankte er dem Meister für die beiden Zukunftsvisionen. Er war jetzt in der Lage klar zu erkennen, was er vom Leben wirklich wollte. Er wollte inneren Frieden, Glück, Zufriedenheit und Erleuchtung. Also blieb er in seinem Leben als Mönch und trat tatsächlich nach zwei Jahren in den Strom der spirituellen Energie ein. Seine Chakren (Energietore) öffneten sich. Es war jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis er die dauerhafte Erleuchtung erreichen würde.
Und jetzt weicht unsere Geschichte von der traditionellen Erzählung ab. In der traditionellen Erzählung wurde Vajriputra ein berühmter Arhat (Erleuchteter). In meiner Geschichte fragte er nach dem Stromeintritt seinen Meister, ob es nicht einen Weg gäbe weltliches und spirituelles Leben zu verbinden. Der Meister meinte, dass er als Bodhisattva auch ein weltliches Leben führen könnte, wenn er sich im Schwerpunkt im spirituellen Weg verankern, regelmäßig meditieren und für das Glück aller Wesen leben würde. Für einen Sotapanna ist die Zielerreichung unumkehrbar, weil die Chakren geöffnet sind und die spirituelle Energie ihn von alleine reinigt. Spätestens nach sieben Leben würde er die dauerhafte Erleuchtung erreichen.
Da der Wunsch nach einer glücklichen Beziehung in dem jungen Prinzen sehr stark war, wählte er den langsamen spirituellen Weg, auf dem man das Leben auch etwas genießen kann. Er gab sein Leben als Mönch auf und heiratete die schöne Prinzessin. Nach dem Tod seines Vater wurde er der neue Maharadscha. Er meditierte jeden Tag und nutze seine Macht, um den Menschen in seinem Land ein gutes und glückliches Leben zu ermöglichen. Er dachte immer wieder voller Dankbarkeit an seinen alten Meister, der ihm die Fähigkeit der positiven Planung seines Lebens geschenkt hatte.
Im Buddhismus wird das Karma-Gesetz gelehrt. Das Karma-Gesetz befähigt uns über unsere Zukunft selbst zu entscheiden. Wer positive Ursachen setzt, der erhält positive Ergebnisse. Wer einen bestimmten Samen pflanzt, der erhält nach einiger Zeit eine bestimmte Pflanze. Zwar hängt das Ergebnis auch etwas vom Schicksal ab. Es hängt von der Erde, der Sonne, dem Regen und den Schädlingen ab. Aber wenn man die Pflanze gut pflegt, erhält man meistens eine gute Frucht. Die wichtigste Fähigkeit ist eine klare Zukunftsvision. Man sollte es lernen in Alternativen zu denken. Man sollte verschiedene Pläne machen und sich dann für den besten entscheiden. Wer gesund lebt, regelmäßig Sport macht und sich gesund ernährt, der lebt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen im Durchschnitt 14 Jahre länger und auch besser. Wer den spirituellen Weg geht und regelmäßig an seinem Geist arbeitet, der erhält dadurch inneren Frieden, Glück und Zufriedenheit.
Im Buddhismus glaubt man an die Reinkarnation. Buddha hatte die Fähigkeit in die Zukunft und in die Vergangenheit zu blicken. Viele Menschen fragten ihn nach ihren früheren Leben und nach dem zukünftigen Glück. Buddha erklärte dazu: „Es kommt auf die Gedanken an, welches Karma ein Mensch hat.“ Unweise Gedanken führen zu unweisen Handlungen und zu einem schlechten Karma. Weise Gedanken führen zu weisen Handlungen und zu einem guten Karma. Daraus, wie es dir jetzt geht, kannst du deine vergangenen Taten ableiten. Wie du jetzt denkst und was du jetzt tust, bestimmt dein zukünftiges Karma. Buddha lehrte deshalb den achtfachen Pfad aus einem weisen Nachdenken, einem klaren Entschluss, einer weisen Lebensführung, aus richtigem Reden, richtigem Streben, richtigen Handeln, richtigem Denken (Achtsamkeit auf die Gedanken) und richtigem Meditieren. So entwickelt sich das Karma der Erleuchtung.
Aus einem Asketen wird ein Beziehungsmensch

Ein junger Mann hörte von dem Weg der Erleuchtung. Es begeisterte ihn dauerhaft im inneren Frieden, in der Liebe und im Glück zu leben. Es begeisterte ihn unermesslich viel Kraft zu haben, so dass er alle Herausforderungen des Lebens bestehen konnte. Es begeisterte ihn nach dem Tod ins Paradies im Jenseits aufzusteigen. An sich war er ein Atheist und glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod. Aber wenn es ein Leben nach dem Tod gab, warum sollte er dann nicht in einen Glücksbereich aufsteigen? Am wichtigsten war ihm das Ziel der Erleuchtung. Die Frage des Weiterlebens der Seele nach dem Tod beschäftigte ihn nur am Rande.
Der junge Mann begann sich gründlich über den Weg der Erleuchtung zu informieren. Er las viele Bücher und besuchte viele erleuchtete Meister. Er meditierte jeden Tag drei Stunden und arbeitete an seinen Gedanken. Nach einiger Zeit hatte er sein erstes Erleuchtungserlebnis. Da wusste er, dass die Erleuchtung das richtige Ziel für ihn war. Jetzt brauchte er nur noch den persönlich zu ihm passenden spirituellen Weg. Dabei beschäftigte ihn eine große Frage. Muss man alleine leben, um zur Erleuchtung kommen zu können? Oder kann man die Erleuchtung auch in einer Beziehung erreichen?
Buddha hatte gelehrt, dass man als Haushälter, also mit einem Beruf und einer Beziehung kaum aus dem Traum des weltlichen Leben (Samsara) erwachen kann. Er verließ deshalb im Alter von 29 Jahren seine Frau und seinen Sohn und wurde ein Yogi. Sechs Jahre lebte er abgeschieden im Wald mit einer kleinen Gruppe von Asketen und praktizierte intensiv Yoga und Meditation. Dann gelangte er zur Erleuchtung. Das war eine relativ kurze Zeit für die Zielerreichung. In den Yogaschriften werden zwölf Jahre als normaler Übungszeitraum angegeben. Aber Buddha hatte vermutlich in früheren Leben schon viel spirituell praktiziert. Laut buddhistischer Lehre soll er vor seiner Erleuchtung viele Leben als Bodhisattva verbracht haben. Der indische Meister Sathya Sai Baba meint, dass man zur vollständigen Buddhaschaft mindestens drei Leben des intensiven spirituellen Übens braucht.
Die indische Meisterin Amma (Amritanandamayi Ma) hat erklärt, dass man ohne eine Beziehung fünfmal schneller spirituell wächst. Sie toleriert Beziehungen, empfiehlt es aber als Swami (Mönch oder Nonne) zu leben. Das entspricht auch der Lehre Buddhas. Andererseits gibt es im Hinduismus und im Buddhismus auch den tantrischen Weg. Ein Tantriker nutzt alle Möglichkeiten des Lebens um spirituell zu wachen. Er lehnt auch Sex und Beziehungen nicht ab. Es gibt in der Spiritualität sehr unterschiedliche Modelle. Im Christentum wurde jahrhundertelang das Mönchtum propagiert. Heutzutage gibt es aber nur wenige Menschen, die als Mönch oder Nonne leben wollen. Allerdings gibt es auch kaum noch erleuchtete Christen. Der tibetische Buddhismus ist zwar ein tantrischer Weg, aber er beruht grundsätzlich auf dem Mönchtum. Im indischen Yoga gibt es viele Asketen ohne eine Beziehung. Im westlichen Yoga dagegen gibt es kaum Mönche und Nonnen. Ebenso ist es im westlichen Buddhismus. Der westliche Buddhismus ist vorwiegend eine Laienbewegung.
Der junge Mann wälzte diese Frage in seinem Inneren hin und her. Dann entschied das Leben für ihn und brachte ihn auf den Weg des abgeschieden lebenden Asketen. Sechs Jahre nachdem er seinen spirituellen Weg begonnen hatte, zerbrach seine langjährige Beziehung. Wie Buddha verließ er seine Frau und seinen Sohn und zog in die Abgeschiedenheit. In einer kleinen Hütte im Wald lebte er dreißig Jahre als einsamer Yogi. Es gab viele Durchbrüche zur Erleuchtung, aber die dauerhafte Erleuchtung stellte sich nicht ein. Andererseits blieb der Beziehungswunsch in ihm bestehen. Er mochte es nicht alleine zu leben und war oft traurig. Sollte er den Rest seines Lebens jetzt weiterhin alleine leben und intensiv spirituell praktizieren? Oder sollte er einen mittleren Weg beschreiten und das Leben etwas mehr genießen?
Er betrachtete genau seine Situation. Seine Kundalini-Energie war vor vielen Jahren erwacht und reinigte ihn spirituell weitgehend von alleine. Er brauchte nicht mehr so extrem spirituell zu üben. Es war gut für ihn das Leben etwas mehr zu genießen. Andererseits merkte er schon, dass er im Kontakt mit anderen Menschen viel spirituelle Energie verlor und sich sein spirituelles Wachstum verlangsamte. Mit einer Beziehung würde er vielleicht noch mehrere Leben zur Erleuchtung brauchen. Aber er würde dann auch nicht so sehr unter der Einsamkeit leiden und ein viel schöneres Leben haben.
Und des Weiteren hatte er das Bodhisattva Gelöbnis abgelegt und beschlossen gemäß der Lehre des Mahayana als Bodhisattva zu leben. Als Bodhisattva würde er ohnehin noch mehrere Leben auf der Erde haben. Für einen Bodhisattva kann eine Beziehung hilfreich sein, weil man in einer Beziehung gut ein positives soziales Miteinander lernen kann. Als Eremit wird man auf die Dauer sozial merkwürdig. Das konnte der Mann auch bei sich beobachten. Also entschied er sich im Alter von 66 Jahren eine Frau zu suchen. Er beschloss auch in seinen folgenden Leben einen gemischten Weg aus Asketentum und Beziehung zu gehen. Sein Vorbild war der Yogagott Shiva, der im ständigen Wechsel von abgeschiedener Meditation und der Beziehung mit seiner Frau Parvati lebt.
Wie findet mann in der heutigen Zeit eine Frau? Natürlich in einer Partnerbörse im Internet. Also meldete sich der Mann in einer Singlebörse an. Das war für einen alten Asketen ohne große Computererfahrung ein großes Abenteuer. Und dazu war er noch ziemlich verschroben und sah sich eigentlich als beziehungsunfähig an. Er hörte, dass viele Menschen jahrelang erfolglos im Internet auf Partnersuche sind. Er hatte keine große Hoffnung eine Partnerin zu finden. Aber seine erleuchteten Meister befürworteten offensichtlich seinen Beziehungswunsch und schickten ihm die passende Frau. Bereits beim ersten Date funkte es.
Die Frau war schön und der Mann alt und hässlich. Sein Äußeres war auch eher unattraktiv. Die Frau war zuerst nicht sonderlich von ihm angetan. Aber sie hatte schon fünfzehn Jahre erfolglos im Internet nach einem Partner gesucht. Zwar hatte sie als schöne Frau viele Männer kennengelernt. Aber mit keinem hielt die Beziehung längere Zeit. Also hatte die Frau beschlossen ihre Suche aufzugeben. Sie wollte es nur noch ein einziges Mal probieren. Und genau jetzt traf sie auf den merkwürdigen Yogi. Da sie auch spirituell interessiert war und viele Jahre bei verschiedenen erleuchteten Meistern verbracht hatte, konnten sich die beiden gut unterhalten. Beide konnte ihre früheren Leben sehen und begriffen, dass sie sich bereits aus einem früheren Leben in Indien her kannten. Und als der Mann die Frau zum Abschied umarmte, spürte sie seine starke Energie, die sich in den vielen Jahrzehnten des spirituellen Übens aufgebaut hatte. Sie begriff es zuerst noch nicht, aber sie war verliebt. Den großen Durchbruch gab es dann, als der Mann auf die Idee kam mit der Frau shoppen zu gehen. Sie durfte sich alles kaufen, was sie wollte. Dadurch öffnete sich ihr Herz und der Mann bekam einen Platz darin. Und jetzt wollen sie nächste Woche nach einigen Jahren des Kennenlernens zusammenziehen. Aber das ist eine neue Geschichte, die erst in einer Woche beginnt.
Wie ich meinen spirituellen Weg fand
Mein spiritueller Weg begann 1983, als ich ein Buch des griechischen Philosophen Epikur las. Epikur lehrte, dass das Glück eines Menschen hauptsächlich in einem selbst zu finden ist. Diese Lehre ist von der modernen Psychologie bestätigt worden. Nach Sonja Lyubomirsky kommen 90 % des Glücks aus der Psyche und nur 10 % aus unserer äußeren Situation. Wenn wir in unserem Leben glücklich werden wollen, müssen wir an unserer Psyche arbeiten. Wir müssen Eigenschaften wie innerer Frieden, Glück, Liebe und Weisheit entwickeln. Das gelingt durch den Zusammenhang von Gedanken und Gefühlen. Wer positiv denkt, erhält positive Gefühle. Wer negativ denkt, erhält negative Gefühle, ein eher negatives Lebensgefühl und wird oft krank. Negativ denkende Menschen werden neunmal öfter krank als positiv denkende Menschen. Es ist also wichtig achtsam auf die Gedanken und Gefühle zu sein. Das ist auch die Hauptlehre des Buddhismus. Sonja hat festgestellt, dass man mit einigen wenigen einfachen täglichen Übungen sein allgemeines Glücksniveau um 40 % erhöhen kann. Wir sollten jeden Tag etwas meditieren, Sport treiben, auf unsere Gedanken achten und etwas Positives tun.
Mit den Techniken der Psychologie und der Spiritualität überwand ich eine schwere Depression und viele psychosomatische Krankheiten. Ich machte 1988 eine dreijährige Ausbildung zum Psychotherapeuten. Damals war die psychotherapeutische Ausbildung zweigeteilt. Zuerst studierte man Psychologie und danach machte man eine psychotherapeutische Spezialausbildung in einer der vielen therapeutischen Richtungen. Da ich Jura studiert hatte, konnte ich nach einem Test als Quereinsteiger direkt eine psychotherapeutische Ausbildung beginnen. Ich wählte den Weg der rational-emotiven Therapie, eine Form der Verhaltenstherapie mit dem Schwerpunkt auf der Arbeit an den Gedanken und Gefühlen. Gefühle wie zum Beispiel Angst wurden genau erspürt und dann mit einem rationalen Gedanken bearbeitet.
Das ist in vielen Fällen hilfreich. Wenn man bei dem Grund der Angst genau hinsieht, findet man oft einen Weg die Angst zu verringern oder zu überwinden. Gefühle werden also vom Verstand her bearbeitet. Ich habe aber festgestellt, dass der Verstand allein nicht genügt. Man muss auch sein Herzchakra öffnen. Dazu braucht man Liebe, Optimismus und positives Denken. Mein Weg wurde es deshalb Herz und Kopf miteinander zu verbinden. Ich nenne es rational-positive Therapie. Ich war mit dieser Methode sehr erfolgreich. Ich arbeitete einige Jahre als Psychotherapeut und machte zehn Jahre therapeutische Gruppen mit dem Schwerpunkt positives Denken an einem Gesundheitszentrum und an der Volkshochschule.
Nach meiner Ausbildung zum Psychotherapeuten machte ich noch eine Ausbildung als Yogalehrer. Ich arbeitete 18 Jahre als Yogalehrer an der Hamburger Volkshochschule. Dabei habe ich meinen eigenen Weg des Yoga entwickelt, den ich kreativen intuitiven Yoga (oder auch Glücksyoga) nenne. Dieser Weg besteht aus einfachen Übungen und ist leicht zu erlernen. Der Schwerpunkt liegt auf der Energiearbeit und der Entwicklung von innerem Glück. Er beinhaltet dynamische Übungen (Schüttelmeditation), Yogaübungen im Liegen und im Sitzen und verschiedene Meditationstechniken (Muskelentspannung, Body Scan, Gedankenstopp, Lichtmeditation). Ich habe einige erfolgreiche Bücher zum Thema Glücksyoga geschrieben.
Auf meinem spirituellen Weg bekam ich viele Einweihungen und Energieübertragungen. 1991 wurde ich vom Dalai Lama auf einer großen Veranstaltung in Hamburg in den tibetischen Gottheiten-Yoga eingeweiht. Der Gottheiten-Yoga ist ein fortgeschrittener Weg die Erleuchtungsenergie (Kundalini-Energie) zu erwecken. 1998 bekam ich auch noch eine Einweihung vom Dalai Lama zum Bodhisattva. Bei einem langen Ritual spürte ich, wie sich die Energie des Dalai Lama auf mich übertrug und in mich einging. Der Dalai Lama erschien mir danach viele Jahre im Traum und führte mich auf meinem spirituellen Weg.
Im Buddhismus gibt es viele verschiedene Wege. Der Hauptweg mit der größten Anhängerschaft ist der Amitabha-Buddhismus. Er wird vor allem in China, Vietnam, Südkorea und Japan praktiziert. Er ist der einfachste buddhistische Weg. Man verbindet sich täglich mit Buddha Amitabha und denkt seinen Namen als Mantra. Amitabha ist der Buddha der Liebe und des Lichts. Wer sich mit ihm geistig verbindet, dem hilft er in seinem Leben. Er führt ihn in die Liebe und ins Licht. Insbesondere hilft er einem Menschen beim Sterben. Man gelangt dann nach dem Tod ins Paradies von Amitabha (das Reine Land Sukhavati). Ich habe die Wirksamkeit des Amitabha-Mantras beim Tod meiner Mutter sehr deutlich erfahren. Sie starb im Glück und teilte mir danach im Traum mit, dass sie im Paradies sei.
Ein Amitabha-Anhänger ist frei in der persönlichen Gestaltung seines spirituellen Weges. Er muss nicht als Mönch oder Nonne leben. Er muss nicht als abgeschiedener Yogi leben. Er kann so leben wie er möchte. Natürlich sollte er sich bemühen ein guter Mensch zu sein. Hilfreich ist es zu meditieren und an den Gedanken zu arbeiten. Aber hauptsächlich verläßt man sich auf Buddha Amitabha, der einen durch das Leben ins Licht führt. Man wächst spirituell an den Ereignissen des Lebens. Man bewältigt sie mit der Kraft des Mantra und der Gedankenarbeit.
Mich faszinierte der Amitabha-Buddhismus. Ich habe viele Bücher darüber gelesen und geschrieben. In meinem Haus stehen viele Statuen von Buddha Amitabha. 1999 kam dann ein tibetischer Lama nach Hamburg, der mir eine Einweihung in den Amitabha-Buddhismus gab. Eine Woche lang visualisierten wir in einer kleinen Gruppe Amitabha in seinem Paradies, dachten seinen Namen als Mantra, lasen lange tibetische Texte und erhielten eine Segensübertragung. Ich nahm den Segen mit den Willen an auf meine Art kreativ den Amitabha-Buddhismus im Westen zu lehren. Das habe ich bis jetzt durch meine Bücher und meine Gruppen im Internet getan. Ab nächstem Jahr möchte ich auch Menschen in den Amitabha-Weg einweihen und die dazu notwendige Energie übertragen.
Ich lehre einen undogmatischen spirituellen Weg. Jeder darf dem Weg seiner eigenen Wahrheit und Weisheit folgen. Ich vertrete die Einheit aller Religionen, insbesondere die Verbindung von indischem Yoga, buddhistischer Philosophie und westlicher Psychologie. Es gibt bestimmte Techniken, die für viele Menschen hilfreich sind. Dazu gehören die Gedankenarbeit, die Meditation und der Sport (Yoga, Gehen). Mit meiner Freundin Barbara möchte ich das spirituelle Wissen nächstes Jahr in einem Retreat weitergeben. Wir planen eine Ausbildung zum spirituellen Wegbegleiter, die mit einem Zertifikat endet. Darin werden wir die wichtigsten spirituellen Techniken weitergeben und auch eine Einweihung vornehmen.
Meine Erleuchtungserfahrungen
Ich schreibe das hier nicht, um zu zeigen, wie großartig ich bin. In Wirklichkeit bin ich der kleinste und elendste Mensch auf der Welt. Jedenfalls glaube ich das manchmal. Bis ich meinen Blick von mir auf meine Mitmenschen richte. Dann erkenne ich, dass die Welt voller Leiden ist. Und es gibt Menschen, denen es noch schlechter geht als mir. Meine schlimmste Erfahrung war meine schwere Depression vor etwa 40 Jahren. Ich war ein Jahr schwer depressiv und wollte nicht mehr leben. Als ich mich dank meiner spirituellen Techniken daraus befreit hatte, war es mein sehnlichster Wunsch alle andere depressiven Menschen zu retten. Bis ich meine vollständige Machtlosigkeit erkannte. Ich machte sogar eine Ausbildung als Psychotherapeut. Aber helfen konnte ich meinen Mitmenschen nur sehr begrenzt.
Meine Mutter sah in mir einen Mickerling. Ich konnte ihren Leistungsansprüchen nie genügen. Ich war nie gut genug. Das prägte mich tief in meiner Seele. Später in der Schule waren die anderen Jungen viel größer und stärker als ich. Sie bekamen die Mädchen und ich blieb allein. Da wusste ich, dass ich wirklich ein Mickerling war. Und diese Erfahrung setzte sich sogar auf dem spirituellen Weg fort. Alle meine Freunde machten große spirituelle Fortschritte. Nur ich quäle mich seit dreißig Jahren mit Reinigungsprozessen herum. Ich kenne keinen, der so lange so intensive Reinigungsprozesse hatte wie ich. Mein Mutter fragte immer: „Wann bist du endlich erleuchtet?“ Und lustigerweise fragte mich meine jetzige Freundin Barbara das auch immer wieder. Ich hatte sogar eine Vision, dass ich dieses Jahr zur Erleuchtung komme. Alle Umstände der Vision traten ein. Nur mit der Erleuchtung klappte es nicht.
Ich betone deshalb immer wieder, dass ich nichts Besonderes bin. Ich bin nicht dauerhaft erleuchtet. Ich habe einfach nur relativ viele Erleuchtungserfahrungen. Ich brach durch die verschiedensten Techniken etwa 30 mal zur Erleuchtung durch. Und war danach wieder so unerleuchtet wie vorher. Ich kann deshalb aber berichten, mit welchen Techniken man zur Erleuchtung durchbrechen kann. Das stimmt mit den in den spirituellen Büchern beschriebenen Wegen überein. Aber es ist natürlich besonders beeindruckend, wenn man es selbst erfahren hat. Ich habe es aufgeschrieben, um dich auf deinem Weg zu inspirieren und dir etwas Klarheit über den spirituellen Weg zu verschaffen.
Mein spiritueller Weg begann damit, dass ich fünfzehn Jahre lang nach dem tieferen Sinn des Lebens suchte. Meine erste Erkenntnis bestand darin, dass der Mensch nach Glück strebt und Leid vermeiden möchte. Ich suchte zuerst das Glück im Außen. Ich suchte es im Konsum, in Reisen, in Liebesbeziehungen und im beruflichen Erfolg. Aber nirgends fand ich das dauerhafte tiefe Glück. Ich beschäftigte mich mit Philosophie und traf so auf den griechischen Philosophen Epikur. Epikur lehrte es äußerlich genügsam und innerlich glücklich zu sein. Er lehrte es das Glück in sich selbst zu suchen. Diese Erkenntnis schlug wie ein Blitzschlag in mein Bewusstsein ein. Von da an war ich intensiv auf der Suche nach dem inneren Glück.
Zunächst einmal brach daraufhin mein äußeres Leben vollständig zusammen. Ich verlor meine Familie, meinen Beruf als Rechtsanwalt, erlitt einen schweren Burnout und wurde depressiv. Ich hatte mit vielen psychosomatischen Krankheiten zu kämpfen. Ich las viele psychologische Bücher um herauszufinden, wie ich meine Depression überwinden konnte. Die damaligen Ärzte konnten mir nicht helfen. Ich begann hart an meinen depressiven Gedanken zu arbeiten. Ich praktizierte Karate und Autogenes Training. Der Sport gab mir innere Kraft und die Meditation innere Ruhe. Nach einem halben Jahr intensiver Gedankenarbeit merkte ich, wie sich mein Selbst auflöste. Das machte mir große Angst, aber ich ging trotzdem meinen Weg weiter, weil ich meine Depression loswerden wollte. Nach einer Woche wachte ich plötzlich morgens auf und war erleuchtet. Es gab mich nicht mehr. Ich war reines Bewusstsein ohne Ich-Identität. Meine Depression war verschwunden und in mir waren Frieden und Mitgefühl.
Nach etwa zwei Wochen verschwand dieser Zustand wieder. Ich bekam ein neues Ich-Gefühl, zum Glück ohne Depression und von Grund auf positiv. Aus dieser Erfahrung erkannte ich, dass konsequentes positives Denken zur Erleuchtung führen kann. Man muss nur konsequent alle depressiven Gedanken durch positive Gedanken ersetzen. Diese Technik wird bei dem Yogaweisen Patanjali beschrieben. Und auch Buddha legt einen Schwerpunkt seines Erleuchtungsweges auf die Arbeit an den Gedanken. Ich nannte diese Technik „Tiefe Gedanken“. Man muss einen Gedanken finden, der so stark ist und so tief geht, dass er alle Anhaftung an äußeres Leid und äußere Genüsse aufhebt. Nach meiner Erfahrung kann dieser Gedanke nur individuell gefunden werden. Man muss ausprobieren, was in der Tiefe alle Verspannungen im Geist auflöst. Dann kann sich die innere Glücksenergie entfalten und Heilung kann geschehen.
Nach meiner ersten Erleuchtungserfahrung begann ich regelmäßig jeden Tag drei Stunden zu meditieren. Ich suchte viele erleuchtete Meister auf, um mich über den spirituellen Weg zu informieren. Dabei muss sich wohl etwas in mir gelöst haben. Nach etwa drei Jahren auf dem spirituellen Weg erwachte plötzlich meine Kundalini-Energie. Bei einer Meditation im Liegen stieg plötzlich aus dem Beckenboden in der Mitte meines Körpers eine armdicke Energiesäule langsam in meinem Körper bis zum Kopf hin auf. Die Kundalini-Schlange war erwacht. Als sie die Mitte des Kopfes erreicht hatte, wo die Zirbeldrüse lag, gab es einen totalen Bewusstseinsumschwung. Mein Ego löste sich auf und ich befand mich in einer Dimension aus unermesslichem Glück, tiefem Frieden, umfassender Liebe und völliger Klarheit. Alle meine Fragen wurden hier beantwortet. Ich fragte, worum ich so ein Mickeling bin. Die Antwort lautete, dass das genau richtig ist. Ich bin genau so richtig, wie ich bin. Durch diese Erkenntnis in der tiefsten Meditation konnte ich ich mich selbst annehmen und Frieden mit mir finden.
Durch diese Erfahrung erkannte ich, was der tiefere Sinn der Seelenwanderung durch viele Leben ist. Es gibt einen Bewusstseinszustand aus unermesslichem Glück. Die Aufgabe aller Seelen ist es dort dauerhaft hinzugelangen. Dieser Zustand übersteigt die normale Erleuchtung, die ich am Anfang erreichte. Dieser Zustand geht weit darüber hinaus. Im Hinduismus nennt man es die Vereinigung von Shiva und Shakti. Oder auch Sathyaloka, den Ort der höchsten Wahrheit. Christliche Mystiker sprechen von dem Einswerden mit Gott. So ist Jesus zu verstehen, wenn er sagt: „Ich und der Vater sind eins.“ Der Weg dort hin ist die Kundalini-Meditation. Sie wird auch im Christentum und im tibetischen Buddhismus praktiziert. Theresa von Avila brachte erst ihren Geist zur Ruhe und konzentrierte sich dann auf Gott. Sie sprach das Vaterunser, bis sie eins mit Gott wurde. Im tibetischen Buddhismus nennt man das den Gottheiten-Yoga. Man visualisiert sich als Gottheit und erweckt dadurch die Erleuchtungsenergie. Dann löst man sein Ego durch die Vorstellung der Leerheit auf.
Derzeit praktiziere ich diese Technik jeden Tag beim Spazierengehen und bei meiner Meditation im Liegen. Ich erwecke mit Visualisierungen, Mantren, Körperbewegungen und Atemtechniken meine Kundalini-Energie (mein inneres Glück). Danach stoppe ich in einer zweiten Stufe einfach meine Gedanken, komme zur Ruhe und irgendwann gibt es einen Bewusstseinsumschwung. Ich bin in der Einheit, im Frieden und im Glück. Aber in so tiefe Zustände wie am Anfang meines spirituellen Weges komme ich im Moment nicht mehr.
Nach meiner ersten Kundalini-Erfahrung im Liegen hatte ich kurze Zeit später noch eine zweite und eine dritte Erfahrung. Ich machte Yoga-Übungen im Stehen. Bei der zweiten Erfahrung stieg dabei die Kundalini-Säule durch mein Scheitelchakra hinauf bis in den Himmel. Dann floss sie Außen wieder herunter und brachte mich in die Einheit des Kosmos. Ich wurde eins mit dem Kosmos. Bei der dritten Erfahrung kam das Licht direkt vom Himmel herunter, floss in mich hinein und erfüllte mich mit Glück. Auf meinem Kopf bildete sich eine Energieflamme, wie sie manchmal auf Buddhastatuen zu sehen ist.
Nach sechs Jahren auf dem spirituellen Weg praktizierte ich ein halbes Jahre jeden Tag eine halbe Stunde Runen-Yoga. Ich bewegte mich schüttelnd in den Knien, ging mit den Armen in bestimmte Runenstellungen, visualisierte die Rune in meinem Körper und dachte dabei ein Mantra. Nachdem ich das ein halbes Jahr gemacht hatte, lösten sich plötzlich viele Verspannungen in meinem Körper. Meine spirituelle Energie erwachte grundlegend. Von da an lebte ich beständig in einer Dimension aus Energie. Ich war energetisch mit meiner gesamten Umwelt verbunden und konnte meine Mitmenschen energetisch spüren. Das war die Voraussetzung für meine Arbeit als spiritueller Lehrer. Ich spürte genau, was ich tun musste, damit Entspannung, Heilung und Glück in meiner Gruppe entstand.
Ich zog in mein abgeschiedene Haus im Wald. Dort begann ich intensiv als Yogi zu praktizieren. Vier Jahre lang probierte ich aus, welche spirituellen Übungen für mich am besten wirken. Ich entwickelte die Technik des spirituellen Tagesplanes. Im ständigen Wechsel praktizierte ich Liegen (Meditation), Lesen (in einem spirituellen Buch), Gehen (eine Gehmeditation mit Atemübungen), Gutes tun (für das Glück aller Wesen arbeiten) und Genießen (einfach entspannen und etwas Schönes tun). Ich machte jeden Tag etwa zwei Runden und alles genau mit innerem Gespür. Ich spürte genau, wann, wie und wie lange ich die jeweilige Technik praktizieren musste. Gleichzeitig achtete ich auf meine Gedanken und richtete meinen Geist immer wieder positiv aus.
Nachdem ich ein halbes Jahr intensiv jeden Tag von morgens bis abends ohne Unterbrechung praktiziert hatte, brach ich eine Zeitlang immer wieder zur Erleuchtung durch. Ich gelangte in intensive Glücks- und Einheitszustände. Durch die starke Erleuchtungsenergie lösten sich nach jeder Erleuchtungserfahrung viele innere Verspannungen. Depressionen, Unruhe und negative Gedanken traten auf. Da mir das nach einiger Zeit zu anstrengend wurde, wechselte ich vom extremen Üben zu einem sanfteren mittleren Weg. Meine Kundalini-Energie begann sich von alleine zu entfalten. Ich brauchte nichts mehr zu tun als zu versuchen, die Reinigungsprozesse möglichst klein zu halten. Ich ging viel spazieren, sah viel fern und genoss einfach nur das Leben. Meine spirituellen Übungen machte ich nur noch einige Stunden am Tag. Dafür war ich nachts oft mit intensiven Kundaliniprozessen beschäftigt.
Ich machte eine Ausbildung als Yogalehrer und begann an der Volkshochschule Yoga zu unterrichten. Dabei lernte ich eine spirituell fortgeschrittene Frau mit einer starken Energie kennen. Für zehn Jahre waren wir ein Paar. Wir praktizierten Tantra-Yoga und brachen dadurch oft gemeinsam zur Erleuchtung durch. Es war eine sehr glückliche Zeit. Sie endete, als plötzlich die starke spirituelle Energie verschwand, die ich damals fast dauerhaft hatte. Ich verlor meine Yogagruppen und war auch für die Frau nicht mehr attraktiv genug. Meine spirituelle Energie wandte sich irgendwie nach innen und reinigte tieferliegende Bewusstseinsbereiche. Dadurch kam ich plötzlich mit meinen früheren Leben in Kontakt.
Die Traumata aus meinen früheren Leben traten an die Oberfläche und lösten sich auf. Im Laufe der Zeit sah ich so etwa fünftausend frühere Leben. Die Reinigungsprozesse wurden jetzt wieder intensiver und ich war gut mit mir selbst beschäftigt. 2003 kam ich dann in eine Phase, wo ich vier Wochen lang vor Energie glühte und kaum schlafen konnte. Es war als ob ich meine Hände in eine Steckdose gesteckt hätte und ständig unter Strom stand. So etwas wird in den Yogaschriften als energetische Grundreinigung beschrieben. Danach wurde mein Weg wieder etwas leichter.
Was ist spirituelle Energie?
Aus meiner Sicht ist die spirituelle Energie der Schlüssel zur Erleuchtung. Jedenfalls ist es ein Weg zur Erleuchtung. Bei mir entstand das Erwachen durch die Gedankenarbeit. Ich löste meine depressiven Gedanken konsequent durch positive Gedanken auf. Mein Hauptproblem war damals, dass ich wegen meiner Depression und meiner inneren Unruhe nicht schlafen konnte. Ich lag nächtelang wach. Ich habe es mit Schlaftabletten versucht, aber die wirkten nach einiger Zeit kaum noch. Ich habe es mit Meditation versucht, aber das funktionierte auch nur teilweise. Mir blieb nichts anderes übrig, als meine Schlaflosigkeit anzunehmen. Immer wenn ich durch einen Stressgedanken (Ich will schlafen, sonst geht es mir am nächsten Tag schlecht) in Panik kam und dadurch das Einschlafen verhinderte, dachte ich jetzt: „Ich nehme die Dinge so an wie sie sind. Ich übe mich in Demut und Bescheidenheit. Ich ordne meinen Willen dem Willen des Lebens unter.“ Dadurch kam ich innerlich zur Ruhe und konnte manchmal doch schlafen. Und nach einem Vierteljahr intensiver Gedankenarbeit löste sich mein Ego auf. Ich war reines Bewusstsein ohne Identität. Ich war alles und nichts. Ich konnte von mir einfach nur sagen: „Ich bin.“ Ich konnte nicht sagen: „Ich bin Nils.“ Ich empfand mich nicht mehr als Nils. In diesem Zustand verschwanden alle Ängste. Ich hatte absoluten Frieden in mir und war grundlegend positiv. Meine Depression war weg und ich konnte meistens wieder schlafen. Dieser Zustand hielt etwa zwei Wochen an. Dann bekam ich eine neue Identität, zum Glück ohne Depression.
Erwachen kann man also ohne Energiearbeit. Zu einem Nichts wird man durch die Auflösung des Egos. Ins Nirwana kommt man durch das Erwachen. Aber ich war ein Glückssuchender. Ich suchte nach dem großen Glück. Und das große Glück fand ich durch das Erwachen noch nicht. Es war zwar ein Zustand eines gewissen Glücks, aber kein Zustand dauerhafter Glückseligkeit. Diese innere Glückseligkeit kann erst durch die Energiearbeit entstehen. Und dann tauchen auch die vielen übersinnlichen Fähigkeiten (Siddhis) auf.
Anandamayi Ma war laut ihrer Aussage seit ihrer Geburt im erwachten Zustand und hat diesen Zustand auch nie verloren. Im Alter von etwa zwanzig Jahren praktizierte sie sieben Jahre lang zuerst körperliche Yoga-Übungen, um den Körper von den Verspannungen und Energieblockaden zu reinigen. Dann machte sie geistige Übungen (Gottheiten-Yoga). Sie visualisierte sich als verschiedene erleuchtete Gottheiten und erweckte dadurch die Kundalini-Energie. Dann verbrachte sie drei Jahre in einer intensiven Meditation. Sie verweilte in einer großen Ruhe. Dadurch wandte sich ihre Energie nach innen und löste den Rest ihrer Verspannungen und ihrer Energieblockaden. Und dann entstand plötzlich ein unermessliches Glück in ihr. Von da an verweilte sie dauerhaft in einer großen Glückseligkeit. Das wollte ich auch erreichen. Darunter verstehe ich Erleuchtung. Man ist mit Licht (spiritueller Energie) gefüllt und strahlt Lichts aus. Man bekommt eine erleuchtete Aura und zieht andere Menschen durch sein Glück an. Dann kann man erfolgreich als spiritueller Lehrer arbeiten.
Es gibt also das Erwachen und die Erleuchtung. Das können wir auch bei Jesus und bei Buddha beobachten. Jesus wurde von Johannes dem Täufer getauft, meditierte danach vierzig Tage und Nächte in der Wüste. Der Teufel (sein Ego) tauchte auf und wollte ihn auf den Weg der weltlichen Macht und des weltlichen Reichtums führen. Jesus wies den Teufel ab. Er löste dadurch sein Ego auf und war erwacht. Er war eins mit Gott, ein Sohn Gottes geworden. Auch jetzt besaß er schon eine bestimmte spirituelle Energie, mit der er andere Menschen heilen und Wunder tun konnte. Aber trotzdem zog er sich immer wieder zur Meditation zurück, um in tiefere Zustände der Glückseligkeit zu kommen. Die Bibel berichtet, dass Jesus auf den Berg Tabor stieg und dort verklärt wurde. Er erweckte durch eine Meditation auf Gott (ein Gebet) seine Kundalini-Energie und gelangte so in eine starke Glücksenergie. Sein Gesicht glänzte wie die Sonne und seine Kleider wurden weiß wie Schnee. Damit wird symbolisch die Erleuchtungsenergie beschrieben.
Buddha erwachte durch seine Meditation unter dem Bodhibaum. Es wird beschrieben, dass auch er sich gedanklich mit dem Teufel (Mara, seinem Ego, seinen weltlichen Anhaftungen) auseinandersetzten musste. Mara verschwand, als Buddha mit der berühmten Erdungsgeste eine Hand zur Erde streckte. Er drückte damit aus, dass er sich dem Willen der Erde, des Lebens und der Natur unterordnete. Er akzeptierte Alter, Krankheit und Tod. Er nahm das Leben so an wie es ist und erlangte dadurch inneren Frieden. Im Pali-Kanon wird wenig von der Kundalini-Energie geschrieben. Nur, dass Buddha das Festbinden der Kundalini am Scheitelchakra ablehnte, wie es von einigen Yogis praktiziert wurde. Man muss die Kundalini-Energie frei fließen und sich frei entwickeln lassen, damit man zur Erleuchtung gelangen kann. Das hat Buddha offensichtlich getan, denn er wird auf vielen Statuen mit der Kundalini-Schlange und mit Aura-Symbolen dargestellt. Auch seine Handhaltungen deuten auf Energiearbeit hin.
In der tantrischen Epoche wurde dann die Energiearbeit im Hinduismus und im Buddhismus verstärkt und systematisiert. Daraus entwickelte sich dann der Hatha-Yoga und der tibetische Buddhismus. Hier wird hauptsächlich mit der spirituellen Energie, den Chakren und den inneren Energiekanälen gearbeitet. Auch der Amitabha-Buddhismus ist aus meiner Sicht vorwiegend ein Weg Energiearbeit. Man visualisiert Buddha Amitabha oder sein Paradies Sukhavati und denkt seinen Namen als Mantra. So gelangt man nach dem Tod ins Paradies (Reine Land) von Amitabha und vor dem Tod in ein glückliches Leben, weil man sein eigenes inneres Glück erweckt. Ich praktiziere den Amitabha-Buddhismus auf eine einfache westliche Art, indem ich mich als Buddha Amitabha und meine Welt als Reines Land (als Paradies, alles ist so richtig wie es ist) visualisiere. Auch so kann man sein inneres Glück erwecken.
Spirituelle Energie ist in den verschiedenen Kulturen unter verschiedenen Namen bekannt wie Prana, Chi, Odem oder Heiliger Geist. Sie ist eng verbunden mit den Gefühlen. Manche Menschen können sie direkt spüren und manche über ihre Gefühle. Gefühle von Liebe, Frieden, Glück, Kraft, Klarheit oder auch Wut und Sucht sind Ausdrucksformen von Energie. Daraus sehen wir, dass die Energie auf verschiedene Weise gebraucht werden kann. Sie kann zur Anhaftung oder Beherrschung anderer Menschen verwandt werden oder uns ins Licht und zur Erleuchtung bringen.
Ich bekam mein Energiegespür, nachdem ich ein halbes Jahr bestimmte Yogaübungen gemacht habe. Danach war ich in der Lage Yoga auf einer tieferen Ebene zu praktizieren. Ich konnte mit bestimmten Techniken wie Körperhaltungen, Visualisierungen, Feueratmung und Mantren meine Energie aktivieren. Und ich konnte sie dann in eine Erleuchtungsform bringen und so inneres Glück bewirken. Eine bekannte Form der Energiearbeit ist die Chakren-Meditation. Ein tibetischer Yogi konzentrierte sich nacheinander in der Meditation auf das Kraftchakra im Unterbauch und das Herzchakra im Brustkorb. Die Energie der Chakren floss in ihn hinein, er sammelte sie im mittleren Energiekanal und gelangte so zur Erleuchtung. Ich habe das auch eine Zeitlang praktiziert. Dazu müssen die Chakren aber weit genug geöffnet sein. Man spürt es, wenn die Energie der Chakren zu fließen beginnt.
Im Laufe meines spirituellen Weges haben sich die einzelnen Chakren geöffnet und mir für kurze Zeit ihr volles Potential gezeigt. Ein fortgeschrittener Yogi kann das jederzeit abrufen. Dazu bin ich aber noch nicht in der Lage. Es begann mit meinem Herzchakra. Das ist mein stärkstes Chakra. Ich wünschte beim Spazierengehen allen Wesen Glück und gelangte plötzlich in eine Dimension unermesslicher Liebe. Ich spürte Liebe zu allen Wesen. Ich war die Liebe selbst. An einem anderen Tag öffnete sich mein Kraftchakra im Unterbauch. Plötzlich hatte ich große Kraft in mir. Ich arbeitete damals als Rechtsanwalt am Gericht und der Richter war extrem beeindruckt von meiner starken Präsenz. Das hätte ich gerne öfter gehabt.
Als ich meine Mutter im Krankhaus besuchte, öffnete sich auf dem Heimweg mein Wurzelchakra im Beckenboden. In mir entstand eine unermessliche Gelassenheit und ein großer Gleichmut. Ich überwand damit alles Leid der Welt. Man hätte mir ein Bein abschneiden können und es hätte mir nichts ausgemacht. In Leidsituationen ist so ein Gleichmut von großem Vorteil. Ein tibetischer Meister konnte das erwecken, als er kurz vor dem Tod stand.
Mein Scheitelchakra öffnete sich schon mehrmals vollständig. Es ist das Chakra des Einheitsbewusstseins und der Erleuchtung. Das Stirnchakra führt zu großer Klarheit und das Halschakra bewirkt eine gute Kommunikationsfähigkeit. Mein schwächstes Chakra ist mein Solaplexus-Chakra. Es gibt einem Menschen große energetische Macht. Napoleon hielt oft seine Hand vor dem Macht-Chakra. Daraus erhielt er die Kraft für sein vielen Kriege. Ich war in meinen früheren Leben meistens in einer untergeordneten Stellung, starb oft im Krieg und habe dadurch mein Solarplexus-Chakra stark verspannt. Ich arbeite seit vielen Jahren daran es ausreichend zu öffnen. Das ist der Hauptgrund, der mich an der Erleuchtung hindert.
Es gibt noch viele weitere Chakren. Es gibt Chakren im Kundalini-Kanal. Es gibt 24 Hauptchakren im Körper, das Himmelschakra, das Erdchakra und das Kosmos-Chakra (Gotteschakra). Man aktiviert sie durch entsprechende Visualisierungen. Um das Himmelschakra zu öffnen, kann man das Paradies im Himmel oder eine Buddhastatue über seinem Kopf visualisieren. Im tibetischen Buddhismus visualisiert man Buddha, Amitabha oder die erleuchteten Meister über seinem Kopf. Man kann sich auch eine Krone auf seinem Kopf oder eine Energieflamme auf dem Scheitelchakra vorstellen. Das Erdchakra öffnet man, indem man die Erde unter sich visualisiert. Buddha sitzt manchmal auf einer Lotusblume oder einem Thron. Als er die Hand zur Erde streckte, aktivierte er damit sein Erdchakra. Das bewirkte seine Erleuchtung.
Das Kosmoschakra wird durch einen Kreis oder durch ein Mandala dargestellt. Man meditiert auf die Natur um sich herum und wird so eins mit der Natur und dem Leben. Das ist für mich der einfachste Weg. Man kann auch wie der Gott Brahma mit seinen vier Köpfen in die vier Himmelsrichtungen blicken und sich dadurch der Einheit des Lebens bewusst werden. Buddha lehrte die acht Vertiefungen, um in ein umfassendes Einheitsbewusstsein zu kommen und dadurch die Erleuchtungsenergie zu erwecken.
Es ist ein großer Streit, ob Buddha den Kundalini-Yoga lehrte. Im Christentum gilt die Kundalini-Energie sogar als Zeichen des Teufels. Das sind alles Wege der Unweisheit. Das Christentum hat die Sexualität stark tabuisiert und sie dem Teufel zugeordnet. Statt sie zu integrieren wurde sie verdrängt und bricht sich jetzt in vielen Formen des Missbrauchs Bahn. Tantra-Yoga ist ein starker Weg die Kundalini-Energie zu aktivieren. Sex kommt nicht vom Teufel, sondern führt zu Gott, wenn er richtig gelebt wird. Genauso falsch ist es die Gefühle zu verdrängen oder nur Gefühle wie Liebe und Frieden zuzulassen. Im Christentum wird der ganze untere Körperbereich blockiert. Wir brauchen aber auch die unteren Chakren, um zur Erleuchtung gelangen. Erleuchtung bedeutet, dass alle Chakren und alle Energiekanäle gereinigt sind. Dann kann die spirituelle Energie in uns fließen. Und dann müssen wir entscheiden, ob wir diese Energie für weltliche Dinge oder für ein Leben im Licht und in der Erleuchtung verwenden wollen. Die Energie muss in eine göttliche Form gebracht werden. Dazu müssen wir uns mit einem spirituellen Vorbild wie Buddha, Jesus oder Shiva verbinden. Wir sollten wie ein Buddha in der Welt leben und seiner Lehre folgen. Wir können energetische Anhaftungsbänder an die Welt bilden oder wir können sie auflösen. Wir dürfen nicht auf die Einflüsterungen des Egos (des Teufels) hereinfallen. Wir brauchen Weisheit, um in unserem Leben den Weg der Liebe, des Glücks und des Friedens zu gehen. Das ist auch auf dem spirituellen Weg immer wieder eine Herausforderung.
Die wichtigsten Techniken der Erleuchtung
Es gibt viele Techniken um zur Erleuchtung zu gelangen. Im Buddhismus gibt es das Buch von den 84 Meistern der Mahamudra (des Einheitsbewusstseins). Dort werden viele Techniken genannt, die in der tantrischen Epoche des Buddhismus und Hinduismus entwickelt wurden. Die Religionen der Welt sind aus meiner Sicht verschiedene Wege zur Erleuchtung. Der indische Yogi Ramakrishna hat viele Religionen (Hinduismus, Christentum und Islam) ausprobiert und herausgefunden, dass sie alle zur Erleuchtung führen können. Der tibetische Buddhismus ist eine Sammlung der verschiedensten Techniken. In der Hatha-Yoga-Pradipika werden ebenfalls viele Techniken beschrieben.
Ich habe im Laufe meines spirituellen Weges viele Techniken ausprobiert. Und manches hat zufällig funktioniert, auch wenn ich damit meistens nicht wirklich eine Erleuchtung beabsichtigt habe. Erleuchtung kann man letztlich nicht erzwingen. Sie kommt zu ihrer Zeit. Aber man kann den Weg ebnen. Das geschieht vor allem durch die regelmäßige Meditation, die Verbindung mit einem erleuchteten Vorbild und durch die konsequente Gedankenarbeit.
Grundlegend kann man sagen, dass der Körper und der Geist von inneren Verspannungen gereinigt werden müssen. Durch Ängste und Stress setzen sich im Menschen Verspannungsstrukturen fest. Sie blockieren die natürliche Glücksenergie und letztlich auch die Erleuchtung. Jeder Mensch besitzt eine Buddha-Natur. Sie muss nur freigelegt werden. Das kann dadurch geschehen, dass man sich einfach nur dieser Buddha-Natur bewusst wird. Der Glauben an die eigene Erleuchtung kann zur Erleuchtung führen. Oder zu einem großen Ego. Davor muss man sich hüten. Deshalb ist es wichtig Grundsätze wie Demut, Bescheidenheit, Einfachheit, Natürlichkeit und Authentizität zu üben. Auch umfassende Liebe und Mitgefühl können ein Weg sein, dass Ego zu überwinden.
Seine Meinung für die einzig Richtige zu halten, ist ein Zeichen für ein großes Ego. Streit und aggressive Debatten in den Religionen sind ein Zeichen für Unerleuchtetheit und ein großes Ego. Dogmatismus ist ein Zeichen für ein großes Ego. Hüten wir uns auf dem spirituellen Weg vor einem großen Ego. Es ist die große Falle auf dem spirituellen Weg. Es führt in die Hölle und nicht in den Himmel. Symbolisch steht dafür der Teufel. Wir sind vom Teufel besessen, wenn wir ein großes Ego haben. Und leider gibt es viele große und kleine Teufel auf der Welt. Es wird Zeit das Wissen von der Erleuchtung und dem Weg der Liebe zu verbreiten. Es wird Zeit eine Welt der Liebe, des Friedens und der Erleuchtung aufzubauen.
Der Weg der inneren Reinigung erfolgt grundsätzlich über Körperübungen, Geistesübungen, Vorbild-Yoga und den Weg der umfassenden Liebe. Wir müssen Eigenschaften wie Liebe, Frieden, Glück, Weisheit und Selbstdisziplin üben. Wir sollten uns an einem erleuchteten Vorbild orientieren. Die Identifizierung mit einem erleuchteten Vorbild kann die eigene Buddha-Natur erwecken. Ich habe mich einmal vor dem Einschlafen so auf Buddha als Vorbild konzentriert, dass ich am nächsten Tag als Buddha aufgewacht bin. Der Vorbild-Yoga (Traum-Yoga) hat meine eigene Buddha-Natur aufweckt.
Grundsätzlich sollen wir Übungen für den Körper und den Geist praktizieren. Wenn wir die Verspannungen im Körper und im Geist lösen, dann beginnt oft die innere Energie zu fließen. Im tibetischen Buddhismus gibt es deshalb die vorbereitenden Übungen (Ngöndro) aus Nachdenken (Besinnen auf die Kostbarkeit des spirituellen Weges), Körperübungen (Niederwerfungen), Vajrasattva-Meditation (Vorbild-Yoga), Mandala-Opferung (Übung des Gebens) und des Guru-Yoga (Verbindung mit der Erleuchtungsenergie des Gurus). Im indischen Yoga (Hinduismus) gibt es den integralen Yoga (Swami Sivananda, Anandamayi Ma, Sri Aurobindo) aus der Verbindung von Körperübungen (Hatha-Yoga, Meditation), Geistesübungen (Jnana-Yoga/Nachdenken, Selbstbesinnung), Vorbild-Yoga (Gottheiten-Yoga, Kundalini-Yoga) und umfassender Liebe (Karma-Yoga). Durch jede dieser Übungen kann man zur Erleuchtung gelangen. Am besten macht man sie alle zusammen.
Ich habe 18 Jahre intensiv Hatha-Yoga praktiziert. Durch bestimmte Übungen in einer bestimmten Reihenfolge konnte ich meine Erleuchtungsenergie erwecken und meine Yogagruppen immer wieder ins Licht führen. Ich habe zweimal eine Yogalehrer-Ausbildung durchgeführt, bei denen alle Teilnehmer zum Schluss immer glückselig dasaßen. Ich selbst habe meine spirituelle Energie durch ganz einfache Runen-Yoga-Techniken erweckt. Daraus habe ich später die Schüttelmeditation entwickelt, die auch Osho in ähnlicher Form praktiziert hat. Westliche Menschen brauchen oft dynamische Übungen, um ihre starken Verspannungsstrukturen aufzulösen. Dazu sind auch bioenergetische Übungen (Körpertherapie) sehr hilfreich. Ich habe sie teilweise in meine Yogareihen integriert.
Spannend war es, als ich einmal gründlich über den spirituellen Weg nachgedacht habe. Es gibt den großen Streit, ob man zielstrebig üben oder sich auf das erleuchtete Sein konzentrieren sollte. Was bringt einen zur Erleuchtung, Zielstrebigkeit oder Nichtstun (Verweilen in der Ruhe, anhaftungsloses Sein)? Darüber gehen die Meinungen der erleuchteten Meister auseinander. Im Hatha-Yoga bevorzugt man eher das zielstrebige Üben und in der Satsang-Bewegung das erleuchtete Sein in der Gegenwart eines erleuchteten Meisters.
Ich habe an einem Tag so intensiv über die Frage nachgedacht, dass es nachts im Traum von alleine in mir weitergedacht hat. Mein Unterbewusstsein fand die Lösung und ich wachte erleuchtet auf. Das intensive Nachdenken im Schlaf hatte die Frage beantwortet. Für mich war das erleuchtete Sein der entscheidende Weg. Buddha war für mich das zentrale Vorbild und nicht Shiva. Aber letztlich brauchte ich beide Wege. Je nach meiner inneren Situation muss ich mich auf den spirituellen Weg oder das erleuchtete Sein (Verweilen in der Ruhe, im Nichtstun) konzentrieren. Meine Freundin Barbara empfindet letzteres als Faulheit. Aber für mich ist es gut im Schwerpunkt als fauler Yogi zu leben. Und mich bei zu viel Trägheit immer wieder zum zielstrebigen Üben zu motivieren. Und letztlich muss ich ja auch noch die Welt retten. Da gibt es jeden Tag viel zu tun. Man kann es so ausdrücken, dass ich im persönlich richtigen Gleichgewicht aus Tun und Nichtstun lebe. Und immer wieder genau hin spüre, was gerade der Weg in eine gute innere Energie ist.
Nils der Psychotherapeut
Ich habe in meinem Leben alles gelebt, was ich leben wollte. Das große Geschenk des Lebens an mich war es genau das tun zu können, was ich tun wollte. Ich hatte viele Phasen in meinem Leben und habe viel ausprobiert. Als Schüler lernte ich das Leben zu begreifen und bekam viele Prägungen von der Gesellschaft und aus meinem Elternhaus. Ich lernte die Leistungs- und die Konsumideologie kennen. Ich lernte es, dass ich minderwertig und zu nichts zu gebrauchen sei. Ich sehnte mich nach Liebe und Anerkennung.
Dadurch begann ich bereits im Alter von 16 Jahren mich intensiv mit der Psychologie zu beschäftigen. Ich belegte Kurse an der Volkshochschule und las viele Bücher. Zunächst war ich ein Anhänger von Sigmund Freud und seiner Psychoanalyse. Leben ist streben nach Lustgewinn. Die meisten Probleme kommen aus der Verdrängung der Sexualität. Man muss sein Unterbewusstsein erforschen, wenn man sich selbst begreifen will. Später erkannte ich, dass die Psychoanalyse weitgehend ein Irrweg ist. Zwar führt sie dazu sich selbst und seine Probleme gut analysieren zu können. Ihr fehlt aber die spirituelle Perspektive. Sie wühlt vorwiegend im Negativen herum und verstärkt dadurch das innere Unglück. Das konnte ich gut bei einer Freundin beobachten, die eine jahrelange Psychoanalyse gemacht hat und dadurch immer unglücklicher wurde.
Ich begann mich mit der Politik zu beschäftigen, weil ich eine Welt der Liebe, des Friedens und des Glücks wollte. Ich machte in der Politik Karriere. Als Student wurde ich der Vorsitzende des sozialistischen Studentenbundes in Hamburg. Dadurch lernte ich große Reden zu schwingen und Gruppen zu leiten. Wir strebten eine glückliche Welt an, aber scheiterten daran uns selbst glücklich zu machen. Die meisten Sozialisten hatten eine kaputte Psyche und verloren sich in endlosen Streitigkeiten. Ich versuchte eine positive Psycho- und Diskussionskultur in meinem Verband aufzubauen. Das fand bundesweit Beachtung. Ich galt als der Psychologe unter den Sozialisten. Aber letztlich scheiterte ich. Enttäuscht verließ ich die Politik, kurz bevor ich vor dem großen Karrieresprung als Berufspolitiker stand.
Mein Interesse wandte sich dem Inneren zu. Zwar hatte ich zunächst Jura studiert und war Rechtsanwalt geworden. Aber im Alter von 30 Jahren entdeckte ich den spirituellen Weg. Wenn ein Mensch in seinem Leben glücklich werden will, dann muss er sein inneres Glück pflegen. Nach der Glücksforschung kommt das Glück eines Menschen zu 90 % aus seinem Inneren (der Psyche und den Genen) und nur zu 10 % aus seinen äußeren Umständen. Also suchte ich nach Techniken mein inneres Glück zu entwickeln. Da bot sich die Psychologie an. Ich machte eine dreijährige Ausbildung zum Psychotherapeuten in Rational-Emotiver-Therapie. Das ist eine Form der Verhaltenstherapie, die sich vorwiegend mit den Gedanken und Gefühlen beschäftigt. Man erforscht seine Gefühle, findet die Gedanken, die diese Gefühle verursacht haben, und ersetzt sie durch hilfreiche Gedanken. Das ist auch der zentrale Ansatz des Buddhismus für den Weg der Erleuchtung.
Der Rational-Emotiven-Therapie fehlt allerdings das spirituelle Ziel. Sie versucht die Menschen alltagstauglich zu machen, indem sie leidverursachende Gedanken durch rationale Gedanken ersetzt. Sie konfrontiert übertriebene Ängste mit der Realität und überwindet sie so oft. Sie besiegt Süchte, indem sie ein hilfreiches Verhalten trainiert. Ich habe später diesen therapeutischen Ansatz durch das positive Denken und spirituelle Techniken (Körperarbeit, Meditation) ergänzt. Dadurch erwies er sich als relativ erfolgreich. https://de.wikipedia.org/wiki/Rational-Emotive_Verhaltenstherapie
Die Ausbildung zum RET-Therapeuten habe ich durch eine Focussing-Ausbildung ergänzt. Beim Focussing geht es darum sich noch stärker auf den Körper und die Gefühle zu fokussieren, um sich genau spüren zu können. So findet man den persönlich passenden Weg. https://de.wikipedia.org/wiki/Focusing
Meinen geistbetonten therapeutischen Ansatz habe ich dann durch körpertherapeutische Methoden vertieft. Ich hatte festgestellt, dass Yoga, Sport und regelmäßiges Gehen mir halfen, zu mir zu kommen und inneren Frieden zu finden. Ich machte eine Ausbildung als Shiatsu-Therapeut (Massage) und belegte viele bioenergetische Workshops. https://de.wikipedia.org/wiki/Bioenergetische_Analyse
Aus meinen vielen Ausbildungen habe ich dann letztlich den für mich am besten passenden Weg aus Meditation, Yoga, Gehen und Gedankenarbeit entwickelt. Bei der Gedankenarbeit kommt es darauf an einen hilfreichen Gedanken zu finden. Das kann ein rationaler und auch ein positiver Gedanke sein. Gut ist das, was hilft. Diesen Gedanken kann man in Gesprächen und in einer Selbsterforschung finden. Ich denke immer wieder regelmäßig über mein Leben nach, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Dieser Weg wird durch meine spirituellen Ziele bestimmt.
Nach meiner Ausbildung arbeitete ich einige Jahre als Psychotherapeut. Ich gab Einzeltherapien bis ich feststellte, dass mir die Arbeit mit Gruppen mehr liegt. Ich habe dann zehn Jahre therapeutische Gruppen zum Stichwort positives Denken an einem Gesundheitszentrum und an der Volkshochschule geleitet. Am Anfang war ich sehr erfolgreich. Meine Gruppen waren überfüllt. Ich hatte damals eine starke Ausstrahlung und den Menschen viel zu geben. Aber dann kam ich in einen starken spirituellen Reinigungsprozess. Meine Energie wurde im Inneren verbraucht und fehlte mir im Außen. Das merkten auch die Menschen. Sie reagieren sehr stark auf die Ausstrahlung und die Energie eines Menschen. Es kamen nur noch wenige Menschen in meine Gruppen und ich gab im Jahr 2000 meine therapeutische Arbeit auf. Dafür arbeitete ich verstärkt als Schriftsteller. Das Leben ist ständige Veränderung.
In meiner Zeit als Psychotherapeut war es sehr glücklich, dass ich damals eine hochkompetente Freundin hatte, die sich auch für Psychologie und Buddhismus interessierte. Sie hatte eine Ausbildung als Gestalttherapeutin gemacht, sich dann dem positiven Denken zugewandt und arbeitete als Gesprächstherapeutin. Buddhistisch war sie eine Anhängerin von Thich Nath Hanh. Wir hatten viele gute Gespräche. Wir haben uns beide psychotherapeutisch sehr bereichert. Aber auch dieser Weg endete, wie jeder Weg einmal endete.
Ich konzentrierte mich auf meine Arbeit als Yogalehrer und fand dort eine passende Freundin. Und jetzt lebe ich als Einsiedler im Wald mit meiner Einsiedlerfreundin. Wir verbinden spirituelles und therapeutisches Wissen bei unserer Arbeit mit den Menschen. Unser therapeutisches Wissen hat uns geholfen auch unter schwierigen Bedingungen eine glückliche Beziehung aufzubauen. So ist mein Leben bis jetzt immer noch rund, obwohl es auch viele schwierige Phasen gab. Leben ist Leiden, das letztlich erst in der Erleuchtung endet. Wie es Buddha gelehrt hat. Für mich ist es eine wichtige Erkenntnis, dass man den spirituellen Weg mit psychologischen Wissen verbinden muss. Nur wer ein gutes Gespür für sich selbst und viel psychologisches Wissen hat, kann den spirituellen Weg effektiv gehen.
Lebe erleuchtet

Wie kann ich mein Leben, meine Erfahrungen und meine Lehre in wenigen Worten zusammenfassen? Kurz gesagt: Lebe erleuchtet. Erleuchtung ist der tiefere Sinn des Lebens. Ein nichterleuchtetes Leben ist ein vergeudetes Leben. Wenn du erleuchtet bist, kann du alles tun was du willst. Am besten widmest du dann dein Leben der Erleuchtung deiner Mitmenschen. Darauf weisen uns die großen Vorbilder wie Buddha, Krishna, Jesus, Sokrates und Laotse hin.
Wenn du nicht erleuchtet bist, wird es schwierig. Dann musst du deinen Weg der Erleuchtung finden. Dann solltest du so leben, dass du jeden Tag ein Stück zur Erleuchtung wächst. Was bedeutet Erleuchtung? Erleuchtung bedeutet innerer Frieden, Glück, Kraft, Liebe und Einheitsbewusstsein. Wir sehen uns nicht getrennt von der Welt, sondern als Teil der Welt. Wir sind eins mit der Natur, mit allem und mit uns selbst. Das ist das Ziel. Und was ist der Weg? Der Weg ist sehr unterschiedlich, sehr individuell. Zuerst lernt man von den Erleuchteten der Welt. Dann findet man seinen eigenen Weg. Und dann praktiziert man konsequent bis zum Ziel. Wer konsequent in der Wahrheit und der Liebe lebt, erreicht eines Tages das Ziel. Das ist sicher. Es ist nur eine Frage der Zeit.
Mein Weg besteht aus fünf Techniken: 1. Besinne dich jeden Tag spirituell. Richte deinen Geist auf die Erleuchtung aus. Orientiere dich an einem spirituellen Vorbild wie Buddha, Jesus oder Krishna. Verbinde dich geistig mit einem realen erleuchteten Meister. Lies in einem spirituellen Buch. Denke ein Mantra. Beginne den Tag mit einem spirituellen Gedanken. Achte den ganzen Tag auf deine Gedanken und Gefühle. Mein täglicher spiritueller Satz ist ganz einfach: „Ich gehe den spirituellen Weg. Heute ….“ Ich füge dann etwas ein, was ich auf meinem Weg gerade brauche.
2. Meditiere jeden Tag. Du kannst im Sitzen, im Liegen oder im Gehen meditieren. Du kannst Yoga machen, beten oder spirituelle Lieder singen. Du kannst dich als Göttin, Buddha oder Bettler (als Nichts) visualisieren. Du kannst mit geschickten Mitteln deine Kundalini-Energie (Erleuchtungsenergie) aktivieren. Du kannst drei Minuten, dreißig Minuten oder drei Stunden meditieren. Aber meditiere. Ein Buddha lebt dauerhaft in der Meditation. Er verbindet Meditation und Leben im Alltag. Ohne Meditation gibt es kein Leben in der Erleuchtung.
3. Gehe spazieren. Treibe Sport. Praktiziere Yoga, Chi Gong, Karate oder einen anderen Sport. Sport hält den Körper gesund und gibt dem Geist Kraft. Der Hauptweg Buddhas zur Erleuchtung war es im ständigen Wechsel zu gehen und zu meditieren. Ich gehe dreimal am Tag in der Natur spazieren. Ich gehe schnell oder langsam, wie ich es gerade brauche. Durch schnelles Gehen löst man inneren Stress. Durch langsames Gehen kommt man zur Ruhe und kann die Natur genießen. Ich verbinde das tägliche Gehen mit spirituellen Übungen (Mantra, Visualisierungen, Atemtechniken).
4. Lebe in der Liebe. Öffne dein Herzchakra. Tue dir etwas Gutes. Tue deine Mitmenschen etwas Gutes. Denken das Mantra: „Mögen alle Wesen glücklich sein. Möge es eine glückliche Welt geben. Möge es eine Welt des Friedens, der Liebe, des Glücks und der Weisheit geben.“ Denke dieses Mantra so oft, bis du in die Liebe kommst. Sende deine Mitmenschen Licht und Liebe. Vergebe deinen Feinden. Was ist heute deine gute Tat für das Glück und die Erleuchtung deiner Mitmenschen?
5. Lebe glücklich. Was musst du heute tun, damit in dir Glück entsteht? Der Hauptweg zum inneren Glück ist das positive Denken. Es gibt viele Wege des positiven Denkens. Wichtig ist es positives Denken mit Weisheit zu verbinden. Wir verdrängen nicht unsere Probleme, sondern lösen sie. Wir verdrängen nicht unsere Gefühle, sondern leben sie. Wir leben so, dass negative Gefühle wie Wut, Angst, Sucht und Trauer heilen. Wir fördern positive Gefühle durch positive Gedanken und positive Handlungen. Wir tun etwas, was uns Spaß bringt. Wir hören schöne Musik, sehen einen schönen Film oder essen etwas Schönes. Wir treffen nette Menschen und feiern das Leben. Was ist die Essenz des glücklichen Lebens? Erstaunlicherweise die Demut, die Bescheidenheit und die Genügsamkeit in äußeren Dingen. Auf dieser Basis kann sich am besten ein glückliches Leben entwickeln. Wir leben äußerlich einfach und innerlich reich. Das ist die Essenz des spirituellen Weges.
Gedanken beim Spazierengehen
Heute dachte ich beim Spazierengehen über den Weg der buddhistischen Meditation nach. Die buddhistische Meditation verbindet die Konzentration auf den Atem mit der Achtsamkeit auf den Körper, den Geist, die Gedanken und die Gefühle. Aus meiner Sicht reinigt die Konzentration auf den Atem den Menschen von seinen inneren Verspannungen. Sie verstärkt die Energie im Körper.
Ich praktiziere normalerweise beim Gehen die Feueratmung. Ich atme schnell und gehe allen inneren Stress heraus. Dadurch reinige ich meinen Körper und meinen Geist schnell von inneren Verspannungen und lade mich mit spiritueller Energie auf. Zuerst bin ich vorwiegend im Geist. Wenn ich ruhiger werde, geht meine Energie in meinen Körper. Ich kann meinen Körper beim Gehen spüren.
Wenn meine Energie noch mehr wird, dann fließt sie über meinen Körper hinaus in meine Umwelt. Ich kann plötzlich die Natur um mich herum spüren. Ich werde eins mit der Natur. Ich trete in ein Einheitsbewusstsein ein. In mir entstehen Frieden und Glück. Mein Geist wird positiv und ich denke vorwiegend positiv.
Ich verbinde mich energetisch mit den Menschen in meinem Leben. Ich spüre sie über jede Distanz durch die energetischen Verbindungen. Ich nehme auch die Menschen und ihre Energien wahr, die mir beim Gehen begegnen.
Ich verstärke meine Energie, indem ich mich als Buddha visualisiere. Das aktiviert meine Kundalini-Energie. Ich bin in einer starken Energie. Jetzt besteht die Gefahr, dass ich am spirituellen Ego hafte. Ich empfinde mich als großartigen Buddha, der spirituell weit entwickelt ist. Deshalb ist es laut tibetischem Buddhismus wichtig danach die Stufe der Leerheit zu praktizieren. Ich löse alle Vorstellungen auf. Ich erkenne alle äußeren Erscheinungen als vergänglich, ohne wahre Identität, als einen falschen Traum. Ich erkenne mich als bedeutungslos, ein Nichts. Ich komme ins Ich Bin. Ich bin einfach nur da, Energie, Licht, Präsenz des reinen Bewusstseins.
Aber auch da bleibe ich nicht stehen. Es gibt viel Leid auf der Welt. Es gibt viele Menschen, die nicht erleuchtet sind und am Leben leiden. Es ist wichtig eine Welt der Liebe, des Friedens und des Glücks aufzubauen. Es ist wichtig allen Menschen auf dem Weg der Erleuchtung zu helfen, die diesen Weg gehen wollen. Deshalb entscheide ich mich als Bodhisattva zu leben und in der Welt aktiv zu sein. Ich komme aus der glücklichen Ruhe in die aktive Liebe. Ich überlege, was im Moment meine Aufgabe ist. Und tue das, was zu tun ist. Und erkenne auch das als einen vergänglichen Traum.
Die Einheit aller Religionen und der individuelle Weg
Der Dalai Lama hat erklärt, dass es nur eine Religion gibt, die Religion der Liebe: „Ich glaube, dass die einzig wahre Religion darin besteht, ein gutes Herz zu haben.“ Der Dalai Lama engagiert sich für die Zusammenarbeit aller Religionen der Welt. Er trifft sich oft mit religiösen Führern aus dem Christentum, dem Islam und dem Hinduismus. Unter den Buddhisten ist der Dalai Lama die herausragende Persönlichkeit, die sich für die Einheit aller Religionen engagiert.
Ich lehre die Einheit aller Religionen, weil ich das als den für mich persönlich richtigen Weg gefunden habe. Das Wissen aller Religionen der Welt gehört der Menschheit insgesamt. Jeder darf die Techniken praktizieren, die für ihn persönlich gut passen. Er kann sich aus allen Religionen das Beste heraus suchen oder eine spezielle Religion zu seinem Hauptweg machen. Religionskriege und Kämpfe sollten der Vergangenheit angehört. Es sind letztlich nur Egokämpfe. Die Religion der Zukunft ist die Religion der Liebe und der Toleranz.
In einer Vision sah ich vor 27 Jahren, wie ich versuchte die Kräfte der Liebe und der Toleranz in der spirituellen Szene zu stärken. Ich sah mich mit meinem Sohn auf einem interspirituellen Kongress. Ich hielt einen Vortrag. Neben mir saßen auf dem Podium die Vertreter verschiedener Religionen, ein Schwarzer, ein Weißer und ein Indianer. Wir traten für eine Welt der Liebe ohne Rassismus und Religionskriege ein. Ich war dort als Vertreter des Neohinduismus, der entsprechend des Gründers Ramakrishna für die Einheit aller Religionen eintrat. Ramakrishna ist persönlich den Weg des Hinduismus, des Islam und des Christentums gegangen und hat dabei erkannt, dass alle Weg zur Erleuchtung führen. Dementsprechend kann man Yoga mit dem Hinduismus, dem Christentum und dem Buddhismus verbinden, wie es heute im Westen vielfach geschieht.
Ob ich eines Tages auf einem Podium einen Vortrag halten werden, weiß ich noch nicht. Es ist noch nicht absehbar. Was ich sehe ist, dass ich auf Facebook Gruppen im Yoga und im Buddhismus gegründet habe, in denen ich die Liebe und die Toleranz lehre. Des Weiteren habe ich viele Bücher über den spirituellen Weg geschrieben. Ich engagiere mich für das Weltparlament der Religionen, das allerdings derzeit vorwiegend in Amerika stattfindet. Vielleicht werde ich eines Tages mit meinem Sohn in die USA reisen, um an einem der Treffen teilzunehmen. Und vielleicht finden dadurch Vater und Sohn wieder zusammen.

Der alte Meister wird 70 Jahre alt
Heute bin ich siebzig Jahre alt geworden. Am Nachmittag kommt Barbara und bringt Kuchen mit. Dann feiern wir zusammen. Ich denke über mein Leben nach. Siebzig Jahre sind eine lange Zeit. Viele Menschen sterben früher. Insofern bin ich dankbar für mein langes Leben. Und es war auch ein gutes Leben. Ich konnte das leben, was ich gerne leben wollte. Ich habe viel in meinem Leben ausprobiert. Ich habe studiert. Ich hatte eine Familie. Ich war Rechtsanwalt, Psychotherapeut und Yogalehrer. Ich habe viele Gruppen geleitet. Das hat mir viel Spaß gebracht. Ich habe nach dem tieferen Sinn des Lebens gesucht. Ich traf Epikur, Buddha, Jesus, Shiva und Laotse. Ich hatte viele erleuchtete Meister, die mir auf meinem Weg geholfen haben. Sehr dankbar bin ich für ihre Bücher, mit denen sie ihr Wissen aufgeschrieben und weitergegeben haben. Und ich spüre auch die Hilfe auf meinem Weg, die aus einer höheren Bewusstseinsdimension im Kosmos kommt. Meine Meister führen und helfen mir auf meinem Weg, egal ob sie noch auf der Erde weilen oder vom Jenseits aus wirken.
Der Weg der Erleuchtung ist aus meiner Sicht ewig. Es gibt viele Stufen. Man kann sich immer weiter entwickeln. Die erste große Stufe ist es, wenn man Weisheit erlangt. Wer das spirituelle Ziel und seinen spirituellen Weg kennt, ist gesegnet. Er wächst ins Licht. Er wird ewig ein Licht sein und von Leben zu Leben weiter ins Licht wachsen. Bis er die Stufe der großen erleuchteten Meister erlangt. Nach meiner Erfahrung verfügen sie über die Fähigkeiten der Allgegenwart, der Allwissenheit und der Allmacht. Sie können alle Menschen sehen, die sich mit ihnen verbinden. Sie wissen genau, was jeweils zu tun ist. Und sie können mit ihren spirituellen Energien jederzeit optimal helfen. Sie können uns Kraft, Frieden, Liebe, Heilung und Weisheit geben. Sie können uns sogar Erleuchtungsenergie übertragen und uns die Erfahrung der Erleuchtung machen lassen. Mir haben sie gezeigt, dass es im Jenseits einen Ort höchsten Glücks gibt. Diesen Ort kann man Nirvana, Paradies, Licht oder Reines Land nennen. Dieser Ort ist das Ziel aller Seelen. Dort kann man ewig in einem unermesslichen Frieden, Glück und in der Liebe leben. Das war die größte Gnade in meinem Leben, dass ich diesen Ort kennenlernen durfte.
Der Uhu und das Ego
Gestern Abend hörte ich im Wald einen Uhu laut rufen. Ein Uhu ist eine große Eule. Die Eule symbolisiert Weisheit. Ich nehme das als Zeichen für einen Fortschritt auf dem spirituellen Weg. Und tatsächlich öffnete sich heute morgen ein Energietor im Unterbauch. Plötzlich trat ich in einen hohen Energiezustand ein. Meine Welt veränderte sich völlig. In mir waren Frieden und Glück. Mein Ego wurde weniger und ich war mehr in einem Einheitsbewusstsein. Was ist das Ego? Das Ego ist eine innere Verspannung. Sie entsteht durch Anhaftung und Ablehnung, durch Sucht und Angst. Durch das Ego lernt man es gut für sich zu sorgen. Durch das Ego entsteht Weisheit. Durch das Ego funktioniert die Welt. Aber zu viel Ego zerstört die Welt. Durch das Ego erkennt man: „Ich bin ich“. Ohne Ego ist man reines Bewusstsein. Man denkt nur noch : „Ich bin.“
Kann man ohne Ego leben? Man braucht ein Ego um Weisheit und Selbsterkenntnis zu entwickeln. Aber wenn man Weisheit entwickelt hat, dann kann man auch ohne oder mit wenig Ego in der Welt leben. Man lebt mehr in einem ganzheitlichen Bewusstsein. Es würde der Welt sehr gut tun, wenn mehr Menschen in einem ganzheitlichen Bewusstsein leben. Wenn die Verspannungen im Körper und im Geist weniger werden, dann lebt man glücklicher, weil die Energie mehr fließt. Das konnte ich heute deutlich spüren. Das Leben wird zu einem Spiel der Glücksenergie.
Bei bestimmten Körperpositionen entstand starker Frieden und Glück. Es war lustig, damit zu spielen und mich immer wieder auf eine andere Weise hinzusetzen. Wenn ich die Hände vor den Bauch legte, entfaltete sich die Kundalini-Energie im Bauch und stieg im Körper bis in den Kopf auf. Wenn ich eine Hand vor dem Herzchakra hielt, konnte ich mich mit allen Wesen um mich herum verbinden. Beim Spazieren gehen im Wald verstärkte sich die Energie noch. Es war so als ob ich durch ein Meer aus Energie schritt. Ich konnte nur langsam gehen, weil es immer so viel Energie zu bewegen gab.
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